Zum heutigen 113. Geburtstag des legendären Hessischen Generalstaatsanwalts FRITZ BAUER

Udo Langner

Berlin (Weltexpresso) - Udo Langer ist uns aus einem Weltexpressoartikel bekannt, wo es um die Aufführung des nun bald auch schon legendären Films von Ilona Ziiok FRITZ BAUER-TOD AUF RATEN ging und er zitiert wurde. Nun erreicht uns sein Geburtstagsbrief, den wir mit seinem Einverständnis sehr gerne veröffentlichen. Die Redaktion

 

Happy Birthday Fritz!


Ich betone gerne immer wieder, dass Fritz Bauers Vermächtnis nicht nur in der Analyse und der Aufarbeitung der Gräueltaten des 3. Reiches besteht. Nein, es ist aktueller denn je.

Es mag vielleicht in Deutschland besonders ausgeprägt sein - findet sich aber überall auf der Welt wieder. Der Mensch neigt dazu, Regelungen und Verordnugnen sowie Gesetze ohne Zweifel zu akzeptieren; insbesondere dann, wenn sie in demokratischen Systemen geschaffen wurden.

Bauer war ein Verehrer der Demokratie, doch erkannte er auch, dass die Basis jeder Demokratie der Mensch und die Wahrung der Menschenrechte ist.

Legitimierte das 3. Reich den Judenmord durch unfassbare Rassengesetze, versteckten sich die Schützen an der innerdeutschen Grenze hinter dem gesetzlich normierten Schießbefehl - so hilft das alles nicht, wenn man moralische und humanistische Maßstäbe ansetzt.

Zweifelhafte Sozialgesetze, Diskriminierung von Minderheiten - alles unter dem Deckmantel von Gesetzen und Verordnungen in allen Ländern der Welt getätigte Praxis - oftmals sogar "schein"demokratisch legitimiert.

Bauer stellte sehr treffend fest, dass es in jedem System einen Punkt gibt, an dem der Einzelne moralisch verpflichtet ist auszusteigen. Darüber hinaus bezog er sich treffend auf den Artikel 1 unseres Grundgesetzes, nach dem alle staatliche Gewalt dem Wohle der Menschenwürde und somit der des Volkes zu dienen hat. Nichts ist Vergangenheit....war sein Credo und die aktuellen Entwicklungen zeigen, wie Recht er doch hatte!

Man mag zu Whistleblowing stehen, wie man will.

Trotzdem stellt sich die Frage, dient oder schadet es dem Volk, wenn geheimdienstliche Vorgehensweisen öffentlich gemacht werden.

Ein Bundesverfassungsrichter stellte in den 90ern mal treffend fest, dass ein Staat, welcher seine Bürger bespitzelt, um Straftaten zu vermeiden, als Polizeistaat bezeichnet werden darf.

"Big Brother is watching you" ist eine seit Ewigkeiten vollzogene Praxis. Wollten doch immer die herrschenden Eliten einen Blick auf das Volk und die Stimmung haben. So verwundert es nicht, dass dies bis heute angehalten hat. Zweckbegründungen finden sich immer, sei es der Kalte Krieg oder der drohende Terrorismus.

Menschenwürde und Menschenrechte scheinen also immer eine POV-Angelegenheit zu sein. Wird die Praxis bei Unrechtsstaaten reklamiert, ist sie bei Rechtsstaaten legitimiert. Und genau da greift Bauer in seiner tiefsten Bedeutung. Als Humanist und im Glauben an echte Demokratie stellt er die moralische Verantwortung des Einzelnen über alle normierten rechtlichen Regelwerke.

Ein Link mit Gedanken zu diesem Thema: http://www.afz-ethnos.org/…/72-wir-buerger-als-sicherheitsr…

Neben Fritz Bauer, möchte ich mich auch bei Ilona Ziok bedanken. Denn ohne sie wäre dieses wertvolle Vermächtnis in unserem Lande in Vergessenheit geraten - oder sollte es sogar trotz Fritz Bauer Stiftung in Vergessenheit geraten, weil ein mündiger, frei denkender Bürger ein Sicherheitsrisiko darstellt.....!?

Fragt sich nur für wen