Okapi Antonia mit Jungtier copyright Zoo FrankfurtFrankfurt freut sich zumindest an den Bildern, so lange man noch nicht im Zoo selber schauen kann

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Eine schöne Nachricht aus dem Zoo zum Jahresbeginn: Bei den als stark gefährdet eingestuften Okapis gab es Nachwuchs. Am 10. Dezember brachte Antonia ein Jungtier zur Welt – vermutlich ein Weibchen, wie die Fellzeichnung nahelegt. Auch wenn der Zoo bereits wieder geöffnet hätte – zu sehen wäre die kleine Waldgiraffe dennoch nicht. Okapi-Jungtiere sind Ablieger, das heißt, sie halten sich in den ersten Wochen ihres Lebens meistens in einem Versteck auf. Bei den winterlichen Temperaturen befindet sich dieses warme Nest, das hinter einem Laubvorhang verborgen ist, im Stall. Das Jungtier verlässt seinen Platz nur, um bei der Mutter zu trinken. Für die 17-jährige Antonia ist es bereits das dritte Jungtier. Vater ist der ebenfalls 17 Jahre alte Okapi-Bulle Ahadi.

Aber erst einmal muß man hervorheben, daß es den Tieren im Zoo gut geht. Sie sind die ganze Zeit geschützt dadurch, daß nur ganz wenige jeweils die einzelnen Tiere betreuen, damit die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich ist. Was wir uns wünschen, das wäre, daß die Zoomitarbeiter, eben auch Tierärzte, Tierpsychologen und wer immer dazu beitragen kann, Aussagen wagen, ob es den Tieren ohne Besucher besser oder schlechter geht, oder ob, was man sich vorstellen könnte, das differenziert ausgeht. Warten wir es ab, wenn diese Coronaplage sich abschwächt uns wieder in den Zoo läßt. Zurück zum kleinen Okapi.

„Im Frankfurter Zoo haben Haltung und Zucht von Okapis eine lange Tradition. Der ehemalige Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek brachte das erste Okapi 1954 nach Frankfurt. Es war das erste Okapi in Deutschland überhaupt. Die wunderschönen Waldgiraffen sind dennoch vielen nicht so geläufig wie ihre in der Savanne lebenden Verwandten. Umso bedauerlicher, dass die Tiere im Winter kaum zu sehen sind, da ihr Stall nicht für Besucherinnen und Besucher zugänglich ist. Ich freue mich, dass sich dies mit dem geplanten Umbau des Zoos ändern wird. Laut der Konzeptstudie ZOOKUNFT2030+ sollen Okapis gemeinsam mit anderen Arten aus dem Kongo-Regenwald in einer großen Afrika-Halle gezeigt werden“, sagt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft.

Überlebensnotwendig: Artenschutz vor Ort

In den Regenwäldern der Demokratischen Republik Kongo, in der das Okapi beheimatet ist, wurde es als letzte afrikanische Großtierart erst 1901 entdeckt. Über das Verhalten von Okapis weiß man wenig – verlässliche Bestandszahlen gibt es nicht, denn der Lebensraum ist einer der unzugänglichsten und gefährlichsten Orte der Welt: Seit Jahren ist die Region politisch instabil und immer wieder Schauplatz für gewaltsame Konflikte, in denen bewaffnete Gruppen unter anderem um Bodenschätze kämpfen. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Okapi-Population seit Mitte der 1990er Jahre kontinuierlich abnimmt. Man geht derzeit davon aus, dass es nur noch einige tausend Individuen gibt. Seit 2013 wird das Okapi auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als stark gefährdet (Endangered) geführt. Hauptursachen für den Bestandrückgang sind der Verlust des Lebensraums durch menschliche Nutzung, der zunehmende Bevölkerungsdruck sowie die lokale Nachfrage nach „Bushmeat“.

Zoodirektor Miguel Casares freut sich über die Nachzucht, betont aber zugleich den dringend notwendigen Schutz der Freilandpopulation: „Unsere Partnerorganisation, die Zoologische Gesellschaft Frankfurt, betreibt ein Schutzprogramm im Lomami-Nationalpark in der DR Kongo. Ziel des Programms ist es, gemeinsam mit lokalen Partnern eine funktionierende Nationalparkverwaltung aufzubauen und die Tier- und Pflanzenwelt des Ökosystems zu schützen. Lomami ist der jüngste Nationalpark der DR Kongo. Er wurde erst 2016 gegründet. Um das Gebiet effektiv und nachhaltig schützen zu können, werden finanzielle Mittel vor allem für eine gute Ausrüstung der Parkmitarbeiter sowie für moderne Kommunikations- und Überwachungstechnik benötigt.“

Bewahren und lernen: Arterhaltung im Zoo

Doch so dringend der Schutz der Tiere in ihrem ursprünglichen Lebensraum ist, so wichtig ist es auch, vor allem in Anbetracht der wenig stabilen politischen Lage, dass Zoos diese Tierart ex-situ, also außerhalb ihres Lebensraums, halten, züchten und möglichst viel über sie lernen. So weiß man aus Beobachtungen, die nur in Zoos möglich sind, dass offenbar die Fellzeichnung bei Jungtieren einen Hinweis auf das Geschlecht gibt: Blinzelt zwischen Schwanz und der Streifung der Beine noch ein weißer Fellbereich hervor, so kann man davon ausgehen, dass es sich um ein Weibchen handelt – so, wie bei dem Jungtier von Antonia.

1960 gelang dem Zoo Frankfurt die deutsche Erstzucht bei den Waldgiraffen. Bis heute wurden 25 Okapis im Frankfurter Zoo geboren. Seit 1985 koordiniert der Zoo in Antwerpen das Europäische Erhaltungszucht-Programm (EEP). Auch heute ist die Art in Zoos nicht häufig. aktuelle werden nur 77 Individuen in rund zwei Dutzend Europäischen Zoos gehalten.

Wissenswertes über Okapis

Das Okapi (Okapia Johnstoni) – auch Kurzhals- oder Waldgiraffe genannt – ist mit einer Gesamthöhe von 1,80 Meter, im Vergleich zu seinen bis zu sechs Meter hohen Verwandten, der kleinste Vertreter der Giraffenfamilie (Giraffidae). Ihr natürlicher Lebensraum ist der tropische Regenwald der Demokratischen Republik Kongo. Okapis bevorzugen dichtes Unterholz in Gewässernähe. Sie sind tagaktive Einzelgänger, die im schummrigen Licht des Waldes nach Blättern und jungen Trieben suchen. Ein besonderes Erkennungsmerkmal sind die zebraartig gestreiften Hinterläufe. Sie bieten im Wechsel von Licht und Schatten zwischen den Bäumen eine perfekte Tarnung.

Schutz des Lomami Nationalparks

Schutz der Flora und Fauna des Lomami-Ökosystems und Aufbau einer funktionierenden Nationalparkverwaltung – daran arbeitet die Zoologische Gesellschaft Frankfurt, (ZGF) gemeinsam mit lokalen Partnern. Informationen zum Schutzprojekt unter https://fzs.org/de/projekte/lomami/ im Internet.


Foto:
Okapi Antonia mit Jungtier  
© Zoo Frankfurt