Bildschirmfoto 2023 02 08 um 00.05.55 Binyamin Netanyahu reagiert öffentlich auf einen Facebook-Post von Zeev Raz

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Der israelische Regierungschef Binyamin Netanyahu reagierte am Samstagabend auf eine Morddrohung im Internet und meinte: «Alle Grenzen sind überschritten worden». Gleichzeitig forderte er die Sicherheitsorgane auf, gegen die Hetze vorzugehen. Netanyahus Kommentare auf seinem Rückweg von Paris nach Israel kamen als Reaktion auf einen Facebook-Post durch den früheren Kampfpiloten und anti-Netanyahu-Demonstranten Zeev Raz.


In dessen Freitags-Post vor einer weiteren groß angelegten Protestdemonstration gegen die geplante juristische Reform, schrieb Raz, wenn ein Führer «auf diktatorische Art» agiere, gebe es eine Verpflichtung, «ihn zu töten». Sollte ein Premierminister sich diktatorische Macht aneignen, sei er ein «toter Mann, so einfach ist das», fügte Raz hinzu, ohne Netanyahus Namen zu erwähnen.

Der Post führte zu massenweisen Reaktionen und wurde später gelöscht. In einer dieser Reaktionen am späten Samstagabend meinte die Polizei, sie hätte eine Untersuchung eröffnet bezüglich  «Verdacht auf Hetze und Drohungen». Netanyahu verurteilte die Drohungen als «echte Gefahr für die Demokratie». Der Premier sagte unter anderem: «In den letzten Wochen sind wir Zeugen geworden einer wachsenden Welle der Hetze. Linien werden täglich überschritten, und es macht den Anschein als ob alle Grenzen durch Drohungen gegen gewählte Offizielle und mich bereits durchbrochen worden sind. Heute hörten und sahen wir eine klare Drohung, den Premierminister Israels zu ermorden.» Netanyahu unterstrich bei dieser Gelegenheit seine Aufforderung an die Sicherheitsorgane des Staates, aktiv zu werden, aber auch die Opposition müsse, so Netanyahu, mit der gleichen Festigkeit und Intensität auftreten, wie er es getan habe, als Politiker der politischen Opposition Gegenstand von Angriffen gewesen seien.

Möglicherweise ist es nicht angezeigt, Parallelen zu ziehen zur Situation vor dem Rabin-Mord von 1994. Muss es aber überhaupt soweit kommen, bevor besonnene Kräfte aller Parteien und Orientierung die Notbremse ziehen und das Volk wachrütteln?

 
Foto:
Binyamin Netanyahu fühlt sich bedroht. 
©tachles

Info: 
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 6. Februar 2023