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Kategorie: Zeitgeschehen
Bildschirmfoto 2021 04 30 um 22.59.44ISRAEL: Massenpanik an Lag Baomer führt zu Toten

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Mindestens 44 Tote und weit über 100 Verletzte nannten die Behörden nach einer Massenpanik von Donnerstagnacht . Das ist am Freitagmorgen die vorläufige traurige Bilanz der Unglücks auf dem Berg Meron im Norden Israels. Abertausende von Menschen hatten sich dort eingefunden, um das traditionelle Fest des Lag Ba Omer zu begehen, an dem unter anderem dem Heiligen Rabbi Shimon Bar Yochai gedacht wird, den man um Gesundheit und einen Ehepartner oder Partnerin für die noch ledigen Kinder bittet.

Dieses Jahr hätte ein ganz besondere Fest sein sollen mit mehr Besuchern als sonst üblich. Nach der wegen der Pandemie abgesagten Festivitäten vom letzten Jahr mit Höhefeuern, Massengebeten, dem traditionellen Singen und Tanzen, folgten in diesem Jahr umso mehr vorwiegend charedische männliche Teilnehmer. Doch die wieder aufgekommene Festfreude wurde vielen zum Verhängnis und wandelte sich in eine unbeschreibliche Panik, als die Treppe zu einer Tribüne einstürzte und Menschen unter sich begrub.

Die TV- und Radiostationen, die sich eingefunden hatten, um Bilder der wieder aufgeflackerten Lebens- und Festfreude des Volkes ins ganze Land und darüber hinaus zu vermitteln, mussten ihr Programm umstellen und Aufrufe für Blutspenden verbreiten, aber auch dringende Appelle an das in Familien und Schulklassen mit Autobussen und Privatfahrzeugen erschienene Volk zu verbreiten: Beruhigt euch, setzt den geordneten Abmarsch fort, helft dem Militär, der Polizei, den Notverbänden des Magen David Adom (israelisches Rotes Kreuz) und dem freiwilligen Personal bei ihrer schwierigen Räumarbeiten.

Diesen zeigte sich ein schockierendes Bild: Tote, Schwer- und Leichtverletzte, auseinandergerissene Familien, verloren gegangene Kleinkinder oder Betagte, die ihre Orientierung verloren hatten. Viele Besucher des Festplatzes auf dem Berg Meron wollten wegen des herannahendem Schabbats ein verlängertes Wochenende einschalten und bis Sonntag in Galiläa bleiben. Jetzt haben tausende von Menschen nur ein Ziel: Gesund und unverletzt nach Hause zu gelangen. Die Zahl der Opfer und Verletzten ist längst nicht endgültig. Schon jetzt gilt die Massenpanik als eine der größten Katastrophen seit Gründung des Staates.

Foto:
Helfer vor Ort. unmittelbar nach Katastrophe von Donnerstagnacht.

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 30. 4. 2021