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Kategorie: Zeitgeschehen
Bildschirmfoto 2022 04 12 um 00.40.52Dokumentarfilm zum Massenmord in Babij Jar im Zweiten Weltkrieg

Redaktion tachles

Basel (Weltexpresso) - Während Russland den Kriege, der in der Ukraine läuft, unter falschen Vorwänden «Entnazifizierung» nennt, kommt ein Dokumentarfilm zum Massenmord in Babij Jar im Zweiten Weltkrieg in die US- Kinos, der die Beteiligung ukrainischer Kollaborateure zeigt. Die Vergangenheit kommt wieder hoch. Holocaust-Mahnmale, auch das für den Massenmord in Babij Jar, werden bombardiert, Putin spricht absurderweise von «Entnazifizierung», Selenski zieht nicht immer einwandfreie Parallelen zum Zweiten Weltkrieg.

Jetzt kommt der Dokumentarfilm «Babi Yar. Context» des ukrainischen Regisseurs Sergej Loznitsa in die Kinos. Er verwendet das Filmarchiv des Holocaust-Gedenkzentrums von Babij Jar in Kiew. Schonungslos arbeitet er den Mord an 33 000 Juden auf, an dem Nazi-Truppen und ukrainische Kollaborateure beteiligt waren.

Der Film bekam letztes Jahr beim Filmfestival in Cannes einen Spezialpreis, doch erst jetzt wird er in den USA gezeigt, nachdem der Regisseur aus der ukrainischen Filmakademie ausgeschlossen wurde. Loznitsa, der kein Jude ist, klagt in einem offenen Brief darüber, dass die Vorwürfe gegen ihn antisemitisch konnotiert seien.

Kürzlich hat er die Europäische Filmakademie verlassen, sie sei zu «konformistisch» bezüglich des russischen Einmarsches in der Ukraine. Als er den Film machte, wollte er die Ukrainer mit den dunklen Seiten ihrer eigenen Vergangenheit konfrontieren und keinesfalls die russische Invasion von heute rechtfertigen. In vielen seiner Filme, die sich mit dem Holocaust auseinandersetzen, zeigt Loznitsa unangenehme Seiten der Vergangenheit auf, der Vergangenheit aller, die sich in irgendeiner Form an der Schoah beteiligt hatten.

Foto:
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 8. April 2022