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Kategorie: Zeitgeschehen
Aus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 7
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WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Der Satz des heutigen Tages ist wohl: „Eine Pandemie kennt keine Feiertage“. Das erklärte heute Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einer Schaltkonferenz mit den Ministerpräsidenten der Länder. Bund und Länder beschlossen gemeinsam, dass die bereits geltenden weitgehenden Kontaktbeschränkungen auch über Ostern einhalten werden sollen. Das Ziel bleibe, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, betonte die Kanzlerin.

Hier gebe es „zwar leichte Verbesserungen“, es sei aber „bei weitem zu früh, darüber nachzudenken, die Kontaktbeschränkungen zu lockern“, so Merkel. Auch können „wir heute keine Aussage darüber machen, wie es nach Ostern weitergeht“, dämpfte sie Erwartungen für die Zukunft.

Die Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Krise gelten bis mindestens zum 19. April. Am Dienstag nach Ostern soll die Lage neu bewertet werden. Merkel rief dazu auf, auch während der Ostertage auf private Reisen und Besuche selbst von Verwandten zu verzichten. „All das wird dieses Jahr nicht stattfinden können.“ Dies gelte auch für Tagesausflüge oder für Gottesdienstbesuche. Ausdrücklich dankte die Kanzlerin allen, die sich an die Kontaktbeschränkungen halten. Die Mehrzahl der Menschen in Deutschland „trägt damit dazu bei, dass Menschen geschützt werden und Leben gerettet wird“.

Vielen wird es schwerfallen, den traditionellen Osterbesuch bei der Familie ausfallen zu lassen - doch blickt man auf die Entwicklungen in Deutschland, Europa und der Welt, wird deutlich, warum das nötig ist. Wir haben die wichtigsten Ereignisse des Tages wieder für Sie zusammengefasst.  


Die Lage in Deutschland

Nach Angaben der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität sind mehr als 74.500 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, mehr als 800 Menschen starben. Um das Virus einzudämmen, sind auch weitere Maßnahmen im Gespräch. So setzt die Bundesregierung große Hoffnungen in eine App zur Nachverfolgung von Corona-Infektionsketten, die aktuell in Berlin getestet wird. Die Regierung suche „mit Hochdruck“ gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) nach einer Lösung, die für Deutschland funktionieren könne, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer in Berlin. Sie betonte, diese App könnte grenzüberschreitend in Europa funktionieren. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte, die Nachverfolgung von Kontaktpersonen von Corona-Infizierten sei „digital einfacher als wenn jemand im Gesundheitsamt anfängt zu telefonieren“. Außerdem könne ein Infizierter ja nicht wissen, wie jemand zu kontaktieren sei, der neben ihm im Bus gesessen habe.

Nach Angaben der Bundeswehr beteiligten sich in der Berliner Julius-Leber-Kaserne am Mittwoch etwa 50 Soldaten an der sogenannten Kalibrierung einer Technologie zum Corona-Tracking. Die schnelle Verfügbarkeit einer solchen Technik gilt als eine Möglichkeit, die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen, wenn irgendwann die aktuellen Einschränkungen des öffentlichen Lebens gelockert werden. Die Soldaten tragen Schutzkleidung. Sie müssen sich als Testpersonen an bestimmten Punkten für eine bestimmte Dauer aufhalten oder sich an einen anderen Punkt begeben. Die Testzyklen finden auf dem Kasernengelände in Gebäuden und im Freien statt. Unsere Reporterin Christina Brause hat sich die Hintergründe zu der App genauer angeschaut – hier finden Sie ihren ausführlichen Artikel.

Flüge aus dem Iran nach Deutschland sind ab sofort untersagt. „Wir legen uns in Deutschland in der Epidemie scharfe Beschränkungen auf, da können wir Flüge aus diesem Hochrisikogebiet nicht zulassen“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Die Anordnung erließ Spahn auf Basis des erst in der vergangenen Woche geänderten Infektionsschutzgesetzes, das dem Bund befristet mehr Kompetenzen bei der Bekämpfung der Epidemie gibt. Zur Begründung verwies er auch darauf, dass das Geschehen im Iran sehr intransparent sei. Das Land gehört zu den internationalen Corona-Risikogebieten.


Die Lage in Europa

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise treffen Österreich hart: In der Alpenrepublik waren seit 1946 noch nie so viele Menschen arbeitslos wie aktuell. Wie der Arbeitsmarktservice in Wien mitteilte, sind etwas mehr als eine halbe Million Menschen ohne Job – ein Anstieg um 52,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Allein zwischen dem 15. und dem 31. März stieg die Zahl der Arbeitslosen um fast 200.000. Besonders drastisch waren die Anstiege bei den Arbeitslosenzahlen in den Bereichen Beherbergung und Gastronomie sowie am Bau. Auch im Bereich Verkehr und Lagerwesen schnellten die Arbeitslosenzahlen in Österreich nach oben. Nach Angaben von Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) haben aber etwa 40 Prozent der Menschen, die aufgrund der Coronavirus-Pandemie arbeitslos geworden sind, eine Rückkehr-Vereinbarung mit ihren bisherigen Arbeitgebern für die Zeit nach der Krise geschlossen. Zudem teilte sie mit, dass fast 12.600 Kurzarbeitsanträge für rund 250.000 Jobs eingegangen seien.

In Frankreich spitzt sich die Lage besonders im Ballungsraum Paris zu: Dort sind die Krankenhäuser zunehmend überlastet. „In der Region Paris gibt es 1200 Intensivbetten. Zurzeit haben wir 2700 Patienten auf der Intensivstation“, sagte Aurélien Rousseau, Direktorin der regionalen Gesundheitsbehörde Île de France. Man habe die Kapazitäten in den letzten Wochen zwar mehr als verdoppelt, doch man stoße nun an die Grenzen der Möglichkeiten. Heute starteten zwei Sonderzüge mit schwer erkrankten Covid-19-Patientinnen und -Patienten aus dem Ballungsraum Île-de-France und der Hauptstadt Paris in Krankenhäuser in die westfranzösische Region Bretagne. In den speziellen medizinischen TGV-Hochgeschwindigkeitszügen wurden 36 Patienten transportiert und in Krankenhäuser in die Bretagne gebracht. Auch aus Ostfrankreich werden Patienten in andere Regionen Frankreichs verlegt. Das Gebiet, das die Regionen Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne umfasst, ist von der Coronavirus-Pandemie besonders stark betroffen: Die Zahl der gestorbenen Coronavirus-Patienten auf über 1000 gestiegen. Rund 4200 Menschen befanden sich demnach zur Behandlung in Krankenhäusern. 890 Patientinnen und Patienten mussten der Behörde zufolge auf einer Intensivstation behandelt werden.


Die Lage in der Welt

In den USA ist die Zahl der gestorbenen Coronavirus-Patienten auf über 4000 gestiegen. Das geht aus Daten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore hervor, die am Mittwochmorgen (Ortszeit) 4081 Todesfälle verzeichnete. Mit rund 1100 Toten ist die Millionenstadt New York demzufolge die am heftigsten getroffene Stadt. Weil die Kapazitäten der Krankenhäuser dort nicht auf die Ansteckung weiter Teile der Bevölkerung vorbereitet sind, werden provisorische Kliniken aufgebaut und vorhandene Einrichtungen mit zusätzlichen Betten aufgestockt. Die USA nehmen mittlerweile auch Hilfe von Russland an: Ein Militärflugzeug ist mit einer Lieferung medizinischer Ausrüstung und Atemschutzmasken in der Nähe von Moskau gestartet, berichtete das russische Staatsfernsehen. Präsident Wladimir Putin hatte US-Präsident Donald Trump die Unterstützung angeboten – dieser sagte zu. Auch, wenn in den USA Hlfe aus Russland durchaus kritische gesehen werden dürfte.

Trump bereitete die Amerikaner bereits auf dramatische Opferzahlen in der Pandemie vor. „Wir werden Tausende Menschen verlieren“, sagte er. Das Weiße Haus befürchtet nach einer Prognose zwischen 100.000 und 240.000 Tote in den USA durch das Coronavirus – trotz Maßnahmen zur Eindämmung. Auf „sehr harte zwei Wochen“ mit steigenden Todeszahlen stimmt Donald Trump sein Volk ein. „Ich möchte, dass jeder Amerikaner auf die harten Tage vorbereitet ist, die vor uns liegen“, sagt er. „Es geht um Leben und Tod“, sagt Trump mit Blick auf die Richtlinien, wonach die Amerikaner Abstand zueinander halten, auf Reisen und Restaurantbesuche verzichten sollen. Dabei nutzt der Präsident auch das biblische Wort der „Plage“ – lesen Sie hier die genaue Analyse unseres US-Korrespondenten Daniel Friedrich Sturm zu Trumps Auftritt.

Deutliche Worte wählte auch UN-Generalsekretär António Guterres. Er nannte die Corona-Krise die größte Herausforderung an die Welt seit dem Zweiten Weltkrieg. „Die Welt steht vor einer noch nie dagewesenen Prüfung“, sagte der UN-Chef. „Und jetzt ist der Moment der Wahrheit.“ Der UN-Generalsekretär zeigte sich unzufrieden mit der seiner Ansicht nach schleppenden globalen Antwort im Kampf gegen das Coronavirus. Unter anderem gebe es noch immer keine koordinierten Handlungen aller Länder unter Führung der Weltgesundheitsorganisation WHO. Deren Richtlinien würden in vielen Teilen der Welt noch immer nicht beachtet. Guterres stellte einen UN-Plan vor, um der Corona-Krise und ihren sozialen sowie wirtschaftlichen Folgen zu begegnen: Im Zentrum stehe dabei die Zusammenarbeit und geteilte Verantwortung der Länder der Welt. Nach UN-Angaben brauche es gerade für die Unterstützung der ärmeren Staaten bei der Bekämpfung der Pandemie ein Hilfspaket im Bereich von mehreren Billionen Dollar. Im Fokus stehe die Zusammenarbeit auch im wissenschaftlichen Bereich – entwickelte Impfungen und Behandlungsmethoden müssen allen Menschen in gleicher Weise zur Verfügung gestellt werden.


Die Lage an den Börsen

Aus Angst vor den Folgen der Corona-Pandemie sind die Anleger am Mittwoch am deutschen Aktienmarkt erneut in Deckung gegangen. Der Leitindex Dax büßte 3,94 Prozent auf 9544,75 Punkte ein. Noch am Dienstag hatte er es zwischenzeitlich wieder geschafft, die Hürde von 10.000 Punkten zu überwinden.


Und was Hoffnung macht ...

Es ist ein Hoffnungsschimmer für den anfänglich am stärksten vom Coronavirus betroffenen Kreis Heinsberg: Wie Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) mitteilte, habe sich dort der Anstieg der Fälle verlangsamt. Die Kurve der Neuinfektionen sei abgeflacht und die sogenannte Verdopplungszeit habe sich verbessert. Während sich die Zahl der Infizierten in Nordrhein-Westfalen alle acht bis neun Tage verdoppele, seien es in Heinsberg nun alle 16 Tage. „Aber es ist keine Zeit für Entwarnung. Wir werden weiter steigende Infektionszahlen haben“, unterstrich der Ministerpräsident.


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Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! vom 1.April 2020