Konferenz 2019 05 08 Kopftuchweb1Der Islamismus ist eine auf die Welt bezogene Rechtsideologie, keine genuin innerreligiöse Spielart

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Als eigentlicher Gewinn des Kopftuch-Kongresses kann die über den gesamten Kongress ermittelte Tatsache betrachtet werden, dass es der politische Islam ist, der, weil er die absolute Weltmacht und das Wahrheitsmonopol beansprucht, die in die Katastrophen treibenden gesellschaftlichen Verhältnisse in Afrika, im Nahen und Fernen Osten zu verantworten hat.

Es ist eben kein moderater sufistischer Islam, der die Spitze des Islams auf den Wegen gegenwärtiger islamischer Kultur bildet.

Religiöse Gebilde sind grundsätzlich politisch hochgefährliche Instrumente patriarchalisch-autoritärer Einstellungsmuster in männerdominierten Gesellschaften. Verbale Ausreißer uralter Päpste geben hierfür immer noch Bespiele ab. Wehe, wenn sie Gelegenheit bekommen, sich ungehindert ihren Perversionen hinzugeben. Diesem Debakel auch der orientalischen Welt verdanken sich die arabischen Diktaturen (wie Ägypten), die mit absoluter Repression dem absoluten Machtanspruch des Islamismus entgegentreten, für den die Muslimbrüder als Original gelten. Auch Länder wie Pakistan und Indonesien werden immer mehr in den Strudel des politischen Islam gezogen, bzw. gebombt. Dieser könnte als Geschäftsmodell in männerdominierten Gesellschaften bezeichnet werden, die sich dem evolutionären menschheitlichen Fortschritt – völlig unabhängig von Religion – verschließen.


Frauenfeindlichkeit geht immer

Gleichwohl, auch die europäischen, säkular gewendeten Gesellschaften sind noch patriarchalisch. Die Freisinnigen-Partei FDP drückt sich um diese Tatsache herum. Sie repräsentiert keine moderne säkulare, sondern eine exzedierende Partei von Machos (wie in Gestalt von Kubicki und Lindner), die sich mit nur herzlich wenigen femininen Einsprengseln aufhübscht. Auch die neue katholische Frauen-Bewegung Maria 2.0, die Frauenrechte in der Männerreligion einfordert, erinnert an eine jahrhundertealte verdrängte Schieflage in den der Welt positiv zugewandten Gesellschaften.

Die säkularen Staaten dürfen sich keinesfalls vom Zentralrat der Muslime - der sich dreist nach dem Zentralrat der Juden benannte - , von Moschee-Vereinen, die von der Erdogan-Türkei gesteuert werden, wie auch von der DiTiB – der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion - und von salafistischen Hinterhofmoscheegebilden an der Nase herumführen und blenden lassen. Die Hessische Landesregierung hat sich mit dem islamischen Religionsunterricht, der aus islamischen Diktaturen seine Ordres erhält, verladen lassen.


Innerdeutscher Kopftuchstreit

Es kann nicht sein, dass muslimische Kinder und Jugendliche, die weder die mit 14 Jahren eintretende, noch die persönlich-politische Mündigkeit   erlangt haben, von einem stocksteifen, repressiven Islam mit stigmatisierenden Kopftüchern überzogen werden. Dahinter verbirgt sich das Kalkül, dass Kinder, die im Kindesalter das Kopftuch als Uniform anerzogen bekommen haben, später nicht dagegen sein werden, weil sie es ihnen als Konvention frühzeitig eingetrichtert wurde. Susanne Schröter, die den Siegeszug des politischen Islam erforscht hat, weiß ebenso wie Lehrerinnen, die an Schulen mit fast 100 Prozent Migrationshintergrund tätig sind - wie die auf dem Kongress ebenfalls vortragende Ingrid König, die einen Brandbrief an das Hessische Kultusministerium geschrieben hatte -, dass religiöses Mobbing gegen Mädchen, die an Schulen kein Kopftuch tragen, vielfach verbreitet ist. Brüder und andere Jungs haben zu Hause gelernt, dass sie als Prinzen, für die sie gelten, auserkoren sind, Weisungsbefugnisse auszuüben und Sanktionen als Vertreter des männlichen Geschlechts zu exekutieren.


Der Körper der Frau sei Haram

Damals, in den Neunziger bis 2000er Jahren, hätten Mädchen mit Kopftuch noch keine wesentliche Rolle gespielt, so konnte Frau König berichten. Inzwischen ist es zum religiösen Symbol eines autoritären, menschenfeindlichen Islam geworden. Mit diesem Diktat geht auch die aufgezwungene Dispens vom Schwimmunterricht und den Klassenfahrten einher. Mit 14 soll das Kopftuch etabliert sein. Ausbildung setze hingegen ein selbstbestimmtes Leben voraus, aber das sei den islamistischen Autoritäten Frevel.

Zu lange sei im Namen einer falschen Toleranz und einer verordneten Fremdenliebe weggeschaut worden, so lautete das Diktum Alice Schwarzers; es sei nach dem Motto gegangen: „na, ist doch nur ein Stückchen Stoff wie das Kreuzlein um den Hals“ und weiter noch sei gefordert worden: „Wir privilegierten Feministinnen sollten uns gefälligst raushalten. Das sind eben andere Sitten und ein anderer Glaube“.

Schwarzer bezeichnet dieses schnöde Verhaltensmuster als ‘Kulturrelativismus‘, als eine Kulturfalle. Ihre algerische Familie fordere hingegen den Westen auf, „doch bitte die Menschenrechte für alle gelten zu lassen und anzustreben“. Dieser Satz rief ausdrücklich beifälliges Klatschen in den Räumen des Kongresses hervor. Denn das universelle Menschenrecht ist unteilbar.

In ihrem Buch ‚Der Schock‘ kommt Alice Schwarzer zu dem Ergebnis, dass die Vorkommnisse auf der Kölner Domplatte eine politische Demonstration gewesen seien. Wofür? – Dafür, dass nach Ansicht der Herren der Schöpfung eine Frau abends nichts auf der Straße zu suchen habe.


Die Kampagne zielte auf die demokratische Streitkultur

Die Frauenrechtlerinnen Susanne Schröter, Ingrid König, Alice Schwarzer und Necla Kelek treten aus verständlichen Gründen für das Verbot des Kopftuchs im öffentlichen Dienst und für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren an Schulen ein. Wer das aus juristischen Erwägungen anzweifelt, stellt die Religion höher als das Recht. In die geforderte Vorschrift sollten auch Ausbildungsunternehmen einbezogen werden.

Im Vorfeld des Kongresses wurde gegen Susanne Schröter eine Kampagne geführt. Der Vorwurf gegen sie war: ‚antimuslimischer Rassismus‘, der übrigens zum Teil auch in linken Kreisen vertreten wird. Hierbei handelt es sich um einen Stinkefinger gegen die westliche Kultur – rechts und links sind darin vereint. Der Vorwurf ist zur Keule gegen missliebige Forschungen geworden. Zunehmend wird der Vorwurf des Rassismus von rechts auch als Retourkutsche umgehend zurückgeworfen.

Die Religionen müssen sich historisch-kritisch aufarbeiten, um für eine Rolle in demokratisch verfassten Staaten, die die Würde des Menschen ohne Rücksicht auf Bekenntnisse anerkennen, kompatibel gemacht werden. Die Zulassung des Kopftuchs als religionspolitisches Symbol an Schulen ist ein fragwürdiges Menschenrecht für Eltern, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Auch die extreme Linke bringt teilweise das Recht des Kopftuchtragens instrumentalisierend gegen die westliche Kultur in Stellung, indem auch sie mit dem Rassismusvorwurf operiert.


Foto ©
Veranstalter ‚Kopftuch-Konferenz‘

Info:
Die Teile der Kopftuchkonferenz am 08.05.2019 online:
Das islamische Kopftuch – Symbol der Würde oder der Unterdrückung?

Informationen:
https://www.normativeorders.net/de/component/content/article/69-veranstaltungen/7087-das-islamische-kopftuch-symbol-der-wuerde-oder-unterdrueckung


Teil I - 10:00 - 12:00 Uhr
https://video.uni-frankfurt.de/Mediasite/Play/65ab59531cdb47f49afe5622a6b4b0181d

Teil II - 13:00 - 14:30 Uhr
https://video.uni-frankfurt.de/Mediasite/Play/b8a77abb116f4eea804e8bf9a573e7f91d

Teil III - 15:15 - 17:30 Uhr
https://video.uni-frankfurt.de/Mediasite/Play/0cfc674815114039a4633f42fd89be8f1d