colleyvilleNeue Details zur Geiselnahme in Colleyville/USA

Andreas Mink

Colleyville/ (Weltexpresso) - Rabbiner Charlie Cytron-Walker hat am Montag eine Reihe von Interviews unter anderem mit der «New York Times», dem «Forward» und der BBC gegeben. Dabei gab der geistliche Leiter der Reform-Synagoge Congregation Beth Israel im texanischen Colleyville neue Details zu der zehnstündigen Geiselnahme vom Samstag dort bekannt. Demnach war der aus England stammende Täter Malik Faisal Akram zunächst an dem ungewöhnlichen kalten Samstagmorgen an der Synagoge aufgetaucht und hatte um Eintritt gebeten, um sich etwas aufzuwärmen.
Cytron-Walker hieß im willkommen und brühte dem 44-Jährigen einen Tee. Der habe zunächst einen ruhigen Eindruck gemacht. Doch nach etwa 40 Minuten habe Akram dann eine Schusswaffe gezückt und den Rabbiner und drei ebenfalls zu einem Zoom-Gottesdienst anwesende Gemeindemitglieder in seine Gewalt gebracht. Die Waffe hatte er anscheinend «auf der Strasse» erstanden. Details dazu fehlen anhin.

Im Lauf des Tages habe der Geiselnehmer immer mehr die Fassung verloren, so Cytron-Walker. Er und die anderen Männer hätten versucht, Akram zu beruhigen. Doch dieser faselte und schrie zunehmend lauter über seine Forderung nach der Freilassung der als Terroristin zu 86 Jahren Haft verurteilten, pakistanischen Neurologin Aafia Siddiqui. Diese sitzt in einem Bundesgefängnis nahe von Colleyville. Anscheinend ist Beth Israel die am nächsten gelegene Synagoge und Akram hat deshalb dort die Geiselnahme unternommen. Nachdem er gegen 17 Uhr einen Mann freigelassen hatte, wuchs bei den verbliebenen Geiseln die Sorge vor einem blutigen Ausgang. Daher bewegte Cytron-Walker die anderen Männer gegen 21 Uhr Ortszeit bei einem günstigen Moment zur Flucht aus einer Hintertür, warf einen Stuhl auf Akram und entfloh ebenfalls. Erst dann drang ein FBI-Kommando ein und erschoß Akram.

Der Rabbiner schreibt sein kühles und entschlossenes Handeln etlichen Trainings-Kursen für derartige Notlagen zu, die er beim FBI, der Anti-Defamation League und dem Secure Community Network genommen hat. Kurse dieser Art finden seit den Massakern an Synagogen in Pittsburgh und dem kalifornischen Poway zunehmend Interesse.

Dem «Forward» gegenüber erklärte Cytron-Walker, der Täter sei buchstäblich davon überzeugt gewesen, dass Juden die Welt kontrollieren und ein Anruf des «Ober-Rabbiners von Amerika» beim Präsidenten zur Befreiung Siddiquis genügen würde. Er hat dann zweimal mit Rabbiner Angela Buchdahl von der «Central Synagogue» in New York City telefoniert. Diese gab aufgrund der laufenden Ermittlungen jedoch keine Details der Gespräche bekannt.

Foto:
Ein SWAT-Team nahe der Congregation Beth Israel Synagoge in Colleyville, Texas, am 15. Januar
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 18. Januar  2022