Ressortleiterin Britta Baas, Publik-Forum.de, schreibt einen Brief im Newsletter

Britta Baas

Oberursel (Weltexpresso) - Frauensachen in Männerwelten sind nicht ganz leicht zu regeln. An drei Fragen ist das im Augenblick gut zu merken: Wer gewinnt die US-Wahlen? Können Frauen endlich den Vatikan knacken? Und: Schaffen es die Deutschen, Fremde zu integrieren, ohne Frauen zum zentralen Problem zu machen?


Die drei Geschichten spielen an drei ganz verschiedenen Ecken der Welt. Sie scheinen auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun zu haben. Auf den zweiten Blick jedoch erkennt man den Zusammenhang. Immer spielen nicht nur politische Inhalte, Strategien und Argumente eine Rolle, sondern auch das Phänomen »Frau«. Überraschend, dass es im 21. Jahrhundert noch immer nicht egal ist, ob Männer oder Frauen eine politische Veränderung wollen. Sie werden auf verschiedene Weise angeschaut, müssen ihre Rollen auf verschiedene Weise legitimieren – und sehen sich ganz verschiedenen Erwartungshaltungen gegenüber.

In den USA muss eine Frau – Hillary Clinton – einen Mann ausstechen, der ein Meister des Populismus ist. Kann sie die nächste US-Präsidentin werden? Und welche Rolle spielt dabei eine andere Frau – die grüne Kandidatin Jill Stein? Werden sie gemeinsam Donald Trump aus dem Rennen werfen? Über die Macht der beiden Frauen, wie sie sie nutzen, und warum sie intelligente Konkurrentinnen sind, lesen Sie alles in dem Artikel unserer US-Korrespondentin Barbara Jentzsch: »Jill Stein und der Plan B«.

Im Vatikan tut sich unterdessen für römische Verhältnisse geradezu Revolutionäres: Eine von Papst Franziskus gerade ins Leben gerufene Kommission prüft, ob es in den ersten Jahrhunderten nach Christus Frauen in kirchlichen Ämtern gab – und es deshalb ab sofort auch heute welche geben könnte. Vorsichtig nähert man sich erst einmal der Frage an: Gab es Diakoninnen – und was taten sie so? Darüber verhandelt es sich offenbar leichter als über Frauen in höheren Positionen. Über Jahrhunderte scheint sich in einem Punkt wenig geändert zu haben: Mächtige Männer – darunter Gegner des Papstes in der Kurie – tun alles, um Frauen in solchen Ämtern zu verhindern. Könnte aber sein, dass trotzdem etwas für die Frauen herauskommt. Immerhin hat die Kirche in Europa große Not, überhaupt noch männliches Personal zu finden. In Deutschland z. B. wurden im vergangenen Jahr weniger als 60 neue Priester geweiht. Not macht erfinderisch. Wäre ja eine Idee, endlich mal Frauen an den Altar und auf die Kanzeln zu lassen. Eine Frau, die dem Knacken vatikanischer Nüsse ihr Leben geweiht hat, analysiert mit über 80, was jetzt in Rom herauskommen könnte. Und ist recht optimistisch.

Schaffen es die Deutschen, Fremde zu integrieren, ohne Frauen zum zentralen Problem zu machen? Das ist die dritte Frage, bei der Frauensachen in Männerwelten verhandelt werden. Denn es scheint so, als ob das deutsche Sicherheitsbedürfnis angesichts großer gesellschaftlicher Umwälzungen den Frauenkörper und seine Bekleidung als Krisenindikator deutet. Muss man die Burka verbieten? Darüber sprachen die Unions-Innenminister soeben drei Tage lang. Das ist insofern erstaunlich, als es nach Schätzungen nur wenige hundert Frauen in Deutschland gibt, die Burka oder Niqab mit Tschador tragen. Vollverschleierung ist also selten. Außerdem fragt sich: Wieso ist Vollverschleierung – mag man sie akzeptabel finden oder nicht – ein Sicherheitsproblem? Dass Probleme der Integration ausgerechnet an der Bekleidung von Frauen verhandelt werden, ist nicht neu. Über ein Verschleierungsverbot wurde in Deutschland schon immer dann debattiert, wenn man Wahlen gewinnen und Populisten Stimmen abjagen wollte. Im September stehen zwei Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin sowie eine Kommunalwahl in Niedersachsen an. Hut ab vor den Innenministern, dass sie trotzdem kein totales Burka-Verbot forderten. Mehr dazu in unserem aktuellen Kommentar »Die Burka verbieten?«.

Herzlich grüßt Sie

Britta Baas
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Info: Die Redaktion erhielt diesen Brief im Newsletter von Publik-Forum und veröffentlich ihn gerne sowie einige der Texte aus dem Newsleitter