VATIKAN : Rolle von Papst Pius XII. im HolocaustRedaktion tachles
Rom (Weltexpresso) - Die Diskussion, welche Rolle Papst Pius XII. im Holocaust gespielt hat, reißt nicht ab. Nun hat Papst Franziskus die Online-Veröffentlichung von 170 Bänden seiner jüdischen Akten aus den erst vor kurzem öffentlich gemachten Archiven von Pius XII. angeordnet. Die Dokumentation enthält 2700 Akten mit Bitten um Hilfe von jüdischen Gruppen und Familien, von denen viele katholisch getauft waren.
Die Akten befanden sich im Archiv des Staatssekretariats und enthielten Ersuchen, der Papst solle Deportationen verhindern oder Menschen – Katholiken, die einst Juden waren – aus den Konzentrationslagern befreien.
Diese Veröffentlichung geschah jetzt, nachdem es massive Kritik gegeben hatte, dass der Vatikan wieder nur einen kleinen Teil seiner sogenannten jüdischen Akten freigegeben hatte. Der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Historiker David Kertzer (Bild) zeigt in seinem neuen Buch «The Pope at War», dass die Menschen, die Pius gerettet hat oder retten wollte, Juden waren, die zum Katholizismus konvertiert waren oder aus Mischehen stammten oder anders mit Katholiken verwandt waren.
Kertzer bleibt bei der Behauptung, Pius habe sich nicht für die Juden eingesetzt, weil er es sich nicht mit Hitler und Mussolini verscherzen wollte. Der Außenminister des Vatikans, Paul Gallagher, hofft, dass die aktuelle Veröffentlichung der Akten Wissenschaftlern wie auch Nachkommen derer, die den Vatikan um Hilfe gebeten hatten, helfen wird, «Spuren ihrer Lieben aus allen Teilen der Welt zu finden». Vielleicht helfen die Akten. Doch sie helfen nicht, Papst Pius reinzuwaschen. Die Frage um seine Rolle während des Genozids an den Juden bleibt bestehen, der Vatikan bleibt weiterhin in der Bringschuld einer ehrlichen Antwort.
Foto:
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 1. Juli 2022
Diese Veröffentlichung geschah jetzt, nachdem es massive Kritik gegeben hatte, dass der Vatikan wieder nur einen kleinen Teil seiner sogenannten jüdischen Akten freigegeben hatte. Der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Historiker David Kertzer (Bild) zeigt in seinem neuen Buch «The Pope at War», dass die Menschen, die Pius gerettet hat oder retten wollte, Juden waren, die zum Katholizismus konvertiert waren oder aus Mischehen stammten oder anders mit Katholiken verwandt waren.
Kertzer bleibt bei der Behauptung, Pius habe sich nicht für die Juden eingesetzt, weil er es sich nicht mit Hitler und Mussolini verscherzen wollte. Der Außenminister des Vatikans, Paul Gallagher, hofft, dass die aktuelle Veröffentlichung der Akten Wissenschaftlern wie auch Nachkommen derer, die den Vatikan um Hilfe gebeten hatten, helfen wird, «Spuren ihrer Lieben aus allen Teilen der Welt zu finden». Vielleicht helfen die Akten. Doch sie helfen nicht, Papst Pius reinzuwaschen. Die Frage um seine Rolle während des Genozids an den Juden bleibt bestehen, der Vatikan bleibt weiterhin in der Bringschuld einer ehrlichen Antwort.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 1. Juli 2022