fahen.rtl.deNetanyahu bezeichnet Erschießung eines autistischen Palästinensers als Tragödie

Andreas Mink

Tel Aviv (Weltexpresso) - Ministerpräsident Binyamin Netanyahu hat am Sonntag erstmals zu einem Vorfall am 30. Mai Stellung genommen, der auch im Ausland erhebliche Aufmerksamkeit erregt. Vor zehn Tagen hatte die israelische Polizei in der Jerusalemer Altstadt einen unbewaffneten Palästinenser erschossen. Später stellte sich heraus, dass der Mann an Autismus gelitten hatte.

Laut Polizeiangaben hatte er mehrere Aufforderungen missachtet, stehenzubleiben. Der autistische Mann war in Begleitung einer Lehrerin auf dem Weg zu seiner Schule und soll Anfang 30 gewesen sein.

Dem israelischen Armeerundfunk zufolge hatten die Polizisten zunächst angenommen, der Mann halte eine Waffe in der Hand und eröffneten nach einer Verfolgung zu Fuss das Feuer. Anschliessend entpuppte sich der Gegenstand jedoch als Handy des Mannes. Netanyahu sagte nun dazu, der Tod des Palästinensers sei eine Tragödie und die Regierung erwarte das Ergebnis einer Untersuchung des Justizministeriums dazu. Der Premier vermutet, die Beamten hätten den Mann für einen Militanten gehalten und hätten diesen in einem hochgradig sensiblen Quartier von Jerusalem angetroffen.

Palästinenser hatten die Tötung als «Kriegsverbrechen» verurteilt. Die Tat wurde auch international auf sozialen Medien mit der Ermordung des Schwarzen George Floyd durch einen weissen Polizisten vor zwei Wochen im US-Staat Minnesota verglichen (Link).

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