Bildschirmfoto 2021 05 11 um 22.44.25Unruheherd Gazastreifen

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Der Süden Israels, und  mit ihm der Gazastreifen, sind offensichtlich weiter denn je entfernt von einer Beruhigung. Gleichzeitig verstummen aber die unbestätigten Gerüchte nicht, irgendwie doch noch eine Waffenruhe zu erzielen.

Das Gegenteil von einer Beruhigung ist vielmehr der Fall: Sowohl die Hamas als auch die Truppen der israelischen Armee scheinen entschlossen zu sein, nicht eher zu ruhen als bis das Heft des Geschehens fest in ihre Hand zu liegen kommt. Die Palästinenser konnten am Dienstagnachmittag die beiden ersten zivilen Opfer Israels «feiern»: Zwei Frauen, die in Ashkelon bei einem Raketenangriff nicht rechtzeitig in die Unterstände gelangen konnten. Eines der Opfer ist eine Ausländerin, die bei einer betagten Israelin zum Rechten geschaut hat.

Hinzu kommen 57 verletzte Personen, unter ihnen zwei, die schwerstens verletzt worden sind. Apropos Raketenangriffe: Die Hamas meldete innert nur fünf Minuten nicht weniger als 137 Raketenangriffe auf Israel. Die eigentliche aktive Kraft ist derzeit aber der Islamische Jihad: So verlor er am Dienstag bis jetzt drei hochrangige Funktionäre, unter ihnen der für die Raketen verantwortliche Mann. Entsprechend wütend ihre Reaktionen auf das israelische Vorgehen. Was dieses Vorgehen betrifft, scheinen die IDF einiges für die nächsten Stunden vorzubereiten: Sowohl die Panzer- als auch die Artillerietruppen und die Infanterie an der Grenze zum Gazastreifen sollen sich laufend zahlen- und ausrüstungsmässig verstärken. In klaren Worten ausgedrückt, kann das nur eines heissen: Die IDF bereiten offensichtlich eine grössere Aktion für den Gazastreifen vor.

Darüber aber sieht man aus berufenem Munde derzeit vergeblich die nötige und brauchbare Detail-Information. Abwarten, Tee trinken, die Ruhe bewahren und hoffen, dass die Vermittlungsversuche, die unter der Oberfläche gewissen Meldungen zufolge immer noch laufen, zuletzt doch noch Früchte tragen. Die Zeit läuft den Akteuren aber davon, und wenn die israelische Kriegsmaschinerie erst einmal richtig in Bewegung geraten ist, wird sie auch bei internationalen Appellen kaum zum Stillstand geraten, solange der Gegner nicht entscheidende Niederlagen erlitten hat.

Foto:
Tauernde tragen die Leiche des elfjährigen Hussein Hamad, der heute bei einem israelischen Luftangriff in Gaza sein Leben verlor
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 11. 5. 2021