Drucken
Kategorie: Zeitgeschehen
p muensterschezeitung.deAus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 5

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Es ist ein trauriger neuer Rekord – Italien hat an einem Tag fast 1000 Tote im Zuge der Corona-Pandemie gemeldet und damit so viele wie an keinem Tag zuvor. Die Zahl der Todesopfer sei seit Donnerstagabend um 969 gestiegen, teilte der Zivilschutz am Freitagabend mit. Insgesamt seien bisher 9134 Menschen nach einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus gestorben.

Das Epizentrum befindet sich im Norden des Landes – doch nun kommen aus dem Süden besorgniserregende Nachrichten. In einem offenen Brief beschwerte sich der Präsident der Region Kampanien, Vincenzo De Luca, dass die Regierung in Rom bisher nicht wie versprochen Beatmungsgeräte und andere lebensrettende Geräte zur Verfügung gestellt habe – das Gesundheitssystem der Regionen im Süden ist im landesweiten Vergleich schlechter gerüstet. „An diesem Punkt besteht die realistische Aussicht, dass die Tragödie der Lombardei bald zur Tragödie des Südens wird“, schrieb De Luca.
Wie angespannt die Lage ist, zeigt sich auch daran, dass Papst Franziskus heute den Sondersegen „Urbi et Orbi“ erteilen wird – dieser wird sonst nur zu Weihnachten, Ostern und nach einer Papstwahl gesprochen.

Auch in Deutschland und im Rest der Welt gab es heute zahlreiche Entwicklungen im Kampf gegen Corona – unter anderem wurde der britische Premier Boris Johnson positiv auf das Virus getestet. Hier die Zusammenfassung :

 
Die Lage in Deutschland

Testen, testen, testen – das gilt als Erfolgsrezept der Stunde. Und das unterstreicht auch nochmal ein vertrauliches Papier des Innenministeriums, das heute durchsickerte und auch WELT vorliegt. Darin hatte Innenminister Horst Seehofer (CSU) Wissenschaftler untersuchen lassen, wie sich die Corona-Epidemie in Deutschland ausbreiten könnte. Das Ergebnis: Die Experten empfehlen, das Virus nach dem Vorbild Südkoreas mit massiv ausgeweiteten Tests und dem konsequenten Isolieren infizierter Menschen einzudämmen.

Demnach spielen sie ein Szenario durch, in dem vom 6. April an 50.000 Tests pro Tag möglich sind, vom 13. April an 100.000 und Ende April dann 200.000. Den Behörden in Südkorea war es mit Massentests und der Isolierung von Erkrankten gelungen, die Ausbreitung des neuartigen Erregers stark zu verlangsamen, ohne das öffentliche Leben zum Stillstand zu bringen. Die Wissenschaftler gehen den Berichten zufolge in diesem positivsten Szenario davon aus, dass sich rund eine Million Menschen infizieren und etwa 12.000 sterben würden. Das strenge Vorgehen müsste zwei Monate durchgehalten werden.
Um das medizinische Personal vor Infizierten zu schützen, sollten Bürger den Rachenabstrich selbst erledigen, zum Beispiel in Drive-in- oder Telefonzellen-Teststationen. Im schlimmsten Fall, wenn der Staat nur wenig unternimmt, rechnen die Wissenschaftler damit, dass bald 70 Prozent der Bevölkerung infiziert wären. Mehr als 80 Prozent der Menschen, die intensivmedizinische Behandlung bräuchten, müssten dann von den Krankenhäusern abgewiesen werden. Die Todeszahlen würden die Millionengrenze übersteigen.

Die Krisenzeiten machen sich auch in den Umfragen bemerkbar: So springt die Union beim ZDF-„Politbarometer“ auf ihren höchsten Umfragewert seit fast zwei Jahren: Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden 33 Prozent der Wahlberechtigten für CDU/CSU stimmen, wie aus der am Freitag veröffentlichten Umfrage hervorgeht. Im Vergleich zur letzten Erhebung Anfang März legte sie damit um ganze sieben Prozentpunkte zu. Das ist der höchste Anstieg, den es beim „Politbarometer“ je gab. Großer Verlierer der Corona-Krise ist der Umfrage zufolge die AfD: Sie stürzte im Vergleich zum Monatsbeginn um vier Punkte auf zehn Prozent. SPD und Grüne büßten jeweils einen Punkt ein, FDP und Linke blieben unverändert. Bei der Beurteilung von Sympathie und Leistung einzelner Politiker lag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vorne, von Rang vier auf den zweiten Platz vorarbeiten konnte sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der in der Krise mit schnellen – Kritiker sagen: vorschnellen – Maßnahmen Aufmerksamkeit erregte. Heute machte Söder mit Kritik an der EU-Kommission von sich reden.

„Eigentlich wäre diese Krise jetzt die Stunde Europas und die Stunde der EU-Kommission. Aber es ist merkwürdig still in Brüssel“, sagte der CSU-Chef dem „Spiegel“. Von der Leyen selbst hatte zuletzt die EU-Staaten für ihre Alleingänge kritisiert und betont, was die EU-Kommission in der Krise bereits angestoßen habe: Unter anderem wird ein gemeinsamer Vorrat medizinischer Ausrüstung zur Behandlung von Covid-19 angelegt und die  Rückholaktionen im Ausland gestrandeter EU-Bürger unterstützt. Außerdem wurden etliche staatliche Beihilfen zum Kampf gegen die Krise genehmigt. In der Gesundheitspolitik hat die Kommission selbst allerdings keine Befugnisse.


Die Lage in Europa

Es war eine der Nachrichten des Tages. Der britische Premierminister Boris Johnson wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Das erklärte Johnson in einer Videobotschaft auf Twitter. Bislang habe er nur milde Symptome, Husten und Fieber. Kurz nach ihm erklärte auch Gesundheitsminister Matt Hancock, er sei positiv auf das Virus getestet worden.

Dass sich nach Thronfolger Prince Charles nun auch zwei Regierungsvertreter infiziert haben, steht fast symptomatisch für die Lage im Vereinigten Königreich. Dort stieg die Zahl der Toten auf 578, rund 11.700 Menschen sind erwiesenermaßen infiziert, die Dunkelziffer dürfte höher sein. Lange hatte Großbritannien mit der Einführung von Maßnahmen zur Eindämmung gezögert, bis heute wurden im Vergleich zu Deutschland nur wenige Tests durchgeführt.

Der Chefredakteur des renommierten britischen Wissenschaftsmagazins „The Lancet“, Richard Horton, nannte das verspätete Ergreifen von Maßnahmen einen „nationalen Skandal“. „Sie haben nicht isoliert und keine Quarantänen verhängt, sie haben keine Kontakte nachverfolgt“, schrieb Horton. Der nationale Gesundheitsservice NHS sei „vollkommen unvorbereitet“. Boris Johnson wird das als Premierminister eher wenig betreffen – seine Landsleute jedoch umso mehr.

Spanien hat den bislang schwärzesten Tag seiner Corona-Epidemie hinter sich. 769 Menschen sind am Donnerstag an den Folgen von Covid-19 verstorben, gab das Gesundheitsministerium bekannt – insgesamt sorgte das Virus damit in Spanien für 4858 Tote. Und dennoch gibt es Grund zur Hoffnung: Denn es zeichnet sich ein leichtes Abflachen der Ansteckungskurve ab. Am Freitag erhöhte sich die Zahl der Neuinfektionen um 14 Prozent, am Donnerstag waren es noch vier Prozentpunkte mehr.


Die Lage in der Welt

Die USA haben China und Italien bei der Zahl der Coronavirus-Infizierten überholt. In den Vereinigten Staaten wurden mittlerweile fast 86.000 Fälle festgestellt, wie die Johns-Hopkins-Universität am Freitag mitteilte. Damit haben sich die Infektionsfälle seit Montag mehr als verdoppelt – das ist der schnellste Anstieg weltweit. US-Präsident Donald Trump telefonierte nach eigenen Angaben mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und hob die gute Zusammenarbeit im Kampf gegen die Pandemie hervor.

In Russland hingegen, das 144 Millionen Einwohner zählt, gibt es nach offiziellen Angaben bislang lediglich 840 Coronavirus-Fälle, es sollen zwei Menschen gestorben sein. Ab morgen werden nun alle Cafés und Restaurants für gut eine Woche schließen. Die Bürger sollen zudem Reisen einschränken. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Mittwoch in einer seltenen Fernsehansprache angekündigt, dass die Russen in der kommenden Woche nicht zur Arbeit gehen sollten, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Von heute an sollten zudem alle internationalen Flüge ausgesetzt werden.


Die Lage an den Börsen

Vor dem Wochenende sind die Anleger am deutschen Aktienmarkt nach der jüngsten Erholung vom Corona-Crash wieder vorsichtiger geworden. Die 10.000-Punkte-Marke, die der Dax am Vortag noch hinter sich gelassen hatte, rückte am Freitag wieder in die Ferne. Der deutsche Leitindex weitete am Nachmittag seine Verluste aus und notierte zuletzt bei 9632,52 Punkten.


Und was Hoffnung macht ...

Mit einer Studie im Kreis Heinsberg will der Bonner Virologe Hendrik Streeck an 1000 Personen die Corona-Infektionsketten und die vermutlich hohe Dunkelziffer erforschen. Das Virus hinterlasse einen Fußabdruck im Blut, erklärte er. Darüber hinaus solle aufgeklärt werden, warum Menschen, die dort dieselbe Karnevalsveranstaltung besucht hatten, sich teils infiziert hätten und teils nicht. Vor allem müsse erforscht werden, woran es konkret gelegen habe, dass manche an dem Virus gestorben seien und andere nicht. Auch zum Immunschutz nach einer Corona-Infektion gebe es noch viel Forschungsbedarf, sagte Streeck. Derzeit könne nicht belastbar gesagt werden, ob und wie lange ein solcher Schutz wirke. Ereignisse für Sie wie üblich zusammengefasst.

Foto:
© muensterschezeitung.de

Info:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! vom 27.3.20