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Kategorie: Zeitgeschehen
Bildschirmfoto 2021 07 18 um 01.41.38Eine Amcha-Therapeutin und ein Amcha-Arzt sind mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet worden

Redaktion tachles

Tel Aviv  (Weltexpresso) - Die Psychologin, Amcha-Therapeutin und Schoah-Überlebende Giselle Cycowicz sowie der klinische Leiter von Amcha Israel, Martin Auerbach, wurden am 24. Juni mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die Ordensverleihung wurde von Susanne Wasum-Rainer, der Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Tel Aviv, auf Initiative des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier vorgenommen.

«Die Auszeichnung des Bundespräsidenten ist nicht nur eine besondere Würdigung der Verdienste von Giselle Cycowicz und Martin Auerbach. Sie ist auch Ausdruck der Wertschätzung für das jahrzehntelange Wirken von Amcha für Überlebende der Schoah und ihre Nachkommen, die oft erst durch die psychosoziale Hilfe einen Weg fanden, mit den traumatischen Erfahrungen der Vergangenheit umzugehen. Manche von ihnen fanden sogar die Kraft, selbst zu Zeitzeugen zu werden und auch in Deutschland von ihren Erfahrungen zu erzählen», sagt der Vorsitzende von Amcha Deutschland, Lukas Welz.

Giselle Cycowicz selbst überlebte Auschwitz und hat bis heute Hunderte Jugendliche aus Israel und weltweit durch ihre Zeitzeugenberichte über die Verbrechen der Schoah aufgeklärt. Sie steht wie keine zweite für die damals notwendige psychosoziale Selbsthilfe von Überlebenden der Schoah, denn lange Zeit gab es keine adäquate Unterstützung für die besonderen Bedürfnisse derjenigen, die durch Nationalsozialisten Folter, Gewalt, Verfolgung und Flucht erlitten haben. Bis heute ist sie für andere Überlebende eine Vertrauensperson. Ohne ihre professionelle Hilfe würden sich viele Überlebende bis heute nicht öffnen oder Unterstützung erhalten. Auch ihre therapeutische Arbeit mit Demenzkranken ist hervorzuheben.

Martin Auerbach steht wiederum für die zweite Generation nach der Schoah. Auch seine Familie wurde von der traumatischen Vergangenheit geprägt. Als Psychiater, Therapeut und klinischer Leiter hat er die Unterstützung von Amcha für Überlebende und ihre Nachkommen wesentlich geprägt und an der Schnittstelle zwischen Menschenrechts- und Erinnerungsarbeit sowie Gesundheitspolitik für eine Verbesserung der psychosozialen Unterstützung gesorgt. Amcha hat in den vergangenen 34 Jahren Tausende Überlebende ermutigt, sich ihrer traumatischen Vergangenheit zu stellen und einen Umgang damit im Alltag zu finden. Seit 2021 wird auch die Hilfe für Nachkommen durch die Bundesregierung gefördert.

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Auf Initiative des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier wurde Amcha-Vertretern der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen.