Oberpostdirektion hist bereinigtProvokant ist das Phänomen, dass Stilbauten der Zwanziger Jahre in die Blicke habgieriger Abgreifer aus Demokratur- und Post-Demokratie-Staaten geraten

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Schade nur, dass Städte wie Frankfurt diese Kreise förmlich einladen, sich in Frankfurt/Offenbach und im Rhein-Main-Gebiet auszustatten. Der Grund ist allein der, dass Städte wie Frankfurt und Offenbach auf Neubauprojekte keine strenge Hand legen, um sozialem Wohnungsbau die Vorhand zu geben.

Historische Areale wie das Alte Polizeipräsidium, der neobarocke Bau der früheren Oberpostdirektion und das Gelände des ehemaligen Pädagogenturms wurden an Interessen des lasterhaften Begehrs verscherbelt, anstatt sie für die weniger Begüterten und für die nach bezahlbarem Wohnraum außerordentlich Bedürftigen zu sichern, wobei auch an Mischung gedacht werden kann. In den leicht geneigten Prachtbau der Oberpostdirektion werden 164 Eigentumswohnungen eingezogen. Das Areal Altes Polizeipräsidium hatte das Land Hessen für 200 Mill. Euro an die Gerch Group verkauft. Es versprach, mit der Hälfte des entstandenen Sondervermögens neue Unibibliothek, Wohnungsbau und Städtebauförderung zu finanzieren. Das Land hat aber bislang nicht ein einziges Grundstück für diese Zweckbestimmungen erworben. Für den versprochenen dringlichen Erwerb von 929 Belegrechten geschah anteilig in Frankfurt bislang nichts. Die städtische ABG hätte besser schon auf dem brachliegenden Areal den nötigen sozialen Wohnungsbau schaffen können. SPD-Elke-Barth wirft dem Land vor, die Millionen zu bunkern.

220px Frankfurt ehemalige Oberpostdirektion1Gemeinnützig und sozial verpflichteter Wohnungsbau wäre in Frankfurt unbedingt vonnöten. Mit den distanzierenden, ideologisch überfrachteten Bauten für präpotent Reiche aus aller Welt wollen die politischen Vertreter monumentalistisch in die Stadt-Annalen eingehen – und dabei die Karriere auf die Spitze treiben, wie ABG Junker und Baudezernent Mike Josef. Was sollen die neuen Hochhausmonster nahe der Frankfurter Messe denn tatsächlich bewirken? Sollen sie imponierende Denkmale abgeben? Hiervon mal abgesehen, kürzlich wurde mir berichtet, dass in Traunstein, im Chiemgau, das längst zum Einzugsbereich München gehört, ähnliche Prozesse der Gentrifizierung in Gang sind, wenn nicht fast noch gesteigerter. Bei Neuvermietung ist die verdoppelte Miete üblich. In einer Straße Nähe Bahnhof befinden sich gleich mehrere Immobilienmaklerbüros.


Fridays for Future: Grüne Lunge muss bleiben

Fridays for Future haben seit ihrer Entstehung sich ihrer angenommen. Der Kommunalwahlausgang begünstigte sie. Die Grünen konnten sich die Macht sichern. In Frankfurt fokussiert sich eine fatale Tendenz im Streit um die Bebauung der Grünen Lunge bzw. Günthersburghöfe in Frankfurts Nordend. Das Gebiet ist eine Frischluftpassage für kühle Winde aus dem Taunus. Dieses Projekt für überwiegend Luxuswohnungen wurde vom früheren grünen Planungsdezernenten Olaf Cunitz betrieben, der sich inzwischen ganz in die Immobilienwirtschaft abgeseilt hat. Mit dieser konnte er schon vorher gut.

Hochhaus bereinigt
Der springende Punkt ist: ebenso wie wir nicht immer noch mehr Flächen für eine intensiv-extensive Landwirtschaft auf dem Globus zur Verfügung haben - wenn wir uns nicht die Luft zum Atmen rauben und nicht der Artenvielfalt den Garaus machen wollen - so kann auch der unablässige Flächenfraß für ganz verfehlte Bauten nicht noch immer weiter verfolgt werden. Hochhäuser auf knappem Baugrund sind Kindern und Erwachsenen abträglich. Hochbauen ist nur bedingt ein Ausweg. Wälder brauchen lange ihre Ruhe, müssen wieder zur Wildnis umgestaltet werden, wie im Kellerwald vor zehn Jahren unter Schwierigkeiten angestoßen. Kaputte Flächen müssen wiederbewaldet werden. Auch ist Agrarboden weltweit knapp geworden, wie der WWF feststellte.


75 Prozent Provision für den Dornbusch bei erfolgreicher „Objektsuche“

Ist nur ein Beispiel. Wie die dubiosen Anrufer im Namen von Microsoft gibt es auch immer wieder Anrufe von Immobilienmaklern wie derer von Poll, die mit Google und unter Zuhilfenahme des Liegenschaftsamts die Daten der begehrten „Objekte“ ausfindig machen und davon ausgehend gezielt Anrufe tätigen. Und zwar wiederholt. Eine rüde Schimpfkanonade stellt es nicht ab. Auch werden Eigentümer kontaktiert, um ihnen die Immobilie, Haus oder Eigentumswohnung abzuluchsen. Das Begehren zielt auf die Differenz von Kauf- und Wiederverkaufspreis. Eine jegliche freigewordene Wohnung ist für die gewinngeilen Kreise von Interesse, auch 50er-Jahre-Wohnungen, an denen herzlich wenig verändert und aufgearbeitet, sprich: saniert und modernisiert wurde. Die überhitzte Frankfurter Situation gibt das her. Selbstverständlich ist auch das Altersmodell im Sinne von „Bargeld und garantiertem Wohnrecht“ in jedem Fall von Belang. Und die Aufteilung von mehrstöckigen Villen der Gründerzeit in Eigentumswohnungen sowieso.

Deswegen sollen für diese begierigen Kreise auch Milieuschutz, Erhaltungssatzung, Umwandlungsverbot und jegliche behindernden Satzungen - mit ‚Haus & Grund‘ gesagt - abgeschafft werden, ebenso wie „veraltete Bauordnungen“. Diese Forderung wird von der CDU goutiert. An den vor Bebauung noch geschützten Frankfurter Pfingstberg will man auch ran. und an das Riesengebiet an der A5 ebenfalls. Was dieses betrifft, haben sich nun Teile der CDU sowohl der Stadt wie des Umlands sich zaghaft für ein sorgsames Vorgehen ausgesprochen.

Microappartements Kaiserleikreisel bereinigtDas ganz schlimme Ding sind allerdings die unter anderem am Kaiserleikreisel seit Monaten in Bau befindlichen Miniappartements, auch für StudentInnen gedacht, die mit wenigen Quadratmetern Wohnfläche für an die 1000 Euro Miete zu beziehen wären. Am Kaiserlei wird das aus Altbestand umgebaut. Auch das nur ein Beispiel für viele schon fertiggestellte sowie angedachte wie geplante. So eben geht Kapitalismus, was zeigt, dass dieses System ein System der abgrundtief niedrig Gesinnten und hundsgemein Gepolten ist. Es stimmt, dass der Kapitalismus ein unmenschliches und grausames System ist, wie Janine Wissler sagt. Weil der Kapitalismus ein System der miesen Vertreter der menschlichen Gattung ist, ist nun auch die CDU in die Bredouille geraten, weil eben dieses auf sie abgefärbt hat und sie deshalb mit ihrem alten Latein am Ende ist. Worauf Rezo immer wieder zu sprechen kommt. Dabei hatte sie es im Ahlener Programm mal anders gewollt. Mit dem Begriff der Zerstörung – mit der eine Selbstzerstörung gemeint ist - der CDU ist Rezo eine welthistorische Person über den Tag und das Netz hinaus geworden.


Die Welt der Gangster und Banditen ist schwer im Kommen

Diesen gegenüber steht die Gesellschaft der dem Gemeinwohl Verpflichteten und für dieses Sorge Tragenden. Sie reihen sich in den Kampf gegen Entmietung und Leerstand, der in Frankfurt sinnfällig wurde, ein. 

Oberpostdirektion F HauptportalIn Frankfurt kaufen sich die Königreiche, die Halbwelt und Gröfaze ein und haben es längst getan. Wem gehört die Stadt? Immer weniger den Freundinnen und Freunden der Acht- und Bedachtsamkeit. Wer also ruft mit den Immobilienmaklern zugleich an? Es sind die Geschäftebetreiber im Dienst der Oligarchen, der jeweiligen Mafia und den Profiteuren dunkler Geschäfte im Verborgenen, wie z.B. der Geldwäsche. Damit wollen sich Günstlinge, Kleptokraten und Seilschaften aus korrupten und gewalttätigen Staaten in Frankfurt rückversichern und einnisten, um sich nicht nur fürs Altenteil einen Rückzugsraum zu reservieren. Sie schauen sich auch gern die kulturellen Artefakte um sie herum gleich einer wohltuenden Fassade der ihnen fremden und verhassten Hochkultur der Musik, Kunst und Wissenschaft an, während sie die Errungenschaften dieser aufklärerisch-vernünftigen Welt ideologisch verblendet abgrundtief verachten. Für diese Leute wurde schon so mancher wertvolle alte Baum gefällt. 

Die Stadt Frankfurt hat es mit ihrem gespaltenen politischen Personal immerhin noch hinbekommen, auf die großen Projektentwicklungen einen gewissen Einfluss zu nehmen, um den Anteil des sozialen, öffentlich-rechtlich verfassten Wohnungsbaus zu vermehren. Die städtische ABG aber muss ganz auf sozialen Wohnungsbau umgestellt werden. Dem steht das Prestigedenken ihres Geschäftsführers entgegen. Die Politik ist nachgiebig, weil sie im Bund mit den einschlägigen Kreisen selbst Teil der herrschenden Weltverhältnisse sein will.

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Heinz Markert
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