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Kategorie: Zeitgeschehen
Bildschirmfoto 2022 05 09 um 01.28.07Israelische Soldaten in dem Waldstück, wo die beiden mutmasslichen Täter gefasst wurden

Jacques Ungar

TelAviv (Weltexpresso) - Die hunderten israelischer Polizisten, Soldaten und anderer Sicherheitskräfte und das ganze Volk Israel können aufatmen. An einem sonnigen Tag konnten am Sonntag gegen Mittag unweit vom Eingang zur Ortschaft Elad die beiden mutmaßlichen Mörder der drei Israeli vom vergangenen Donnerstagabend in einem Waldgebiet gefasst werden. Die Beiden waren erschöpft, müde und sichtlich hungrig.

Sie hatten sich in einem Baumgestrüpp versteckt und ergaben sich ohne Widerstand. Der Erfolg der israelischen Suchtrupps ist vor allem auf eine fast millimetergenaue Durchsuchung der vermuteten Gegend des Aufenthaltsortes der zwei Terroristen zurückzuführen. Verschiedene frische Blutspuren am Boden halfen zuguterletzt, die Suche zu beschleunigen.

Sicher hat auch, so makaber es tönen mag, die Tatsache das Unternehmen erleichtert, dass einer der Israeli von den Palästinensern grausam mit einer Axt ermordet worden war, nachdem er sie zuvor mit seinem Auto nach Elad gefahren hatte.

Die letzten Tage waren auf palästinensischer Seite gekennzeichnet gewesen vor allem von lautstarken Warnungen der Hamas bis hinauf zu Hamas-Chef Yihie Sinwar, der die Israeli warnte, dass für den Fall von gezielten Vergeltungsaktionen (Sinwar selber soll zuoberst auf der Kandidatenliste gestanden haben) die Raketen der Hamas weite Teile von Israel treffen und verwüsten würden. Gespannt bleibt, wie die Situation sich entwickeln wird, nachdem die beiden mutmaßlichen Täter gefasst werden konnten.

Sicherlich war an der  Sitzung vom Sonntag der israelischen Regierung die sich aus der Lage ergebende Zwänge für das israelische Handeln im Mittelpunkt der Politik Jerusalems gestanden. Auch Ägypten wird die Lage im Nachbarland mit Interesse verfolgen, hat die Nilrepublik doch die Rolle eines Vermittlers übernommen, um einen ernsthaften Beschuss Israels mit Hamas-Raketen zu verhindern.

Das mag Kairo gelungen sein, doch von einer soliden Beruhigung ist der Konfliktherd Gaza-Israel noch weit entfernt. Und dann dürfte eine ägyptische Mitwirkung letztlich an der Entschlossenheit Israels scheitern, letzten Endes für die Bestimmung seiner eigenen Sicherheitszukunft letztlich selber verantwortlich zu sein. In Israel selber könnte die Diskussion rund um das Vorgehen oder eben um den Verzicht auf ein überzeugendes Vorgehen effektiv zu einer echten Regierungskrise in Jerusalem führen, wo derzeit ein sowieso nicht sehr sattelfestes Team am Ruder ist. Laut palästinensischen Medienmeldungen hat Israel am Sonntag dem Gazastreifen versichert, auf gezielte Tötungen zu verzichten, wenn Hamas und Konsorten sich an die minimalen Spielregeln halten.


Foto:
Israels pausenlose Suche hat sich gelohnt
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 8. Mai 2022