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Kategorie: Zeitgeschehen
flaggen und hahnenDAS JÜDISCHE LOGBUCH in der zweiten Augusthälfte

Yves Kugelmann

Basel (Weltexpresso) - In Europas Flüchtlingslagern sitzen Tausende von Flüchtlingen aus Afghanistan. Geflüchtet vor Jahren vor dem Taliban-Terror gegen Muslime, die sich dem Fundamentalismus verweigern und ein demokratisches, freies Afghanistan herbeisehnten. Spätestens seit dieser Woche ist klar, dass es für alle diese Menschen keine Rückkehr gibt. Sie sind an Leib und Seele bedroht.

Die Schweizer Justizministerin Karin Keller-Sutter machte am Mittwoch klar, dass die Schweiz sich im Moment nicht an der Aufnahme von afghanischen Flüchtlingen beteiligt. Logistik, Bürokratie und Sicherheit ließen das nicht zu. Eine Stigmatisierung von Menschen in Not sowie die Abkehr von Genfer Konventionen und Neutralität packt der Schweizer Bundesrat damit in einen Satz, anstatt ein Zeichen zu setzen. Denn mit der Machtübernahme der Taliban werden viele Flüchtlinge begründetes Asyl in Europa beantragen.

Die Schweiz allerdings paktiert lieber weiter mit Regimen in China, Russland oder Saudi-Arabien und widerspricht der sogenannten, aber selten wirklich gelebten humanistischen Tradition der Schweiz. Es braucht nicht die abgewiesenen Flüchtlinge im Zweiten Weltkrieg als Argument für die Aufnahme von Flüchtlingen der Gegenwart, sondern schlicht einen Blick in ratifizierte Völker- und Menschenrechtskonventionen, wenn schon die Vernunft nicht ausreicht.

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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 20. August 2021
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.