Bildschirmfoto 2020 12 01 um 02.09.47Ungarischer Beamter zieht Bezeichnung von George Soros als «liberalen Führer» zurück

Redaktion

Basel (Weltexpresso) - Szilard Demeter, der Leiter des Budapester Literaturmuseums, zog seine Aussage vom Samstag zurück. Auf dem regierungsnahen Online-Portal «oigo.hu» bezeichnete er den Holocaust-Überlebenden Milliardär und Philanthropen George Soros als «liberalen Führer», Europa als dessen «Gaskammer». «Aus den Fässern der multi-kulturellen offenen Gesellschaft entströmt das Giftgas, das für die europäische Lebensform tödlich ist», schrieb Demeter.

Polen und Ungarn bezeichnet er als «die neuen Juden». Weltweit verurteilten jüdische Organisationen den Kommentar Demeters. Am Sonntag zog dieser die Aussage mit der Bemerkung zurück, er tue dies «unabhängig von dem, was ich denke». Demeter gibt zu, «dass diejenigen, die mich kritisieren, Recht haben, wenn sie sagen, dass es eine Relativierung ist, jemanden als Nazi zu bezeichnen, und dass Parallelen zu den Nazis unbeabsichtigter Weise dem Andenken der Opfer schaden können.»

Rabbiner Shlomo Koves von der Unified Hungarian Jewish Congregation bezeichnete den Vergleich als «unangemessen und unentschuldbar». «Entsetzlich», twitterte das Büro des American Jewish Comitee Zentraleuropa. Die israelische Botschaft in Ungarn verurteilte die Aussage: «Wir lehnen die Verwendung und den Missbrauch des Gedenkens an den Holocaust für jeglichen Zweck strikt ab.»

Soros dient Rechtspopulisten in Osteuropa wie auch den USA als Sündenbock und wird regelmässig zur Zielscheibe von Victor Orban, da der aus Ungarn stammende Soros Orbans Politik immer wieder kritisiert. Kritik an Soros artet oft in offenen Antisemitismus aus.

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Szilard Demeter
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 30. November 2020