Bildschirmfoto 2020 11 24 um 22.56.54Corona nehmen Verantwortliche ernst. Einige drehen durch.

Redaktion tachles

Zürich (Weltexpresso) - Der LiveTicker von tachles berichtet laufend über Entwicklungen rund um das Coronavirus .

DIENSTAG, 24. November 2020

10.20 Uhr
«Ich fühle mich wie Sophie Scholl»
Eine junge Frau die gegen die Einschränkungen Aufgrund von Covid-19 in Deutschland protestierte, verglich sich in einer öffentlichen Rede mit Sophie Scholl, einer Deutschen Widerstandskämpferin, die in der Organisation «Weisse Rose» gegen den Nationalsozialismus kämpfte, und von den Nazis zum Tode verurteilt wurde.

Bei der Demonstration am Samstag, sagte die Frau, sie fühle sich «wie Sophie Scholl, weil ich hier seit Monaten im Widerstand aktiv bin, Reden halte, Demos besuche, Flyer verteile». «Ich bin 22 Jahre alt, genau wie Sophie Scholl, als sie dem Nationalsozialismus zum Opfer fiel». (youtube)

Am folgenden Tag twitterte Bundesaußenminister Heiko Maas, dass solche Vergleiche nicht akzeptabel seien. «Wer sich heute mit Sophie Scholl oder Anne Frank vergleicht, verhöhnt den Mut den es brauchte, Haltung gegen Nazis zu zeigen», schrieb er. «Das verharmlost den Holocaust und zeigt eine unerträgliche Geschichtsvergessenheit. Nichts verbindet Coronaproteste mit Widerstandskämpfer*Innen. Nichts!» (twitter)

Auch bei dem Protest wurde Kritik geäussert. Nachdem die junge Frau den Vergleicht zu Scholl gezogen hatte, unterbrach sie ein Ordner, der seine Weste auszog und sagte: «Für so einen Bullshit werde ich kein Ordner sein».


MONTAG, 23. November 2020

11.45 Uhr
New York: Geheime Satmar-Hochzeit
Wochen nachdem eine prominente Satmar-Hochzeit aufgrund der Pandemie öffentlich abgesagt worden war, veranstalteten Mitglieder der chassidisch-orthodoxen Sekte in Brooklyn jüngst eine weitere Hochzeit, an der Tausende von Menschen teilnahmen.

Wie die «New York Post» am Samstag berichtete, wurde die Hochzeit am 8. November bewusst im Geheimen arrangiert, um einer Entdeckung durch die Behörden zu entgehen. Die von der «Post» veröffentlichten Fotos zeigen die Kongregation Yetev Lev B’Satmar in Williamsburg, in einem dicht gepackten Gotteshaus, welches aufgrund der Restriktionen nur zu 50 Prozent hätte ausgelastet sein dürfen. (nypost)

Die vorherige Hochzeit für einen Enkel von Rabbi Zalman Teitelbaum, dem Anführer der Satmar-Fraktion in Williamsburg, wurde auf Familienmitglieder begrenzt, nachdem Gouverneur Andrew Cuomo eine formelle Gesundheitsanordnung erlassen hatte, um diese zu stoppen.

Für die Hochzeit eines Enkels von Rabbi Aaron Teitelbaum, dem Anführer einer Satmar-Fraktion mit Sitz in Kiryas Joel, einer Stadt im Bundesstaat New York, Orange County, wurden keine derartigen Ankündigungen gemacht. Alle Mitteilungen über die bevorstehenden Feierlichkeiten wurden mündlich weitergegeben. Auf öffentliche Ankündigungen und Einladungen per Post wurde verzichtet.

Der frühere Präsident der Hauptsynagoge in Williamsburg, Mayer Rispler, starb Mitte Oktober an Covid-19, nachdem er seine Gemeinde öffentlich dazu aufgefordert hatte, sich an die Gesundheitsregeln und Restriktionen zu halten.


FREITAG, 20. November 2020
16.10 Uhr

Pfizer beantragt Notfallzulassung
Am Freitag gab das Pharmaunternehmen Pfizer bekannt, dass es bereit sei bei US-Aufsichtsbehörden eine Notfallzulassung seines Covid-19-Impfstoffs zu beantragen. Das Unternehmen setzte somit einen Prozess in Gang, der das Ende der Pandemie einläuten könnte, auch wenn dies sicherlich erst nach einem langen und kalten Winter erfolgen wird.

Die Unternehmen seien zuversichtlich, dass der Impfstoff eine Notfallzulassung der «Food and Drug Administration» (FDA), erhalten werde, sodass dieser nicht mehr alle Teststadien endgültig durchlaufen müsse um eine Zulassung zu erhalten. Zusätzlich hat das Unternehmen ebenfalls damit begonnen, Anträge in Europa und Großbritannien zu stellen.

Angesichts des starken Anstiegs der Infektionsraten weltweit, stehen die Aufsichtsbehörden unter einen enormen Druck, schnelle Entscheidungen treffen zu müssen.

Wann der Impfstoff und wie viel von ihm weitläufig verfügbar sein wird, kann noch nicht gesagt werden. Jedoch werden die ersten Einheiten vorrausichtlich knapp rationiert sein. Laut Informationen der «National Academy of Medicine», könnten im Dezember etwa 25 Millionen Einheiten des Pfizer-Impfstoffs verfügbar sein, 30 Millionen im Januar und weitere 35 Millionen im Februar und März. Die Empfänger benötigen zwei Impfungen im Abstand von drei Wochen.


DONNERSTAG, 19. November 2020
17.25 Uhr

Chanukka im Weissen Haus
Das Weisse Haus unter Leitung von Trump plant dieses Jahr eine Chanukka-Party zu veranstalteten, welche eine von mehreren Veranstaltungen der Trump-Regierung darstellt, die trotz des hohen Infektionsgeschehens in den USA abgehalten werden.

Präsident Donald Trump geriet jüngst unter Beschuss, da er im Weißen Haus eine Reihe überfüllter Veranstaltungen abhielt, von denen angenommen wird, dass einige zur Verbreitung von Covid-19 beigetragen haben. Dr. Anthony Fauci, der führende Spezialist für Infektionskrankheiten des Landes, bezeichnete zuletzt den Empfang der bestätigten Richterin des Obersten Gerichtshofs, Amy Coney Barrett, als «Superspreader-Ereignis».

Zu Zeiten der Clinton-Regierung veranstalteten jüdische Mitarbeiter bereits informelle Chanukka-Partys, jedoch erklärte George W. Bush als erster Präsident, diese zu einem offiziellen, jährlichen Ereignis. Präsident Barack Obama setzte die Tradition fort und begann zwei Partys pro Jahr aufgrund der hohen Nachfrage zu veranstalten. In den vergangenen Jahren tat Trump dies ebenfalls.


8.55 Uhr
Infektionshoch in Palästina

Am Dienstag Abend wurden im Gazastreifen und im Westjordanland (ohne Ostjerusalem) 1.068 Neuinfektionen diagnostiziert und Elf Todesfälle gemeldet.

Mit 486 Infektionen in Gaza, 582 im Westjordanland und 90 in Ostjerusalem, stellt dies ein Rekordhoch an täglichen Neuinfektionen da.

Die tatsächliche Anzahl der Infektionen könnte jedoch dreimal höher sein.

In beiden palästinensischen Gebieten werden eine Reihe von Beschränkungen, sowie eine Ausgangssperre, von den örtlichen Behörden durchgesetzt. Beamte fordern die Bevölkerung auf, die Vorschriften zu respektieren, und warnen bei Fahrlässigkeit vor dem Zusammenbruch des verarmten Gesundheitssystems.


MITTWOCH, 18. November 2020
8.15 Uhr

Längere Immunität als gedacht?
Wie lange kann eine Immunität gegen das Coronavirus anhalten? Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, laut einer neuen Studie, welche die bisher hoffnungsvollste Antwort liefert, auf eine Frage, die eine Schatten über die Pläne für weitläufige Impfungen geworfen hatte.

Wie die «New York Times» berichtete, haben laute neuen Daten, die meisten Menschen acht Monate nach einer Infektion mit Covid-19 immer noch genügend Immunzellen um das Virus abzuwehren und einer erneuten Krankheit vorzubeugen. Eine langsame Abnahme der Antikörper über diesen Zeitraum lässt darauf schließen, dass diese Zellen noch sehr, sehr lange im Körper verbleiben können. (nytimes)

Die Forschungsergebnisse wurden bisher weder von Experten begutachtet noch in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht. Jedoch ist dies bislang die umfassendste und längste Studie zum Immungedächtnis einer Covid-19 Infektion.

Die Ergebnisse dürften Experten zu Gute kommen, die befürchten, dass die Immunität gegen das Virus nur von kurzer Dauer sein könnte und dass Impfstoffe möglicherweise wiederholt verabreicht werden müssen, um die Pandemie langfristig unter Kontrolle zu halten.


DIENSTAG, 17. November 2020
8.32 Uhr

Israels Deal mit Moderna
Nachdem das Biotechnologieunternehmen Moderna kürzlich über das erfolgreiche Abschneiden seines Impfstoffes in der Dritten Phase der Klinischen Studien berichtete, scheint es so, also ob Israel sich in einer vorteilhaften Position befindet. Bereits im Juni unterzeichnete Israel einen Vertrag mit dem Unternehmen und wird voraussichtlich zu den ersten Ländern gehören, die den Impfstoff nach seiner Zulassung erhalten.

Im Rahmen des Vertrags wird Moderna zwei Millionen Einheiten des Impfstoffs liefern - genug für eine Million Israelis. Dies hängt jedoch genau wie bei Pfizer von der Fähigkeit des Unternehmens ab, den Impfstoff tatsächlich zuzustellen.

Beide Unternehmen haben eine neuartige Technologie zur Herstellung von Impfstoffen eingesetzt, was unter Anderem die Unterzeichnung des Vertrags mit Moderna im Juni zu einem Glücksspiel machte.
Im April führte das Gesundheitsministerium eine umfassende Untersuchung aller sich in der Pipeline befindenden Impfstoffe durch. Moderna erwiess sich als eines der zugänglicheren Unternehmen bei denen es so schien, also ob sie eine gute Chance hätten, einen Impfstoff herzustellen. Dies beruhte auch teilweise auf der Tatsache, dass der «Chief Medical Officer» des Unternehmens, Dr. Tal Zaks, Israeli ist.

Mit Zustimmung von Bar Siman Tov empfahl das Team des Ministeriums schließlich, auf Moderna zu wetten und 240 Millionen Schekel (71 Millionen US-Dollar) zu investieren.

Der derzeitige Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, Professor Chezy Levy, unterzeichnete den Vertrag wenige Tage nach seinem Amtsantritt. Rückblickend hat sich das Glücksspiel des Ministeriums ausgezahlt.


FREITAG, 13. November 2020
11.35 Uhr

Griechische Zeitung vergleicht Pfizer CEO mit Mengele
Eine griechische Zeitung, deren Verlag kürzlich wegen antisemitischer Diffamierung verurteilt wurde, warnte ihre Leser, dass der jüdische CEO von Pfizer «sie mit der Nadel stechen» werde, während sie den potenziellen Covid-19-Impfstoff des Pharmaunternehmens als «Gift» bezeichnete.

Der Artikel auf der Titelseite, welcher unter Anderem ein Bild von Albert Bourla und dem NS-Kriegsverbrecher Dr. Josef Mengele zeigte, erschien am Dienstag in der Tageszeitung «Makeleio». Der Verleger, Stefanos Chios, musste letzten Monat eine Geldstrafe von 2.200 US-Dollar zahlen, weil er einen ehemaligen Führer der jüdischen Gemeinde in Athen als «dreisten Juden, der eine Kredithai-Firma leitet», bezeichnete.

Das «Central Board of Jewish Communities» in Griechenland verurteilte die Zeitung in einer Erklärung und forderte die Behörden dazu auf einzugreifen, ohne jedoch anzugeben, wie. Die Erklärung drückte «Empörung und Abstoßung» aus und sagte, der Artikel "verewige Hass und Bigotterie gegen die Juden».

Das griechische Ministerium für Bildung und religiöse Angelegenheiten verurteilte die Zeitung ebenfalls und bezeichnete den Vorfall als «den abscheulichsten Antisemitismus, der an das Mittelalter erinnert».

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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 24. November 2020