Die Linke und ihr Syrienverhältnis Sommer 2016

Heinz Markert

Franikfurt am Main - Wie Mertens sich äußert befremdet, es zeugt von einem seelenlosen linken Intellektualismus. Abgesehen davon, dass es in die rechtspopulistische Nähe der AfD gelangt (wie auch Wagenknecht mit ihren Äußerungen) stellt man wieder fest, wie die Linke (auch als Partei) sich in einem schweren Konflikt wie immer theoretisch elegant heraushält und vom Acker macht.

Ihr mangelt es an einem Sensorium für die unmittelbare Gefahr und Bedrängnis (bezogen auf die Lage der Flüchtlinge); wieso sollte sie auch ein Sensorium brauchen, sie weiß es ja immer besser und hat stets zurechtgelegte Erklärungen parat, die auch nur die halbe Wahrheit sind.


Sie hat weder einen unmittelbar humanitären noch einen langfristig militärischen Lösungsansatz (sofern Verhandlungen scheitern). Sie spricht schon nicht das Leiden unzweideutig an. Dieses rührt sie anscheinend nicht sonderlich. Man ist Realist. Das Flüchtlingskind vom 29.08.2016 (aus der heute-Sendung) - kein Problem, da kann man nichts machen. Erst muss die Weltrevolution kommen - die regelt´s.


Ist denn der spanische Bürgerkrieg ganz vergessen? Damals kamen internationale Brigaden aus allen Himmelsrichtungen und kämpften an der Seite der linken Volksfront gegen den Franquismus.


Vergleichbar ist die Volksfront heute mit den YPG-Kurden, den Irak-Kurden und den jesidischen Kampfgruppen, die mit den Kurden eine Verbindung eingegangen sind, - die auch Frauen-Bataillone der Jesiden und der Europäerinnen einschließt. Die Kurden sind die einzig respektable Linke im Nahen Osten. Sie sind auch auf einem guten Weg, eine Antidiskriminierungsbewegung zu werden. Die YPG-Linke stellt keine Fauteuil-Sozialisten, sieht sich in der Lage, von Mord und Totschlag bedrohten Menschen beizustehen. Sie stellt einen der wenigen vernünftigen Stämme des Nahen Ostens.


Der AfD-Sympathisant, mit dem ich mich gerade rumschlage, sieht Mertens in der geistigen Nähe von Rainer Wendt von der Polizei-Gewerkschaft. Es ist auch ein bisschen der Ton und die Sprachwahl, die die Musik macht. Aber vielleicht sind wir ja auf dem Weg zu einer linken AfD.

 

Foto: Syrisches Flüchtlingsmädchen (c)