Bildschirmfoto 2019 12 05 um 03.21.41Fürchtet, es könnte Israels Hände militärisch binden

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Kurz vor der vermutlichen letzten Direktbegegnung mit Premier Netanyahu im Rahmen der Versuche, einen dritten Wahlgang doch noch zu vermeiden, sprach sich Blauweiss-Chef Benny Gantz am Dienstag Nachmittag gegen den Abschluss eines Verteidigungsabkommens mit den USA aus. Ein solcher Vertrag wäre gleichbedeutend mit dem Bruch einer jahrzehntealten Verteidigungspolitik Israels und könnte der IDF unter Umständen die Hände binden.

Im Übrigen würde ein solcher Vertrag laut Gantz Zweifel an Netanyahus Vertrauenswürdigkeit und seinen Fähigkeiten aufkommen lassen angesichts seiner rechtlichen Sorgen einen derartigen Vertrag ordnungsgemäss aushandeln zu können. Auf Twitter schrieb Gantz, selber ein ehemaliger israelischer Generalstabschef: «Blauweiss unter meiner Führung wird kein internationales Abkommen unterstützen, das Israels Handlungsfreiheit und die Fähigkeit der IDF einschränken, das Volk gegen die es bedrohenden Gefahren zu beschützen».

Er habe tiefen Respekt für die strategischen Beziehungen mit den USA, «unserem Alliierten, mit dem wir identische Werte und gemeinsame Interessen teilen». Es bestünden aber ernste Sorgen, dass ein mit sich selber beschäftigter Premierminister es zulassen würde, die Hände der Sicherheitskräfte zu binden, was im Gegensatz stünde zur Position, die das Sicherheitsestablishment seit Jahrzehnten zum Ausdruck bringe. – Bereits am Sonntag schnitten Netanyahu und Gantz das Thema eines Verteidigungsvertrags mit den USA während eines Telefongsprächs an. Das Gespräch Netanyahu-Gantz vom Dienstagabend dauerte übrigens nur 45 Minuten und endete ergebnislos.

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 4. Dezember 2019