Bildschirmfoto 2019 11 17 um 01.59.59ISRAELISCHES KOALITIONSGERANGEL :  Präsident Rivlin empfängt Parteichef Liberman

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Am Mittwochnachmittag empfing der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin in seiner Residenz Avigdor Liberman, Vorsitzender der Partei «Israel Beiteinu». Im Zuge des anhaltenden Koalitionsgerangels spielt diese Partei, allen voran ihr Chef, die Rolle des Königsmachers sehr gekonnt. Dennoch ist es der Partei bis jetzt nicht gelungen, die Stagnation zu durchbrechen und das Gespenst eines dritten Wahlgangs innert kürzester Zeit aus dem Volk zu verbannen.

Liberman war denn auch bestrebt, während seines Gesprächs mit Rivlin zu erfahren, welche Ideen für eine Beendigung der Krise bei de Bildung einer Koalitionsregierung der Präsident den Israeli noch weiter vorenthaltet. Gemäss dem Kompromiss, den der Likud offen unterstützt, während Blauweiss (Benny Gantz) ihm bis jetzt noch nicht offen zugestimmt hat, würde Netanyahu als Erster das Amt des Premierministers übernehmen und dann eine ausgedehnte Auszeit antreten, während dieser Netanyahu die gegen ihn erhobenen Korruptionsvorwürfe bekämpfen würde.

Gemäss dem Plan würde Gantz Netanyahus Platz als Premier einnehmen, wenn dieser dazu nicht in der Lage wäre. Anfänglich wäre Gantz israelischer Vize-Premier. Aus Libermans Umgebung verlautete vor dem Treffen, dass er den Präsidenten fragen wolle, wie er die komplizierte Frage behandeln wolle, was es überhaupt beinhalten würde, dass Netanyahu «nicht in der Lage» sein sollte, sein Amt zu versehen. Rivlins Antwort wird von Liberman dem Blauweiss-Chef Gantz übermittelt werden, wenn sie sich am Donnerstagmorgen treffen.

Das Mandat zur Regierungsbildung, das Gantz derzeit noch besitzt, endet am kommenden Mittwoch unmittelbar vor Mitternacht. Allgemein verstärkt sich das Gefühl, dass letztlich die Informationen, die Gantz von Liberman erhalten wird, entscheiden werden, ob auch dieser Versuch der Koalitionsbildung scheitern und den Israeli kaum etwas anderes übrig bleiben wird, als in den sauren Apfel eines dritten Wahlgangs zu beißen.

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 16. November 2019