... indem sie in ihrem Portal nur noch gegenderte Texte zulassen

Klaus Jürgen Schmidt

Nienburg/Weser (Weltexpresso) - Goethes nebenstehende Erkenntnis fiel 1980 einem Bremer Ex-Kommunisten ein, der einen deutschen Freund in Südafrika besuchte, und dabei lernen musste, wie sich Geschichte in einem Apartheid-Staat nicht einfach durch die Anwendung neuer Sprachregelung ändern lässt. Der Ex-Kommunist wurde als geschichtsbewusster Bau-Unternehmer Ehrenbürger Bremens. 1980 hatte er seine „NOTIZEN IN SÜDAFRIKA“ noch unter dem Pseudonym Hans Wolf publizieren müssen.

 

>>> Klaus Hübotter am 14.05.80 > Nichts wäre also dümmer als anzunehmen, es genüge eine bloße Verfassungsänderung, gleich, ob von oben oder revolutionär von unten durchgesetzt, um die Schwarzen in gleichberechtigte und gleichbefähigte Bürger zu verwandeln. Man lässt sie nichts erwerben, weder Geld noch Bildung. Im Gegenteil, man hat ihnen alles, was sie hatten, genommen, materiell und kulturell. (Nur Ignoranten werden einwerfen: „Sie hatten ja auch vorher nichts“. Sie hatten sehr viel. Sie hatten ihr Land, ihre Tiere und Pflanzen, ihre Freiheit, Selbständigkeit und Würde, ihre Religion, Sprache, Kultur und ihre Familien. Was sie heute haben, ist ein Dreck: Blechbüchsen, Baracken, ein paar Lumpen, Alkohol und die Gewissheit, „Untermenschen“ zu sein.) Also besteht ein ungeheurer Nachholbedarf. In jedem Fall wird es Generationen dauern, bis aus ihnen wieder „Menschen“ geworden sind. Nur Dummköpfe können das in Abrede stellen und scheinheilig behaupten, es sei nichts weiter notwendig, als die Einführung des allgemeinen Wahlrechts. Allerdings ist auch klar, dass ohne revolutionäres Verhalten der Schwarzen selbst nichts in dieser Hinsicht erreicht werden wird. Goethe hat nicht gesagt, „auch das ihm Geschenkte sei der Mensch“, sondern er hat von „Erworbenem“ gesprochen. Erwerben muss man selbst. Die Schwarzen werden nicht weiß werden. Aber sie werden andere Gesichter haben als heute. Das Unterwürfige, Verängstigte, Freudlose und Verbitterte, das ihre Physiognomien im wesentlichen von denen der Weißen in Südafrika unterscheidet, wird verschwinden. Ihre Körper werden gesünder, gerader, kräftiger, aufrechter und schön sein. <

>>> Klaus Hübotter am 19.05.80 > Zu Ehren meines Geburtstages
Zwischen Haus und Meer steht auf dem Strand das übliche Schild: STRANDGEBIED VIR BLANKES ALLEEN – BEACH AREA FOR WHITES ONLY
Bis zum Abend des 18. Mai steht es dort, fest angeschraubt an tief eingegrabenen Pfählen. Am Morgen des 19. Ist es verschwunden. <<<

Das heimliche Entfernen des Strandschildes, also das Entfernen von alten Wörtern oder die Einfügung eines anderen Sprachgebrauchs in neuen Gesetzestexten – das war Klaus Hübotter klar – würde keineswegs „die Schwarzen in gleichberechtigte und gleichbefähigte Bürger ... verwandeln.“

Bei einer Neuauflage seiner „NOTIZEN IN SÜDAFRIKA“ würde ihm hier in Deutschland eine neue Art von „Sprach-Polizei“ möglicherweise anraten, den Begriff „die Schwarzen“ zu überdenken.




Sein gesamter historischer Text hätte gar keine Chance z.B. auf „Zeitgeschichte-online“ veröffentlicht zu werden. Dort gilt für Autoren folgende Vorschrift:



https://zeitgeschichte-online.de/node/57970
> „Gendergerechte Sprache: Die Texte auf Zeitgeschichte-online werden grundsätzlich in einer gendergerechten Sprache veröffentlicht. Sie können beispielsweise die Anhängsel *innen, :innen, oder den Gender_Gap nutzen. Wir behalten uns vor, Texte, die keine gendergerechte Sprache verwenden, entsprechend umzuändern. Der oft noch übliche Hinweis in einer ersten Fußnote, dass mit der maskulinen Form mehrere Geschlechter gemeint sind, wird auf zeitgeschichte|online nicht verwendet.“ <

Auf mein Anfrage, ob ich als Autor zeitgeschichtlicher Artikel mitwirken könne, wurde mir kürzlich zudem geraten:
http://www.zzf-potsdam.de
> Sehr geehrter Herr Schmidt,
*zeitgeschichte*|online ist ein Fachportal für die Zeitgeschichte und kein journalistisches Medium. Das Portal richtet sich an Historiker*innen und unsere Autor*innen sind (in der Regel) Historiker*innen.
Ich denke Ihre Fachkompetenz wird an anderer Stelle dringender gebraucht. <

Als Kommentar erlaube ich mir, eine Feststellung des Ex-Kommunisten und Bremer Ehrenbürgers Klaus Hübotter aus seinem südafrikanischen Tagebuch von 1980 leicht abzuändern:


„Nichts wäre also dümmer als anzunehmen, es genüge eine bloße gegenderte Textänderung, gleich, ob von oben oder revolutionär von unten durchgesetzt, um Menschen in gleichberechtigte und gleichbefähigte Bürger zu verwandeln.“

Foto: 
© KJS / Zeitgeschichte-online / Bremer Senat

Info:
https://weltexpresso.de/index.php/lust-und-leben/20700-kommunist-ehrenbuerger_571
https://zeitgeschichte-online.de/
https://zeitgeschichte-online.de/node/57970
https://zeitgeschichte-online.de/profil
http://www.radiobridge.net/KJS%20Stories.html