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Kategorie: Zeitgeschehen
Bildschirmfoto 2020 06 09 um 01.50.35DAS JÜDISCHE LOGBUCH vom 5. Juni

Yves Kugelmann

Basel (Weltexpresso) - Steven Biko, Martin Luther King jr., Michael Brown und endlose Listen mit Tausenden anderen: Die Tötung des Afroamerikaners George Floyd führte der Welt vor laufender Kamera vor Augen, mit welcher Brutalität, Willkür und welchen Konsequenzen der Staat gegen ethnisch stigmatisierte Minoritäten oder auch Mehrheiten vorgehen kann. Täter sind keine Kriminellen, Terroristen, Rassisten, sondern zuerst Menschen im Schutz der Uniform.

Institutionellen Rassismus gibt es auf der ganzen Welt, er beginnt im Alltag bei Behörden, Ämtern, in der Politik, sogar in Verfassungen – doch in den USA wird er seit Jahrzehnten immer wieder in seinem ganzen brutalen Ausmass manifest. Er mag in Zahlen sogar marginal sein – doch die Einzelschicksale tragen massive Konsequenzen, ebenso wie die Familien und die Gesellschaft im Ganzen.

Die von Donald Trump geschürten Eskalationen in den USA lassen vergessen, welche Blutspur institutioneller Rassismus durch die sogenannte westliche Welt zieht, trotz Verfassungen, unterzeichneter Menschenrechtskonventionen und demokratischer Strukturen inklusive Gewaltenteilung. Es mögen Einzelfälle sein – aber der ethische Rechtsstaat darf auch diese nicht zulassen oder oft dort zu vertuschen versuchen, wo keine Kameras, keine Zeugen, keine Zivilgesellschaft hinschauen kann, Tag für Tag.

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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 5. Juni 2020
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.