Trump geht situationistisch vor – darin ist er der Ausbund der aus der Rolle gefallenen republikanischen Lümmel und SpätverworrenenHeinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Trump legt alles so zurecht, wie er es gerade braucht, um das plakative Klischeebild eines Präsidenten der größten Weltmacht abzugeben. Seine bildungs- und erkenntnisschwachen Anhänger gieren nach Happen, um sich besser zu fühlen. Die wirft er ihnen unablässig hin.
Er hat die umgehende Reaktion auf den absehbaren Outbreak der Corona-Pandemie vertrödelt und brauchte nachher Schuldige, um von seinem Versagen abzulenken. Auf Nachfragen hin ist von ihm der Satz überliefert: „No, I don’t take responsibility at all“. Die ersten Alarmzeichen für eine Pandemie datieren auf spätestens Ende Dezember 2019. Auch wir haben alle nur zögerlich und gequält reagiert. Trump steht da nicht allein. China vermeldete früh Besorgnis. Der Geheimdienst des Pentagon entdeckte auf Sattelitenbildern zeitig erhöhte Aktivitäten an und in Krankenhäusern.
Trump erkennt nur seine selbstgemachten Realitäten an
Trump tat seine Sicherheitsberater ab. Wochenlang reagierte er nicht auf die Gefahr einer möglichen Seuche, die auch schon von der WHU angesprochen wurde. Die vorherige Gesundheitsministerin Kathleen Sebelius (2009-2014) und frühere US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano (2009-2013) haben den Ausfall des Präsidenten genau verfolgt. Sie stehen für eine bessere Zeit vor dem Wirren im Weißen Haus. Unter Bush und Obama waren das CDC (Center for Pandemic Control & Prevention) und der Stafford Act des United States Department of Health Human Services geachtete Institutionen und Einrichtungen. Im letzteren geht es um das Vorhalten von Schutzkleidung, Beatmungsgräten, Medikamenten und Mund-Nasen-Masken. Dieser Vorsorge wurde von den Republikanern systematisch die Finanzierung entzogen. Als Trumps Gesundheitsminister Alex Asar dringend um einen Termin beim Präsidenten bat, um Vorschläge zu unterbreiten, signalisierte dieser, dass er keine Zeit für ihn habe. Golf ist ihm jederzeit vorrangiger. In seinem Trump-Feature konstatiert Amerika-Korrespondent Elmar Theveßen: „Diese ersten Vorschläge waren angemessen. Aber sie prallten auf eine Steinmauer“.
Bis einschließlich der Obama-Ära gab es immer perfekt durchgearbeitete Pläne für die Gefahren, die einem Land von innerhalb und außerhalb drohen. Unter Obama kam ein neu aufgelegter Pandemie-Plan zum Tragen. Dieser wurde 2009 anlässlich der Schweinegrippe und 2014 zur Ebola-Krise in Funktion gesetzt. Experten hatten den Pandemie-Plan der Bush-Regierung ‚fortgeschrieben‘.
Die Republikaner und ihr verantwortungsloses Abdriften
Schon unter Obama verweigerten sie die Ersetzung der herausgegebenen Mittel des besagten Acts. Das erforderliche Geld kam nicht. Es wurden 59 Mill. Dollar gebraucht um die Regale der geheimen Reserve wiederaufzufüllen. Theveßen kommentiert: „Aber die republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus lehnte die Erhöhung nicht nur ab, sondern kürzte die Mittel sogar um 10 Prozent“. Er entwickelt die Stationen des Niedergangs des bewährten Amerika zwischen November 2019 und heute. Als Trump drankam lagen alle Mittel zur Pandemiebekämpfung bereit. Die Republikaner aber sind prinzipiell von der Rolle. Sie sind durchweg menschlich kaputt. Greg Burr, Senator und Vorsitzender des Geheimdienstausschusses, steht im Dienst der NRA (National Rifle Association), von der er für seinen Wahlkampf 7 Mrd. Dollar abstaubte. Vor dem Absturz der Börsen hat er noch Aktien im Wert von 1,7 Mill. Dollar verkauft.
Trumps China – eine wechselnde Chimäre
Trumps Vorgehen ist rein aktionistisch. Erst lobt er China, um das Handelsabkommen unter Dach und Fach zu bringen, dann verdammt er es, weil es mit ihm gespielt habe. Es liegt nahe, dass beide miteinander spielen wollten. Wie sollten ein ausgewiesener Autokrat und ein Herrscher des Unrechts auch anders miteinander umgehen. China hat in der Corona-Krise versucht mit verborgenen Karten zu spielen. Trump betreibt den andauernden Versuch der Übernahme der Rechtsordnung für eigene Zwecke. Beide Seiten spielen sich in die Hände. Es ist gut möglich, dass China die weltweite Bedrohungslage – im Eigeninteresse - durchaus genehm war. Trump hingegen ist mehr der aktiv Sportliche. Er kann mit jedem, wenn dieser ihm nur willfahrt und seinem Eigeninteresse dient.
Die Republikaner – dumpfe Realitätsverweigerer und Wirklichkeitsverächter
Trump war stetig versucht, den Out-Break herunterzuspielen und zu verharmlosen. Er wollte keine schlechten Nachrichten. Alles sollte bestens erscheinen. Er hat schon immer seine Lagen schöngefärbt, wusste sich immer durchzuwursteln. Er denkt immer schon an die nächste Wahl.
Trump-Berater Sebart Gorka, ein ausgesuchter Schwachkopf zetert, was Maßnahmen angeht, gegen die Medien, die Linke und das ZDF, rechtfertigt Trumps Untätigkeit geradezu. Er spricht im Januar von einem dummen Spiel um Eventualitäten, die nicht relevant seien. Vorher schon meinte er: „Eine Person ist krank. Mehr Geld für Masken ausgeben, das ist weltfremd“. Es könnten nicht aufgrund nur von Eventualitäten Maßnahmen ergriffen werden. „Es ist nur eine Möglichkeit“. Später aber beteiligt auch er sich am Bashing der Chinesen, während vorher andauernd die Rede von einer bloßen schlimmen Grippe-Saison die Rede war (Stimme seines Herrn). Am 2. März 2020 heißt es im E-Mail-Verteiler der Experten, die sich vernetzt haben, knallhart: „Ansonsten ist nichts unter Kontrolle“ - „Wir brauchen Taten, Taten, Taten - und noch mehr Taten“. „Unsere politischen Anführer müssen handeln, jetzt“.
Nach der Ausbreitung der Pandemie wird nun China verdammt
Die Corona-Task-Force hatte auf das Play Book von Barack Obama zurückgegriffen. Dies war ein elaboriertes Papier von großer Klasse. Seine Experten empfehlen zeitnahe akkurate, klare, konsistente, glaubwürdige und nutzbare Informationen. Trump aber war einem Plan immer einsichtslos abgeneigt. Alle Empfehlungen der Experten tat er ab. Er sieht das Ende des Ausbruchs im Juli oder August, obwohl die Wissenschaft 18 Monate voraussagt. Er meldet bloß: „Wir haben einen Plan und haben es schon gut gemacht“.
Immer wieder Übergriffe auf Obama
Aber was macht Trump? – Er gibt der Obama-Administration die Schuld. Er sagt: „Sie haben uns leere Schränke hinterlassen (Cupboards)". Im Nacken stehen ihm am 6. April 2020 schon 563.465 Tausend Fälle und 10.937 Tote. Massengräber für Gestorbene, die arm sind, tauchen auf. Ist Trump nicht doch von einem unterschwelligen Sozialdarwinismus durchdrungen, mit der vulgären Auffassung vom Untergang der Schwachen und Armseligen? – Er hat für alle Fälle auch auf sowas gesonnen. Die Trump-Administration kürzte jegliche Mittel des Frühwarnsystems und integrierte die nationale Gesundheit als kleines Team in den Bereich Massenvernichtungswaffen.
Am 10 März trifft Trump sich mit republikanischen Senatoren und gibt großen Ernst vor: man mache wirklich gute Arbeit. „We ar taking this unbelievable serious slick and I think we gonna do a good Job“- Janet Napolitano aber hält dem entgegen: „In der ganzen Zeit, vom 1. Febr. bis 1. März haben wir so viel Zeit verschwendet, weil die Bundesregierung nicht übernommen hat“.
Aber Trump gibt Obama die Schuld. Im Land wird mittlerweile erkannt, dass es sehr ernst geworden ist. Nach Meinungsumfragen verliert Trump an Zustimmung. Theveßen: „Prompt vollzieht Trump eine Kehrtwende. Nun will er es schon immer gewusst haben: Es ist eine Pandemie“. Und zwar eine von echtem Schrot und Korn. An Schulkinder wird Mittagessen geliefert, Geschäfte und Schulen haben geschlossen, Lebensmittelausgaben öffnen. Jetzt bekommt er Bammel. Seine Wiederwahl ist gefährdet. 30 Millionen melden sich innerhalb weniger Wochen arbeitslos. Auch fällt ihm wieder mal nichts Besseres ein, als China zum Sündenbock zu stempeln.
Sein Berater Gorka klagt über China, es habe den inländischen Reiseverkehr eingeschränkt, aber 4 Millionen Chinesen [wirklich nur aus der Provinz Yuhan, wie insinuiert?) erlaubt, während des chinesischen Neujahrs international zu reisen.
Theveßen wendet ein: „Es ist eine Lüge“, mit der Sperrung Wuhans am 23 Januar seien alle Passierflüge von dort eingestellt worden. Sicher ist auch, dass das Virus nicht künstlich erschaffen wurde. Ein Propagandist klagt China auf einem Auto-Plakatständer an: China habe Biowaffen entfesselt, um der amerikanischen Wirtschaft zu schaden. Aber auch Trump, so Theveßen, setze auf China als Feind im Wahlkampf und feuere die Demonstranten gegen die Ausgangssperren an. Trump agitiert: viel mehr Leute würden sterben, wenn das so weiter geht. „Die Menschen wollen wieder an die Arbeit“. Das sind hilflose Ausführungen eines Feindes der Wissenschaften und Gegener des verantwortungsbewussten Handelns. Muss man glauben, dass der Kosmos eine solche jammervolle Ausgabe eines Präsidenten notwendig in seine DNA eingebaut hat und sie uns nun erschienen ist?
Theveßen wendet ein: „Es ist eine Lüge“, mit der Sperrung Wuhans am 23 Januar seien alle Passierflüge von dort eingestellt worden. Sicher ist auch, dass das Virus nicht künstlich erschaffen wurde. Ein Propagandist klagt China auf einem Auto-Plakatständer an: China habe Biowaffen entfesselt, um der amerikanischen Wirtschaft zu schaden. Aber auch Trump, so Theveßen, setze auf China als Feind im Wahlkampf und feuere die Demonstranten gegen die Ausgangssperren an. Trump agitiert: viel mehr Leute würden sterben, wenn das so weiter geht. „Die Menschen wollen wieder an die Arbeit“. Das sind hilflose Ausführungen eines Feindes der Wissenschaften und Gegener des verantwortungsbewussten Handelns. Muss man glauben, dass der Kosmos eine solche jammervolle Ausgabe eines Präsidenten notwendig in seine DNA eingebaut hat und sie uns nun erschienen ist?
Anhörung und Befragung im Weißen Haus
Trump: Sie, wir geben Ihnen eine Liste und ein Teil war ja gerade zu sehen.
Korrespondentin: Aber da war doch eine Lücke!
Trump: Schauen Sie, Sie wissen, dass sie ein Fake sind. So wie ihr Sender ein Fake ist.
© aljazeera.com
Info:
Trump und die Corona-Krise, Opening America, ‚Der Unverantwortliche‘, Elmar Theveßen, ZDF 13.05.2020