Bildschirmfoto 2020 05 23 um 08.19.52Israel: Ausländer wohl kaum vor Mitte Juli im Land

Redaktion tachles

Tel Aviv (Weltexpresso) - Der LiveTicker von tachles berichtet laufend über Entwicklungen rund um das Coronavirus .


MONTAG, 25. Mai 2020

15.20 Uhr
Israel: Ausländer wohl kaum vor Mitte Juli am BGU
Es ist höchst unwahrscheinlich, dass Israel ausländischen Reisenden das Land vor Mitte Juli in bedeutenden Quantitäten öffnen wird. Das erklärte ein hochrangiger Offizieller des Ben-Gurion-Flughafen der Nachrichten Site «Ynet». «Allein schon das soziale Auf-Distanz-Gehen wird uns verbieten, das Reiseaufkommen zu erhöhen», sagte der Verwaltungsdirektor des Lufthafens, Shmuel Zakai: «Wenn wir das gegenwärtige Tempo beibehalten, werden wir ab Mitte Juli, aber nicht vorher, dutzende einzelner Flüge nach dem Ben-Gurion-Flughafen sehen».

Solange es keinen Impfstoff gegen Coronavius gibt, und der Virus sich nach wie vor über Länder ausweiten kann, wird es keine bedeutende Veränderung geben». Sollte die Zahl der Israelreisenden in den nächsten zwei Jahren ein Drittel des Resultats von 2019 ausmachen, würde Israel nach Ansicht des Direktors recht gut arbeiten. Zakais Kommentare kamen vor dem Hintergrund des Besuchs eines kompetenten Offiziellen des Gesundheitsministeriums auf dem Flughafen. Ein Sprecher sagte der «Jerusalem Post», dass Professor Itamar Grotto, Vize-Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, und Professor Sigal Sadetsky, Chefin der Abteilung für öffentliche Gesundheit, den Flughafen zusammen mit Mitgliedern der zivilen Luftfahrtbehörde, dem Nationalen Sicherheitsrat und dem Zivilschutzkommando, besuchten. Zweck war die Beurteilung eines Plans für eine steigende Anzahl kommerzieller Flüge nach Israel in der Hoffnung, der Wirtschaft so vermehrte Impulse zu verleihen.

Derzeit müssen Israeli, die das Land aus dem Ausland betreten, 14 Tage in die Heim-Quarantäne. Ausländer, ausgenommen von wenigen Ausnahmen, sind immer noch nicht in der Lage in das Land einzureisen. Das Team habe nach Ansicht einer Sprecherin die Optionen begutachtet, Ausländern zu gestatten, Israel zu besuchen. Man kam aber zu keinen Schlussfolgerungen. Grott und Sadetsky tönten eher pessimistisch bezüglich der Rückkehr zum Flugverkehr in der näheren Zukunft. Man müsse laut Sadetzky darauf achten es zu vermeiden, dass «die Schlechten» kommen. «Wir müssen so sicher als möglich gehen, dass dies nicht wieder geschieht». JU


9.30 Uhr
Krankenstatistik
Seit Ausbruch der Coronaviruskrise wurden 16717 Personen positiv mit dem Virus diagnostiziert, zehn von ihnen gestern Sonntag. 44 der Kranken befinden sich in schwierigem Zustand, 34 von ihnen müssen beatmet werden. Die Zahl der aktiv Kranken beläuft sich gegenwärtig auf 2285 Personen, und seit Ausbruch der Krise konnten 14153 Patienten als geheilt entlassen werden. Seit drei Tagen stand am Sonntagabend die Zahl der Todesfälle unverändert auf 279. JU

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SONNTAG, 24. Mai 2020

13.40 Uhr
Neu entdeckt: Langzeitig wirksames Desinfektionsmittel

In der Forschung hat sich gezeigt, dass der Coronavirus an der Oberfläche bis zu 17 Tage überleben kann und die gängigen Desinfektionsmittel rasch an Wirkung verlieren. Wissenschaftler des Haifaer Technion wollen nun aber laut Berichten in israelischen Medien ein ausgesprochen langlebiges Desinfektionsmittel entwickelt haben. Nicht nur zerstört es den Coronavirus, sondern bleibt im Gegensatz zu anderen, rasch zersetzenden Desinfektionsmitteln, an der Oberfläche lange wirksam. «Die von uns entwickelten Materialien», sagt Assistezprofessor Shady Farah, Leiter der Forschungsgruppe, «werden die Spielregeln ändern, denn sie werden den Infektionszyklus von angesteckten Oberflächen blockieren». Die Infektion durch das Berühren von Oberflächen ist, wie Farah hinzufügte, ein ernstes Problem, vor allem an öffentlichen Orten wie Krankenhäusern, Fabriken, Schulen, Einkaufszentren und im öffentlichen Verkehr. «Unsere Polymere werden diese Orte sicherer machen». Der neue Coronavirus kann auf Oberflächen während einer ausgedehnten Zeitperiode überdauern. Dabei hängt die Zeitdauer von verschiedenen Faktoren ab. Das unterstreicht die Notwendigkeit für ein Desinfektionsmittel, das auch an Oberflächen während einer langen Zeitperiode überdauern kann. Funde vom «Diamond Princess»-Schiff stellten fest, dass der Virus bis zu 17 Tagen an Oberflächen überleben kann.

Allgemein bekannte Desinfektionsmethoden, die während einer Pandemie gebraucht werden, stützen sich auf hyperchloride Lösungen, besser bekannt unter dem Begriff von Haushaltsbleichen. Diese Lösungen verdampfen sowohl rasch, als dass sie auch zusammenbrechen, wenn sie UV-Licht wie der Sonne ausgesetzt sind. Das macht die Notwendigkeit ersichtlich für Oberflächen, die mehrmals an einem Tag zusammenbrechen. Farahs Forschungsgruppe hat eine desinfizierende Substanz entwickelt, die kontrolliert und kontinuierlich gelöst wird, so dass der Effekt der neuen Technologie ein langanhaltender ist. Vor der Pandemie hatte die Forschungsgruppe sich auf die Entwicklung von Polymeren für den medizinischen Gebrauch und smarte Lieferungstechnologien für Medikamente konzentriert. Die neue Desinfektionstechnologie basiert auf kostengünstigen und stets verfügbaren Materialien. Der Entwicklungsprozess involvierte interdisziplinäres Wissen, mit dem die Felder kombinatorischer Chemie durchkämmt wurden, polymeres Ingenieurwesen und kontrollierte Freilassug. JU

11.05 Uhr
Rollt die zweite Welle bereits an?

Kein Tag vergeht, an dem Israels Medien nicht in der einen oder anderen Form über die nächste Welle des Coronavirus spekulieren, die früher oder später das Land überziehen wird. So lesen wir in der «Jerusalem Post» vom Wochenende folgendes: «Strikte Testpolitik und logistische Verzögerungen können eine zweite Welle der Coronavirus-Infektion für Israel rascher herbeiführen als die meisten Menschen sich das vorstellen». Das schliessen hochrangige Gesundheitsexperten nicht aus.
Israelis müssten vorsichtig sein, sagte Cyrille Cohen, Leiter des Immuntherapeutischen Laboratoriums der Bar-Ilan-Universität, am Wochenende gegenüber der «Post», nachdem die Zahl der Kinder und des Erziehungspersonals, die in die Isolation getreten waren, am Donnerstag in die Dutzende gegangen war.

«Es ist schwer zu sagen, ob wir bereits den Beginn einer zweiten Welle des neuen Coronavirus sehen», sagte Cohen, «doch wir müssen vorsichtig sein. Die Zahlen sind sehr niedrig, doch das waren sie auch als wir am Anfang dieser Pandemie standen».

Cohen warnte, dass man von einer zweiten Welle reden könne wenn Israel zu sehen beginnt, wie Infektionsraten «in einer Schule nach der anderen» in die Höhe schnellen. Die Leute könnten sich so benehmen als ob alles in Ordnung wäre. Das heisst aber nicht, dass Covid-19 verschwunden sei. «Wir müssen nicht alarmiert sein, aber auf der Hut». Cohen machte seine Bemerkungen am gleichen Tag, an dem eine besonders hohe Zahl von Schülern und Lehrern im ganzen Lande in die Isolation gingen, nachdem einige Personen des Bildungswesens und des Personals mit dem Coronavirus diagnostiziert worden waren.

Gegenwärtig laufen die Bemühungen der israelischen Behörden weiter, die während der ersten Welle des Coronavirus verfügten Restriktionen zu erleichtern, gleichzeitig aber, ohne deswegen auf Panik zu machen, die Entwicklungen vorsichtig zu verfolgen, um feststellen zu können, ob sich unter dem Deckmantel der Erleichterungen nicht bereits eine zweite Virus-Welle anschickt, über Land und Leute herzufallen. JU


8.45 Uhr
«New York Times» würdigt Covid-Opfer
Auf einprägsame Weise begeht die «New York Times» dieses «Memorial Day Weekend» in den USA. Am letzten Montag im Mai gedenkt Amerika seit 1868 den Gefallenen in den Kriegen der Nation. Das Wochenende läutet gleichzeitig den Sommer ein. Während Gliedstaaten nun die meist im März erlassenen Notstands-Massnahmen zur Eindämmung von Covid-19 ohne nationale Koordination in unterschiedlichem Tempo aufheben, würdigt die «Times» die nun fast 100.000 Todesopfer der Pandemie in den USA: Mit dem Untertitel «Sie waren nicht nur Namen auf einer Liste. Sie waren wir» ist die gesamte Frontseite allein den Namen von Opfern der Pandemie mit jeweils ganz kurzen Personenbeschreibungen gewidmet. Laut der Headline stellt dies einen Versuch dar, die «unfassbaren Verluste» an Menschen jeder Herkunft und deren unterschiedlichen Verdienste zumindest in Umrissen begreifbar zu machen (twitter).

Unter den Namen sei hier nur der am 10. März 1929 im slowakischen Pressburg (Bratislawa) geborene Bauunternehmer Avraham Hakohen «Romi» Cohn genannt, der 56 jüdische Familien vor der Gestapo gerettet hat und nach dem Krieg in die USA ausgewandert ist. Cohn erlag dem Virus im März im Alter von 91 Jahren (nytimes).

Auf Twitter wird derweil notiert, dass Donald Trump den Samstag zu einem ersten Golfausflug seit dem «Lockdown» genutzt hat, natürlich auf einem seiner eigenen Plätze in Virginia. Die Kampagne von Joe Biden hat Bilder davon in Windeseile zu einem aggressiven Werbespot benutzt, der Amerikaner am Ende auffordert, Trump noch mehr Zeit zum Golfen zu verschaffen: Mit einer Stimme für Biden bei den Präsidentschaftswahlen November (twitter). AM

Foto:
© tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 25. Mai 2020