Zur Potsdamer Konferenz am 17. Juli 1945
FIR
Berlin (Weltexpresso) - Wie schon anlässlich früherer Jahrestage erinnert die FIR mit diesem Newsletter erneut an die Potsdamer Konferenz der alliierten Siegermächte, die am 17. Juli 1945, vor 80 Jahren begann. Nach unserem Verständnis war sie – nach dem welthistorischen Sieg über den Nazismus am 8.Mai 1945 – eine wichtige politische Weichenstellung, die eine Nachkriegsordnung ohne Faschismus schaffen sollte.
Wie bereits auf der Konferenz von Jalta Anfang Februar 1945 beschlossen, definierten die eigentlich unterschiedlichen Kräfte der Anti-Hitler-Koalition nach der militärischen Zerschlagung des deutschen Faschismus die Grundlagen für ein friedliches Nachkriegs-Europa. Die Vertreter Großbritanniens, der Sowjetunion und der USA formulierten Bedingungen jener europäischen Nachkriegsordnung, die dazu beitragen sollten, dass nie wieder Faschismus und Krieg von deutschem Boden ausgehen können.
Die Ziele waren die Vernichtung des militärischen Potenzials des deutschen Faschismus und Aufbau einer gesellschaftlichen Ordnung auf der Basis von Denazifizierung, Demilitarisierung, Demonopolisierung/ Dezentralisierung und Demokratisierung. Dies entsprach, wie es in dem „Schwur von Buchenwald“ oder dem „Vermächtnis von Mauthausen“ sichtbar wurde, auch dem Willen aller antifaschistischen Kräfte, die in ihren Ländern für die Befreiung vom Faschismus gekämpft hatten.
Geregelt wurde die Wiederherstellung der Souveränität der vorher okkupierten Länder sowie eine territoriale Neuordnung in Mitteleuropa, insbesondere die Oder-Neiße-Linie als deutsche Ostgrenze. Verbunden damit war auch eine Umsiedlung von in betreffenden Gebieten lebenden Teilen der deutschen Bevölkerung, was revanchistische Kreise insbesondere in Deutschland bis heute als „Vertreibung“ titulieren.
Zum Abschluss der Verhandlungen unterzeichneten der britische Premierminister Attlee sowie der sowjetische Staatschef Stalin und der amerikanische Präsident Truman als Repräsentanten der Siegermächte das Dokument. Dieser Vertrag, dem später auch Frankreich beitrat, bildet bis heute das rechtliche Gerüst der europäischen Nachkriegsordnung.
Auch wenn man festhalten muss, dass – mit dem aufkommenden Kalten Krieg – wichtige Aspekte des antifaschistischen Neuanfangs insbesondere in den Westzonen nicht umgesetzt wurden, so bleibt für uns als internationale antifaschistische Organisation das Potsdamer Abkommen bis heute von herausragender Bedeutung.
- Es kennzeichnet den verbrecherischen Charakter der faschistischen Organisationen und Institutionen, wie er im Nürnberger Prozess auch juristisch nachgewiesen wurde.
- Es gewährleistet bis heute insbesondere die Unverletzlichkeit der polnischen Westgrenze.
- Es wehrt damit alle revanchistischen Ansprüche insbesondere gegenüber Polen und der Tschechischen Republik ab.
- Es benennt zudem die Verantwortung der großen Industrie, der Banken und Konzerne im Deutschen Reich für die faschistischen Verbrechen und steht somit quer zu allen Versuchen der geschichtsrevisionistischen Umdeutung.
- Es definiert die politischen Grundlagen einer antifaschistisch-demokratischen Neuordnung in Deutschland.
- Es ist damit das gemeinsame Vermächtnis der siegreichen Anti-Hitler-Koalition, die getragen war von den militärischen Einheiten der alliierten Streitkräfte und dem antifaschistischen Befreiungskampf der Völker.
Die FIR und ihre Mitgliedsverbände verteidigen die Ideen des Potsdamer Abkommens gegen alle Ansätze des Wiedererstarkens von Faschismus und Antikommunismus insbesondere in mittel- und osteuropäischen Staaten und gegen alle Versuche, die Geschichte des zweiten Weltkriegs zu verfälschen. Es darf niemals hingenommen werden, Hitler mit Stalin, Faschismus mit Sozialismus, die faschistischen Mörder und deren Opfer gleichzusetzen, wie es vor Jahren in der skandalösen Resolution des Europäischen Parlaments vom 19. September 2019 geschah. Solche geschichtspolitischen Neu-Schreibungen wurden in den vergangenen Jahren mehrfach in das Europäische Parlament eingebracht, um das kollektive historische Gedächtnis, ein „europäisches Geschichtsbild“ unter dem Label des „Anti-Totalitarismus“ zu prägen, welches Kollaboration rehabilitiert, NS-Verherrlichung ermöglicht, jedoch die antifaschistische Perspektive des Potsdamer Abkommens verdrängen soll.
Die Völker Europas, die die Folgen des deutschen imperialistisch-faschistischen Krieg tragen mussten, dürfen solche Geschichtsrevision durch die Fälschung der Geschichte des Zweiten Weltkrieges nicht hinnehmen. Für die FIR und ihre Mitgliedsverbände ist die Erinnerung an das Potsdamer Abkommen eine Verpflichtung, dem Wiederaufleben von faschistischen Gruppen und Ideologien sowie allen Formen der Verfälschung der Geschichte des antifaschistischen Kampfes offensiv entgegenzutreten.
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©Haus der Geschichte
Info:
Quelle: FIR Newsletter 2025-29 dt.
FIR: Fédération Internationale des Résistants, internationale Dachorganisation von Verbänden antifaschistischer Widerstandskämpfer