tagesschau.demaliAufmarschgebiet  diesmal: Mali – Eine Haufrau warnt

Adele Hübner – Neuwerk

Insel Neuwerk (Weltexpresso) - An einem Imbissstand in Duhnen, da wo es mit den Wagen durchs Watt rüber nach Neuwerk geht, bin ich  dieser Tage mit einem Gast aus Bayern in Streit geraten. Der wollte einfach nicht wahrhaben, dass die Russen jetzt versuchen, Europa von Afrika aus in die Zange zu nehmen. Ich bin lange genug verheiratet und verstehe was von Strategie.

Natürlich hat die tausend Mann starke Truppe keine russische Uniform, aber an der Spitze  steht ein russischer Geschäftsmann namens Jewgenij Prigoschin mit engen Verbindungen zu Wladimir Putin. So stand es jedenfalls in der Zeitung. „Gruppe Wagner“ nennt sich der Söldnerverein. Angeblich taucht er überall dort auf, wo der Kreml gerade seine geopolitischen Interessen berührt sehe, in Syrien und in Libyen, in der Zentralafrikanischen Republik und im Sudan. Jetzt wollten sich  die Militärmachthaber in Mali, die von Bundeswehr ausgebildet worden sind, mit den russischen Söldnern zusammentun.

Da sitzen einige Leute natürlich schwer in der Patsche. Sollen deutsche Soldaten gemeinsam mit russischen Söldnern und  malischen Soldaten den Terror bekämpfen, nachdem sie vor ein paar Tagen vor den Taliban weggelaufen und in die Heimat geflüchtet sind? So war das doch, oder etwa nicht. Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer  hat erklärt: „Die Meldungen über eine mögliche Militärkooperation Malis mit Russland sind sehr besorgniserregend.“. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Tass: „Es gibt dort keine Vertreter der russischen Armee.“
Was stimmt denn nun?

Dass eine Weltmacht nicht tatenlos zuzieht, was sich auf  dem afrikanischen Kontinent abspielt, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. In Mali geht es in Wirklichkeit  nicht um unsere Sicherheit, sondern um die wertvollen Bodenschätze, insbesondere um das Urangestein, das die ehemalige Kolonialmacht Frankreich für seine Atomwaffen und seine Kernkraftwerke dringend benötigt. In Europas Hauptstädten herrscht nach Medienberichten eine Mischung aus Wut und Fassungslosigkeit. Eine Zusammenarbeit mit den russischen Söldnern sei „absolut unvereinbar“ mit der Anwesenheit französischer Truppen, sagte der französische Außenminister Le Drian vor der Nationalversammlung.

Frankreich wird  sich wegen tausend fremden Söldnern nicht aus Mali zurückziehen, sondern sie gegebenenfalls mit Gewalt aus dem Land vertreiben. Würde der Bundestag den deutschen Soldaten ein entsprechendes Mandat erteilen, sich an den Kämpfen zu beteiligten?  Wie jedes militärische Engagement führt auch dieses zu immer neuen Problemen. Noch steht Afghanistan als Menetekel vor aller Augen. Soll nun die Angst vor einem russischen Angriff die Kriegsgegner mürbe machen?

Jahrzehnte lang wurde den bayerischen Wählern erzählt, wenn sie ihr Kreuz nicht bei der CSU machten, kämen die Russen. Als dann immer mehr Wähler ihre Gunst auch anderen Parteien schenkten, stellte ein ganz Schlauer fest: „Und der Russ’ is oiwei net do!“ Schade, dass mir das nicht schon bei dem Gespräch am Imbissstand in Duhnen eingefallen ist.

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