Bildschirmfoto 2019 11 02 um 08.11.59Skurrile Behauptung eines Uni-Dozenten zum Mord an Yitzhak Rabin

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - 1995 ist der Mord am damaligen israelischen Regierungschef Yitzhak Rabin nicht von Yigal Amir verübt worden, sondern ist höchst wahrscheinlich von einer hochrangigen politischen Figur arrangiert worden, die möglicherweise die Osloer Vereinbarungen sabotieren wollte. Das behauptete diese Woche Mordechai Kedar, Professor an der Bar-Ilan-Universität, im Rahmen einer Veranstaltung, die eigentlich Premier Netanyahus Koalitionsbemühungen unter dem Motto «Netanyahu, Du wirst nie alleine sein» unterstützen sollte.


«Vor 24 Jahren wurde Rabin ermordet», sagte Kedar zum Publikum. «Der Versuch, die Geschehnisse zu vertuschen, dauern heute noch an. Die Schuld der Rechten dauert heute noch an. Wieso weiss ich, dass alles vertuscht werden soll? 25 Jahre lang gehörte ich dem Geheimdienstcorps an. Ich habe zehntausende ‚vertrauliche’ Dokumente gesehen».

«Wieso vertraulich?», fragte Kedar, der die Antwort auf die Frage gleich selber gab: «Meine Damen und Herren, viel der Untersuchung des Rabin-Mordes sind noch heute Geheimdokumente». Zum Schluss seiner Ausführungen forderte der Universitätsdozent eine erneute Untersuchung des Mordes. Der falsche Begriff «vertraulich» müsse von diesen Dokumenten entfernt werden, die nicht zur Theorie passen, dass die Rechte Rabin ermordet habe.

In seiner ersten Reaktion auf Kedars Rede sagte das Büro des Premierministers: «Premier Netanyahu verurteilt pompöse Bemerkungen im Zusammenhang mit Yigal Amir, dem Mörder von Rabin». Auch Amir Peretz, Führer der Arbeitspartei, verurteilte in scharfen Worten Kedars Rede. «Netanyahu und seine Anhänger stehen wieder auf dem Balkon des Jerusalemer Zionsplatzes, wo 1995 die Demo der Rechts-Nationalen gegen Rabin und seine Politik stattfand. «Der Mund ist Kedars Mund, vielleicht auch der Text, doch die Atmosphäre ist Netanyahus Atmosphäre», meinte Peretz. «Die Lehren aus dem Mord sind nicht gezogen worden, und die Hetze dauert an. Die von mir angeführte Arbeitspartei wird weiterhin für Rabins Weg kämpfen».

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 1. November 2019