K judische friedhoe uni potsJüdische Friedhöfe nur für Gemeindemitglieder?

Yves Kugelmann

Landshut (Weltexpresso) - Januar  2019. Eine Jüdin wird zu Grabe getragen auf dem städtischen Friedhof. Einen anderen gibt es nicht mehr in der kleinen bayrischen Stadt. Die Trauergemeinschaft folgt dem Sarg vorbei an vielen Grabsteinen mit jüdischen Namen inmitten von hauptsächlich katholischen Gräbern. Landshut blickt auf eine lange jüdische Präsenz seit dem 12. Jahrhundert.

Eine bewegte Geschichte zwischen früher Verfolgung, dann wiederum Schutz durch den Herzog und einem ambivalenten Zusammenleben. Synagogen gibt es keine mehr, auch keine jüdische Gemeinde. Nach dem Holocaust gab es keine jüdische Präsenz mehr. Einige Stolpersteine erinnern noch an die einstigen jüdischen Bewohner. Und doch leben wieder Jüdinnnen und Juden in der Umgebung. Im Dezember noch feierte eine  junge Frau ihre Bat Mizwa mit 27 Jahren. Nun findet also eine Jüdin ihre letzte Ruhe. Sie war nicht Mitglied in einer jüdischen Gemeinde. Wie so viele. Da stellt sich immer wieder eine Kernfrage: Jüdische Friedhöfe bleiben Mitgliedern jüdischer Gemeinden vorbehalten. Ist das mit der Halacha vereinbar? Nichtmitglieder können sich einkaufen in der Regel für Teures Geld. Viele können sich dies nicht leisten. Manche Gemeinden machen Ausnahmen und zeigen sich Kulanz. Doch ewige Grabesruhe kann es nicht zum Nulltarif geben. Für viele ein Dilemma. Sie sind jüdisch, wollen jüdische leben - doch nicht im Rahmen einer Gemeinde. - Die Trauergemeinde steht vor dem Grab an diesem kalten Januartag. Der Sarg wird eingelassen, ein junge Frau singt das Trauergebet «Kel Male Rachamim» gefolgt vom Kaddisch.

Foto:
© uni-potsdam.de

Info:
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 1. Februar 2019