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Kategorie: Zeitgeschehen
Bildschirmfoto 2020 03 20 um 00.52.47Prognose eines israelischen Nobelpreisträgers

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Michael Levitt, ein amerikanisch-israelisch-britischer Biophysiker, der 2013 den Nobelreis für Chemie gewonnen hatte, ist in den letzten Monaten in China zu einer Art Haushaltbegriff geworden. Zwar ist seine Spezialgebiet nicht die Epidemologie, doch er sagte  im Februar die Verlangsamung der Ausbreitung des Coronavirus präzise voraus, was den Menschen Hoffnung verlieh, die von der Abriegelung betroffen waren.

Zwar ist Levitte kein moderner Prophet, doch er erklärte in einem Interview mit der israelischen Wirtschaftszeitung «Kalkalist», dass er einfach die Zahlen zerlegt habe. Als der Virus in Huwei ausbrach, bat Levitte seine chinesischen Freunde um Unterstützung. «Als sie antworteten und beschrieben wie komplitziert die Situation sei, beschloss ich, die Zahlen genauer unter die Lupe zu nehmen in der Hoffnung, irgendwelche Schlussfolgerungen zu erhalten. Die Infektionsrate des Virus in der Provinz Huwei nahm täglich um 30 Prozent zu, was statistisch erschreckte», meinte er in der «Jerusalem Post».

Hätte das Wachstum diesen Fortgang genommen, wäre die ganze Welt innert 90 Tagen infiziert gewesen. Als Levitte aber die Zahlen weiter verfolgte, änderte sich das Muster. Am 1. Februar, als er das erste Mal auf die Statistik schaute, meldete die Provinz Huwei täglich 1800 neue Fälle, und am 6. Februar hatte sie den Stand von 4700 neuen Fällen pro Tag erreicht. Doch am 7. Februar änderte sich etwas. «Die Zahl der neuen Infektion begann, linear zu fallen und machte nicht Halt», sagte Levitte. «Eine Woche später geschah das Gleiche mit der Zahl der Todesfälle. Diese dramatische Veränderung der Kurve markierte den Median und erlaubte eine bessere Vorhersage für den Endpunkt der Pandemie. Basierend darauf schloss ich, dass die Situation in ganz China sich innert zweier Wochen vebessern würde. Tatsächlich werden dort jetzt sehr wenige neue Infektionsfälle registriert». (...) Indem er die Zahlen mathematisch weiter vorwärts führte, sagte Levitte voraus, dass der Virus wahrscheinlich Ende März aus China verschwinden wird.(...).

China meldete in der Nacht auf Donnerstag, dass zum ersten Mal seit Ausbruch der Virus-Krise im Lande keine neuen Fälle mehr gemeldet wurden. Hingegen kehrten 34 Infizierte aus dem Ausland nach China zurück.

Auf Israel bezogen, lobte der Chemiker die Regierung für ihre ergriffenen Massnahmen: «Je strikter die ergriffenen Massnahmen sind, umso mehr Zeit können sie kaufen, um auf die benötigte Behandlung vorbereitet zu sein, und um ein Impfmittel zu entwickeln», sagte er. Im Übrigen war der Wissenschafter in der «Post» auch der Meinung, dass Israel als Folge des Coronavirus maximal zehn Tote zu beklagen haben werde.

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© tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 19. März  2020