Bildschirmfoto 2019 05 30 um 07.45.32Dramatische Ankündigung des Antisemitismus-Kommissärs in Deutschland

Jacques Ungar

Berlin (Weltexpresso) - In scharfen Worten kritisierte am Samstag der deutsche Publizist Michel Friedman, 63, die Warnung des Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung, Felix Kleins, das Tragen der Kippa (Kopfbedeckung) irgendwo in Deutschland. Für Friedman ist diese Äusserung gleichzusetzen mit einem «Offenbarungseid des Staates», würde Art. 4 des Grundgesetztes doch die Religionsfreiheit garantieren.

Anscheinend versage der Staat, dies allen jüdischen Bürgern im Alltag zu ermöglichen, meinte Friedman. Dort, wo man nicht sicher sei, habe der Staat dies, so Friedman, mit allen Mitteln sicherzustellen. Friedman empfiehlt allen, diese Aussagen «sehr ernst» zu nehmen.

Wegen des zunehmenden Antisemitismus sollte die Jüdische Gemeinde des Landes das Tragen von Kippot in der Öffentlichkeit vermeiden. Das erklärte am Samstag Felix Klein, der Kommissär der deutschen Regierung für die Bekämpfung des Antisemitismus. Als erster Repräsentant der Bundesregierung sagte Klein damit, dass Juden wegen der Gefahr in Deutschland ihre Religion in der Öffentlichkeit nicht ausüben könnten. Klein gab zu, seine Meinung zum Thema im Vergleich zu früher geändert zu  haben. Gleichzeitig sagte der Antisemitismus-Kommissär, er dränge auf ein Training von Polizisten und Sicherheitsoffizielle für den Kampf gegen den Antisemitismus.

Richard Grenell, der amerikanische Botschafter in Deutschland, meinte, die Juden des Landes sollten ihre religiöse Identität nicht verheimlichen. Vielmehr sollten sie ihre Kippa ungeachtet (oder gerade wegen?) der Bemerkungen des deutschen Antisemitismus-Beauftragten tragen. Auf Twitter meinte Botschafter Grenelle: «Tragt Eure Kippa. Tragt die Kippa Eures Freundes. Borgt Euch eine Kippa aus und tragt sie für unsere jüdischen Nachbarn. Bringt den Leuten bei, dass wir eine andere Gesellschaft sind». Ähnlich äusserte sich auch die in London domizilierte Antisemitismus-Expertin Julie Lenarz zu den Worten des deutschen Antisemitismus-Beauftragten: «Diese Politik bestraft Opfer und belohnt Täter. Stattdessen sollte Deutschland eine eindeutige Warnung gegen Jene veröffentlichen, die jüdisches Leben bedrohen, seien es rechtsextreme, linksextreme oder Islamisten».

Am Rande sei erwähnt, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel sich weigert, die antisemitische Terrorgruppe Hizbollah in Deutschland zu verbieten, wo laut einem Geheimdienstbericht 950 Hizbollah-Mitglieder aktiv sind. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin meinte am Sonntag unter anderem: «Die Bemerkung des deutschen Antisemitismus-Beauftragten hat mich zutiefst schockiert. Die Verantwortung für das Wohlergehen, die Freiheit und das Recht auf den religiösen Glauben eines jeden Mitglieds der deutsch-jüdischen Gemeinde liegt in den Händen der deutschen Regierung und ihrer Agenturen zur Durchsetzung der Gesetze.

Wir anerkennen und würdigen die moralischen Position der deutschen Regierung und ihre Verpflichtung gegenüber der dort lebenden Jüdischen Gemeinde. Ängste um die Sicherheit der deutschen Juden sind aber einer Kapitulation gegenüber dem Antisemitismus und ein Eingestehen, dass Juden, wieder ein Mal, auf deutschem Boden nicht sicher sind».

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Löste eine Welle der Entrüstung aus: Antisemitismus-Beauftragter der Bundesregierung, Felix Klein

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 29. Mai  2019