Bildschirmfoto 2021 06 10 um 03.26.08Premier Netanyahu besteht darauf, dass der Marsch der Rechtsnationalen durchgeführt wird

Redaktion tachles

Jerusalem (Weltexpresso) - Eigentlich war der Marsch der Rechtsnationalen durch Jerusalem von den israelischen Sicherheitskräften schon verboten worden. Nun hat Noch-Premier Benjamin Netanyahu entschieden, die Polizei solle einen alternativen Weg durch Jerusalem finden, so dass der Marsch quasi ohne Gefahr stattfinden könne.

Der ursprüngliche Weg sah die Rechtsnationalen durch das Damaskus-Tor und arabische Stadtteile in Ostjerusalem laufen - eine Provokation, die nicht nur zu massiven Ausschreitungen in der Stadt führen könnte, sondern zu einer Neuauflage der Gewalt zwischen Hamas und Israel. Viele Beobachter glauben, Netanyahu möchte in der Stadt Unruhen erzeugen, um so die Vereidigung der neuen Regierung am kommenden Sonntag noch zu verhindern.

Verteidigungsminister Benny Gantz, der auch in der neuen Regierung diese Position behalten soll, hat allerdings darauf bestanden, dass das Sicherheitskabinett entscheiden soll, ob der Marsch nun genehmigt werde oder nicht. Netanyahu hatte eigentlich einen kleineren Entscheidungskreis haben wollen. Israels Polizeichef Kobi Shabtai soll dem Gremium alternative Routen vorschlagen.

Sollte das Kabinett sich für eine davon entscheiden, so ist klar, dass dies von den Palästinensern und der Hamas so oder so als Provokation gewertet werden könnte, selbst wenn arabische Stadtteile gemieden werden. Was dann geschehen könnte, ist klar, die möglichen Szenarien sind bekannt. Ein Sicherheitsbeamter, der seinen Namen nicht nennen wollte, machte deutlich, was er von all dem hält: «Da ist jemand, der darauf besteht Jerusalem in Brand zu stecken.»

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Eine Aufnahme vom Flaggenmarsch im vergangenen Monat.

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 8. 6. 2021