Enthüllung der Plakette für den geflohenen Professor für Pathologie Philipp Schwartz, den die Nazis umgebracht hätten, Teil 2/2

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Eine Höherprägung der Gesellschaft beginnt mit Initiativen: Kein Staat und keine Politik bringt kraft eigener Natur etwas voran. Immer kommt die Anregung aus der kultivierten geistnahen Zivilgesellschaft. Einzelne werden initiativ.
Die Forderung nach einer angemessenen Plakette hatte die Philipp Schwartz-Initiative eingeleitet, indem sie an das deutsch-jüdische Schicksal eines verfolgten Professors an der Frankfurter Universität anknüpfte. Die Plakette ist Teil des in Frankfurt laufenden Projekts `Wissenschaftsstadtplan`. Diesem gemäß „sollen im Lauf der nächsten Jahre insgesamt 50 prominente Forscherinnen und Forscher mit Bezug zur Goethe-Universität im Frankfurter Stadtbild präsenter werden“.


Philipp Schwartz, der selbst zum Retter wurde

Philipp Schwartz hat sich selbst um die Fluchthilfe zur Rettung deutscher Gelehrter aus den Fängen der Nazis verdient gemacht und vielen zu einem Leben unter sicheren und leidlich gedeihlichen Lebensumständen verholfen, soweit das unter Fluchtbedingungen möglich ist.

Ein Denkmal am Frankfurter Universitätsklinikum wurde 2014 zur späten Ehre für Philipp Schwartz. Mit diesem Obelisken wird darauf hingedeutet, wie er in einer groß angelegten Aktion Tausende vor dem Naziregime gerettet hat. Selbst wich er im März 1933 nach Zürich zu seinen dort lebenden Schwiegereltern aus und gründete dort die ‚Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland‘.

Diese vermittelte über dreihundert deutsche Gelehrte in die Türkei. Die Basis für dieses Wirken war eine Kartothek, die unter der Leitung von Philipp Schwartz aufgebaut worden war. Es existiert nun die erfahrbare Kopie eines ‚grünen Büchleins‘, in dem 1794 Namen aufgelistet sind («List of Displaced German Scholars»). Der Obelisk am Universitätsklinikum hat sie komplett verzeichnet.

Mit der Einweihung des Ehrengrabes für Philipp Schwartz am Zürcher Friedhof Fluntern hatte eine lange Odyssee der Familie endlich ein Ende. Dieser Abschluss befreite seine Tochter von dem Druck, der auf ihr lastete, solange der Vater keine Ruhestätte gefunden hatte. Immer aber wird der riesige Gruppenexodus die Erinnerung einnehmen, der eine vielschichtige Forschergemeinschaft über Jahre zerstreute und entwurzelte.

Die Vertreibung deutsch-jüdischer Wissenschaftler und Gelehrter hat eine Schneise der Zerstörung ins deutschen Geistesleben und die Wissenschaftskultur geschlagen, die noch immer fortbesteht und dauerhaft einem unwiederbringlichen Verlust gleichkommt. Die Türkei hat den hervorragenden Mediziner und Helfer Philipp Schwartz immer in Erinnerung behalten und ihn mehrfach ausgezeichnet. Im Namen von Philipp Schwartz und Nachfahren vergeben Universitäten Stipendien an geflohene Forscher. Hierfür zeichnen die Humboldt-Stiftung (der „Humboldt-Kosmos“) und die Philipp Schwartz-Initiative in Kooperation.


Ein Denkmal im Eingangsbereich des Universitätsklinikums

Ein Weg, der lohnt: Die Frankfurter Universität ehrte Philipp Schwartz 2014 mit dem Obelisken, auf den die Namen von 1794 deutschen Wissenschaftlern eingetragen sind die - vom Naziregime ihrer Stelle beraubt - um ihr Lebens flüchten mussten. In der Türkei konnten 300 von diesen wieder an ihre Arbeiten anknüpfen. Insgesamt konnten 1000 Menschen aus Deutschland, die mit wissenschaftlichen Arbeiten verbunden waren, in der Türkei überleben.


Foto: (c) cara.ngo