cor.wm bayernAus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 36

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) -Corona reißt die deutsche Volkswirtschaft nach unten. Um 2,2 Prozent ist das Bruttoinlandsprodukt, der Wert aller in Deutschland produzierten Waren und erbrachten Dienstleistungen, im ersten Quartal des Jahres eingebrochen. Es ist der schlimmste Rückgang seit der globalen Finanzkrise von 2008/2009 – dabei hat das Virus die Wirtschaft im Januar und Februar noch gar nicht wesentlich beeinträchtigt. Allein der März schlägt ins Kontor.

Und es kommt noch schlimmer. Um bis zu 14 Prozent könnte das Bruttoinlandsprodukt im nächsten Quartal fallen, schätzen Analysten. In Ländern, in denen strengere Beschränkungen galten, ist der Einbruch schon jetzt größer als in Deutschland. Frankreich, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone, stürzte um 5,8 Prozent ab, die Nummer drei Italien um 4,7 Prozent.

Unter Volkswirten galt ein einhundertprozentiger Nachfrageeinbruch bisher als Gedankenexperiment. Zu abstrakt, zu unrealistisch, fanden Kritiker. Mit dem Coronavirus gab es jetzt diesen Schock für Branchen wie den Tourismus oder die Gastronomie. Ein Schaden, aus dem sich die Wirtschaft langsam und mit Abstand wieder herauswachsen muss.

Was sonst noch in Europa und der Welt passiert ist, haben wir wieder für Sie zusammengefasst.  


Die Lage in Deutschland

Am Samstag soll es in mehreren deutschen Städten wieder Demonstrationen gegen Grundrechtseinschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie geben. Unter die Kritiker mischen sich allerdings auch Rechtsextreme, Linksextreme, Esoteriker, Hooligans und Verschwörungstheoretiker. Die WELT-Kulturredaktion hat zehn Protesttypen unter den Corona-Rebellen ausgemacht.

In Stuttgart ist eine Demo mit 5000 Teilnehmern genehmigt, in München mit 1000 und in Berlin sind es diverse kleine Demos mit bis zu 50 Leuten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mahnt: „Wir dürfen nicht den gleichen Fehler machen wie bei Pegida am Anfang.“ Demonstrieren ja, aber mit Mindestabstand – am besten auch gedanklich zu Aluhutträgern.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin hat die Zahl der in Deutschland mit dem Coronavirus infizierten Menschen am Freitag mit 173.152 angegeben. Zugleich sind 7824 Todesfälle  aufgrund von Covid-19 registriert worden. Die Zahl der Genesenen betrug etwa 151.700.

Die Reproduktionszahl R liegt weiter unter dem kritischen Wert von 1,0. Der neue berechnete, geglättete R-Wert beträgt laut RKI 0,88. Einhundert Infizierte stecken im Schnitt 88 Personen an, die Verbreitung des Virus geht zurück. Am Montag hatte das RKI angekündigt, das geglättete R, auch 7-Tage-R genannt, zu veröffentlichen. Es ist weniger anfällig für Schwankungen. Das normale R liegt aktuell bei 0,75.


Die Lage in Europa

Slowenien hat die Corona-Pandemie auf seinem Gebiet für beendet erklärt – und seine Grenzen ab Freitag für EU-Bürger geöffnet. Einreisende aus anderen Ländern müssen in Quarantäne, auch Abstandsregeln und Maskenpflicht gelten nach wie vor. Unter den rund 2 Millionen Einwohnern zählten die Behörden 1500 Infektionsfälle, 103 Menschen starben bisher an Covid-19. Zuletzt nahm die Zahl der Neuinfektionen erheblich ab.

Griechenland plant die Quarantänepflicht für Urlauber aus einigen Staaten aufzuheben – allerdings mit bilateralen Vereinbarungen. „Tourismus mit Quarantäne kann es nicht geben“, erklärte Regierungssprecher Stelios Petsas am Freitag im griechischen Fernsehen. Stufenweise beginnen Ende Mai und im Juni Flüge aus Griechenland nach Deutschland und anderen EU-Staaten. Das Land macht sich große Hoffnungen auf Urlauber aus dem Norden.

Außenminister Heiko Maas (SPD) will in der kommenden Woche mit Urlaubsländern in der EU über Reiselockerungen sprechen. Zu der Videokonferenz am Montag sind Spanien, Italien, Österreich, Griechenland, Kroatien, Portugal, Malta, Slowenien, Zypern und Bulgarien eingeladen. Maas will ab dem 14. Juni die weltweite Reisewarnung für Touristen aufheben, soweit es keinen Rückschlag bei der Pandemie-Bekämpfung gibt.


Die Lage in der Welt

Weltweit sind seit Beginn der Pandemie mehr als 4.443.000 Infektionen mit dem Coronavirus nachgewiesen worden. Das ging am Freitag aus den Daten der John-Hopkins-Universität hervor. Demnach starben 302.452 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus. Weltweit sind die Zahlen der neuen Todesfälle nun drei Tage in Folge gestiegen. Europa ist weiterhin der am stärksten betroffene Kontinent.

Mexiko hat seinen größten täglichen Anstieg bei der Zahl der Coronavirus-Infektionen in dem Land gemeldet, 2409. Der Staatssekretär für Gesundheit, Hugo López-Gatell, sagte, sein Land befinde sich im „schwersten“ Moment in der Pandemie. Erstmals betrug in Mexiko die Zahl der täglichen neuen Fälle mehr als 2000. Die Zahl alle Fälle liegt nach Angaben der John-Hopkins-Universität bei 42.595, an Covid-19 sind 4477 Menschen gestorben.

Die Gesundheitsbehörden im Iran haben die höchste Zahl von Corona-Infizierten in gut einem Monat registriert. Die Zahl der Neuansteckungen stieg innerhalb von 24 Stunden um mehr als 2100, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Freitag in Teheran mitteilte. Zuletzt hatte es am 6. April so viele Fälle gegeben.


Die Lage an den Börsen

Der DAX hat sich am Freitag deutlich erholt. Zum Wochenende gewann er noch 1,24 Prozent auf 10.465,17 Zähler. Der deutsche Leitindex schaffte es zeitweise zurück über die Marke von 10.500 Punkten, konnte dieses Niveau dann aber nicht ganz halten – ein Wochenminus von vier Prozent. Für den MDAX ging es zu Wochenschluss um 1,20 Prozent auf 23.270,68 Punkte nach oben.


Und was Hoffnung macht ...

In immer mehr Bundesländern öffnen Restaurants und Gaststätten wieder. In Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, NRW, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen dürfen die Bürger am Wochenende wieder ausgehen. Für die Gastronomen gibt es allerdings Vorgaben zum Abstand der Tische oder zur Hygiene. Gäste in Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, dem Saarland, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein müssen sich noch bis mindestens zum 18. Mai gedulden. Was sonst wieder erlaubt ist, hat die WELT-Nachrichtenredaktion hier aufgeschrieben.

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