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Kategorie: Zeitgeschehen

Fragwürdige Konzepte aus der Ideenschmiede von Martin Wimmer (OB-Büro)

Klaus Philipp Mertens

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Sprache kann verräterisch sein. Martin Wimmer, der Leiter des Büros von Oberbürgermeister Peter Feldmann, sollte das eigentlich wissen.

Schließlich empfiehlt er sich in seinem neuen Buch als Virtuose dieser Kunst. Doch allein die Formulierung in einer bekannt gewordenen E-Mail an Parteimitglieder, dass „mit Peter, Mike und Ina“ demnächst drei Sozialdemokraten die Kulturpolitik der Stadt bestimmen würden, ist ein Hinweis darauf, in welcher Zeitepoche Martin Wimmer unrettbar stehen geblieben zu sein scheint. Denn die künftige Kulturdezernentin Ina Hartwig, auf die es bei der Kulturpolitik vorrangig ankommen sollte, wird erst an dritter Stelle genannt. Da kann sie froh sein, dass sie von den Männern nicht sofort in die Küche und in die Kirche verwiesen wird.

Das Menschenbild mancher Sozialdemokraten ist offensichtlich nach wie vor mit dem des Spießbürgers des 19. Jahrhunderts verwandt. Wer Kultur als Schmiermittel versteht und nicht als jenen Sand, den man den herrschenden Verhältnissen regelmäßig ins Getriebe schütten muss, kommt eben auf abstruse Ideen.

Da hilft es auch nichts, wenn man eine Kulturpolitik entwirft, die sich „dezidiert an sozialen und demokratischen Aspekten“ orientieren und die „weit weg von den neoliberalen und diskursverhindernden Auswüchsen des letzten Jahrzehnts“ sein soll (wie es in der E-Mail weiter heißt). Droht uns jetzt ein Frankfurter „Ohne-Sorg-Theater“, das vom Schauspielhaus aus eine Gastspielreise durch die Stadtteile unternimmt und seinen alljährlichen künstlerischen Höhepunkt auf der „Dippemess“ feiert? Oder ein LITERATURHAUS, in dem endgültig auf Arbeit mit Literatur zu Gunsten seines profilbewussten Chefs und prominenter Autoren verzichtet werden soll?

Andererseits ist die Namensreihung „Peter, Mike und Ina“ schon wieder literatur-, also kulturverdächtig.

Ich war an einen populären Schlager des Jahres 1954 erinnert. Damals sang die Gruppe „Hula-Hawaiian-Quartett“ ein Lied mit dem Titel „Jim, Jonny und Jonas“. Da ich als einfacher Mensch ein Herz für das Schlichte besitze, habe ich es rasch umgetextet (nach der Methode „Reim dich oder fress‘ dich“).


Am 6. März strahlten die Sterne,
machten die Herzen ganz weit.
Es schien, als fiel‘ aus der Ferne
ein Hoffnungsstrahl in diese Zeit.

Die SPD sah nur noch Rosen,
die rot und schwarz erblüh’n.
Damit trotz Wellen und Tosen
Impulse in den Magistrat zieh’n.

Peter, Mike und Ina
erklär‘n uns, wie Kultur künftig geht.
Peter, Mike und Ina
zeigen‘s, damit‘s jeder versteht.
Peter, Mike und Ina
war‘n in der Szene selten zu sehn.
Und deshalb wird wohl in Zukunft
der Geist noch spärlicher weh‘n.