bmvg deuamuerGedanken einer Hausfrau über den Krieg in der Ukraine

Adele Hübner-Neuwerk

Insel Neuwerk (Weltexpresso)  - Auf der Überfahrt von Duhnen nach Neuwerk habe ich dieser Tage von einem Urlauber gehört, dass die Ukraine 500 Panzer braucht, um den Krieg mit Russland zu gewinnen. Ich sagte zu ihm: „Sie können mir viel erzählen.“ Da zog er eine Zeitung aus der Tasche und meinte, die könnte ich behalten.

Zu Hause habe ich den betreffenden Artikel gelesen und kam aus dem Staunen nicht heraus. Die Ukraine braucht wirklich nicht nur 500 Panzer, sondern auch 1 000 schwere Artilleriegeschütze, 300 Mehrfachraketenwerfer, 2 000 gepanzerte Fahrzeuge und 1 000 Drohnen. So hat sich ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj geäußert und so steht es jedenfalls im Weser-Kurier vom 14. Juni. Der Präsident selber forderte zusätzlich die Lieferung moderner Luftabwehrsysteme.

Wie viel von dem Zeug aus Deutschland kommen soll, geht aus dem Zeitungsbericht nicht hervor. Gelesen habe ich, dass die Bundesregierung in den drei Monaten seit Kriegsbeginn 305 Millionen Euro zum Kauf von Rüstungsgütern für die Ukraine bewilligt hat. Das ist eine Menge Geld, bei der ich mich frage, ob das nicht besser für Altenheime und Krankenhäuser verwendet werden sollte. Aber die Ukraine ist ja auch arm dran.

Was sie mit den schweren Waffen machen will, weiß man nicht genau. Selenskyj meinte, die Krim werde auf jeden Fall zurückerobert. Das hat er seinen Landsleuten versprochen. Die Sache hat in meinen Augen aber einen Haken. Im Internet stand, dass der Leopard 2 auf 100 Kilometer bis zu 530 Liter Diesel braucht. Bei einem Literpreis von cirka zwei Euro heißt das, dass so ein Panzer von Bremen bis Hannover 1.000 Euro an Treibstoff verbraucht. Da fasst man sich doch an den Kopf. An die Luftverpestung darf ich da gar nicht denken.

In den Tank des Leopard 2 passen 1.160 Liter; er muss also alle 200 Kilometer zum Nachtanken halten. Wo nimmt die Besatzung den Sprit her? Müssen ständig Tankfahrzeuge hinter den Panzern herfahren? Nun hat der ukrainische Präsident seinen Landsleuten mindestens die Zurückeroberung der Krim versprochen. Bis dahin ist es ja nicht so weit.

Die Ukrainer sagen, die Russen dürfen den Krieg nicht gewinnen. Damit wäre ich einverstanden. Aber was muss eigentlich passieren, wenn Selenskyj das Schlachtfeld als Sieger verlassen will? Einmarsch in Moskau? Mannomann. Wie soll das denn gehen. Zu Ende wäre der Krieg dann wohl nicht. Russland zieht sich geografisch ziemlich in die Länge. Bis nach Wladiwostok im Fernen Osten sind es laut Schulatlas ab Moskau etwa 9.000 Kilometer.

Dass der ukrainische Präsident auf dem Roten Platz in Moskau die Siegesparade seiner Truppen abnimmt, neben sich Toni Hofreiter als Vertreter Deutschlands, das werden sich  die Russen wahrscheinlich  schwer vorstellen können. Wie lange sich der Krieg noch hinziehen wird, kann kein Mensch sagen. Irgendwie wird er eines Tages wohl zu Ende gehen müssen. Statt ständig neue Waffen zu liefern, sollten sich die Politiker in den USA, denn auf die kommt es schließlich einzig und allein an, darüber Gedanken machen, was einerseits den Russen und andererseits den Ukrainern zugemutet werden kann. Der Leopard 2 mit seiner durstigen Kehle bringt uns alle auf den Holzweg. Das denke ich mir jedenfalls als einfache Hausfrau von der Insel Neuwerk.

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