zdf politbarometer I 2019 forschungsgruppe wahlen 10203a4881Grüne legen deutlich zu / Große Mehrheit: Staat unternimmt zu wenig gegen Internet-Kriminalität

Eric Fischling

Mainz (Weltexpresso) - Zum Jahresende hat die CDU eine neue Vorsitzende gewählt. Neuwahlen stehen auch bei der CSU ins Haus. Die SPD berät über ihren weiteren Kurs in einer Klausur. Die FDP hat sich auf ihrem traditionellen Dreikönigs-Treffen für das Wahljahr 2019 positioniert. Vor allem die Grünen kommen gestärkt aus der Weihnachtspause.

Projektion:

Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die CDU/CSU auf 29 Prozent (minus 1), die SPD fiele wieder auf ihren historischen Tiefstwert von 14 Prozent zurück (minus 1), die AfD läge ebenfalls bei 14 Prozent (minus 1), die FDP könnte sich auf 8 Prozent (plus 1) verbessern, die Linke käme auf unveränderte 9 Prozent, die Grünen erreichten 21 Prozent (plus 2) und die anderen Parteien zusammen 5 Prozent (unverändert). Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen als einziges Zweier-Bündnis eine parlamentarische Mehrheit.


Hält die Koalition bis zum Ende der Legislaturperiode?

Auch wenn die Projektionswerte für die Koalitionsparteien weiter sehr schlecht ausfallen, hat die Erwartung deutlich zugenommen, dass die Koalition bis zum Ende der Legislaturperiode 2021 halten wird. Glaubten im November nur 53 Prozent an ein politisches Überleben von Schwarz-Rot, während 41 Prozent dies bezweifelten, meint jetzt eine deutliche Mehrheit von 69 Prozent, dass die amtierende Koalition bis zur regulären Bundestagswahl 2021 halten wird (nicht halten: 25 Prozent; Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht").


Verhältnis von CDU und CSU

Diese veränderte Erwartung hängt auch mit den versöhnlichen Tönen aus der CSU zusammen. Zwar meint weiterhin eine deutliche Mehrheit (66 Prozent), dass CDU und CSU in wichtigen politischen Fragen eher zerstritten sind als einig (28 Prozent). 32 Prozent aber glauben, dass das Verhältnis zukünftig eher besser wird und nur 10 Prozent, dass es sich verschlechtern wird (unverändert: 51 Prozent). Bei den Unions-Anhängern erwartet jeder Zweite (49 Prozent) eine Verbesserung des Verhältnisses und nur 7 Prozent eine Verschlechterung (unverändert: 42 Prozent).


Top Ten der Politiker

Die beste Bewertung der nach Meinung der Befragten zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker erhält weiterhin Wolfgang Schäuble. Er erreicht auf der Skala von +5 bis -5 einen verbesserten Durchschnittswert von 1,5 (Dez.: 1,3). Danach folgen Angela Merkel mit 1,4 (Dez.: 1,3) und Annegret Kramp-Karrenbauer ebenfalls mit 1,4 (Dez.: 1,3), Robert Habeck mit unveränderten 1,3, Olaf Scholz mit unveränderten 0,9, Heiko Maas mit nur noch 0,5 (Dez.: 0,7), Christian Lindner mit unveränderten 0,4 und Friedrich Merz mit 0,1 (Dez.: 0,2). Weiter im Negativbereich befinden sich Andrea Nahles mit minus 0,3 (Dez.: minus 0,4) und Horst Seehofer mit minus 0,9 (Dez.: minus 1,2).


Datensicherheit und Hacker

Gleich zu Jahresbeginn erlebte Deutschland eine umfassende Veröffentlichung gehackter privater Daten von Politikern und Prominenten. Diese Vorfälle haben die Aufmerksamkeit auf die Sicherheit privater Daten im Netz gelenkt. Dass private Daten im Internet (sehr) sicher sind, meinen nur 16 Prozent, 79 Prozent sehen Sicherheitsprobleme. Auch bei diesem Thema wird jetzt vor allem der Staat in die Pflicht genommen: So sagen 75 Prozent, dass der Staat nicht genug für die Bekämpfung der Internet-Kriminalität tut (genug: 15 Prozent). Gut jeder zweite (54 Prozent) hingegen meint, dass er selbst genug für den Schutz seiner Daten im Internet unternimmt, 30 Prozent geben an, dass sie selbst da nicht genug tun und 16 Prozent sind von dieser Problematik nicht betroffen oder können es nicht beurteilen.


Brexit

Nächste Woche fällt in Großbritannien die Entscheidung zum ausgehandelten Austrittsvertrag mit der EU. Sollte es dafür keine Mehrheit geben, droht ein ungeregelter Brexit. Wenn es dazu kommen sollte, dann rechnen 80 Prozent aller Befragten mit (sehr) großen Problemen für Großbritannien (nicht so große oder keine Probleme: 12 Prozent). Für die EU werden von immerhin 50 Prozent ebenfalls (sehr) große Problem für diesen Fall erwartet (nicht so große oder keine Probleme: 43 Prozent).

Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 8. bis 10. Januar 2019 bei 1.267 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei werden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 30 Prozent, SPD: 15 Prozent, AfD: 10 Prozent, FDP: 9 Prozent, Linke: 8 Prozent, Grüne: 26 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 25. Januar 2019.

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