Drucken
Kategorie: Zeitgeschehen
Bildschirmfoto 2021 05 12 um 23.03.38Stecken IDF, Hamas und Jihad in der entscheidenden Schluss-Schlacht?

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Die palästinensischen Terrorgruppen Hamas und Islamischer Jihad standen, so sah es zumindest im Verlauf der Nacht aus, am frühen Mitttwochmorgen klar mit dem Rücken zur Wand. Ihr Raketen-Serienfeuer mit über 600 Geschossen an einem Tag gaben zwar optisch das gewünschte Siegesbild für die Palästinenser ab, doch dürfte auf die Dauer das konsequente Vorgehen der IDF die Oberhand behalten.

Armee und Politiker machen heute das, was die jüdischen Einwohner der Grenzsiedlungen schon seit Jahren von ihnen erwartet haben: Die Waffen- und Munitionszentren der Terroristen im Gazastreifen werden systematisch, Schritt um Schritt von der israelischen Luftwaffe bombardiert und größtenteils vernichtet. Zeitweise hatte die Luftwaffe am Dienstag bis zu 80 Maschinen gleichzeitig in der Luft. Führende Persönlichkeiten der Terrororganisationen werden attackiert und nach Möglichkeit liquidiert. Ähnlich ergeht es den Kommandozentralen der Terroristen im Gazastreifen – oft mehrstöckige Hochhäuser.

Premier Netanyahu, Verteidigungsminister Gantz und die führenden IDF-Offiziere gaben in Pressecommuniques kurz vor Mitternacht eine offensichtlich gut koordinierte Stellungsnahme im Sinne des gemeinsam zu verfolgenden Ziels ab: Der Kampf dauere eine Weile, doch zum Schluss würde man das gemeinsame Ziel erreichen. Am frühen Mittwoch zählten die Israeli mindestens drei Tote und 14 teils schwer verletzte Personen. Die israelischen Sprecher an den gemeinsamen Presseauftritten appellierten an das Volk mit der Bitte um Unterstützung für den eingeschlagenen Weg.

Die Palästinenser mussten 30 Tote beklagen, darunter nach eigenen Informationen zehn Kinder.

Parallel zum verbissenen militärischen Kampf von Terroristen und IDF machte sich in der Nacht zum Mittwoch eine andere, nicht weniger besorgniserregende Erscheinung breit: Das offensichtliche Auseinanderfallen der jahrzehntealten Koexistenz zwischen Arabern und Juden in den gemischten israelischen Städten wie Lod oder Ramle. Brennende Synagogen, mutwillig zerstörte Autos von jüdischen Israelis und das eingeschlagene Mobiliar von Koscher-Restaurants in den gemischten Städten erinnerten an Zeiten, die man eigentlich schon lange als verflossen angesehen hatte. Dem scheint aber faktisch nicht so oder nicht mehr so zu sein. Das Zusammenleben erweist sich jetzt, angesichts der wohl entscheidenden Schlacht von IDF gegen die Terroristen als gefährlich dünnhäutig und instabil. Und wenn es nicht zuguterletzt noch zu einer entscheidenden Wende kommt, entwickelt sich hier ein Problem, das langfristig die Koexistenz der beiden Gruppen mindestens so sehr auf die Probe stellt, wie die militärische Konfrontation. Ohne diese Koexistenz aber gerät Israel vom Regen in die Traufe.

Foto:
© tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 12. 5. 2021