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Kategorie: Alltag
hessenschaucoronAus dem Corona-Newsletter des hr

Sven-Oliver Schibat

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Mit den nahenden Bundestagswahlen ist das Thema Corona momentan etwas in den Hintergrund gerückt. Statt auf Inzidenzen schauen viele Menschen momentan mehr auf Umfrageergebnisse oder klicken sich durch den Wahl-O-Mat oder einen der anderen Online-Wahlhelfer, um zu wissen, wem man denn seine oder ihre Stimme geben soll. Und dann haben ABBA gestern auch noch nach fast 40 Jahren zwei neue Songs veröffentlicht. Wer denkt da noch an Corona?

Auskunftsrecht zum Impfstatus für Arbeitgeber

Zum Beispiel die Politiker. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sorgte diese Woche für Aufregung, als er ein Auskunftsrecht für Arbeitgeber mit Blick auf den Corona-Impfstatus ihrer Beschäftigten forderte. Aus dem Auskunftsrecht für alle Arbeitgeber ist inzwischen ein Auskunftsrecht für besonders sensible Bereiche wie Altenpflege und Kinderbetreuung geworden, da dort den Beschäftigten Menschen anvertraut seien, die einen besonderen Schutz bräuchten. Beschäftigte in einem Großraumbüro soll die Regelung also nicht betreffen. "Sinn würde es machen. Aber dafür sehe ich aktuell keine Mehrheit im Parlament", sagte Spahn dem "Spiegel" im Interview. Das Ganze ist aber noch nicht unter Dach und Fach.
 

EU erreicht wichtiges Impfziel

Vor der Frage nach dem Impfstatus kommt aber erst einmal die Impfung - und da hat die EU in dieser Woche ein wichtiges Ziel bei der Impfkampagne erreicht: Nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sind mittlerweile 70 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft. In Hessen sieht es hingegen nicht ganz so gut aus: 60 Prozent der Menschen in Hessen sind vollständig geimpft, 65,3 Prozent mindestens einmal geimpft.


Drosten sieht deutsche Impfquote kritisch

Das ist leider viel zu wenig - sagt Virologe Christian Drosten. "Mit dieser Impfquote können wir nicht in den Herbst gehen", so Drosten im Deutschlandfunk. Er befürchtet, dass es doch wieder zu Kontaktbeschränkungen kommen könnte und erklärt in dem sehr spannenden Interview, warum sich die Impfquote in Großbritannien nicht mit der in Deutschland vergleichen lässt, warum wir in der Pandemiebekämpfung nicht mehr so sehr auf Schnell- und Selbsttests setzen sollten und einiges mehr. Weil das aber für einen ganzen Newsletter reichen würde, gibt es hier jetzt nur den Link zum kompletten Interview beim Deutschlandfunk und zur Zusammenfassung bei tagesschau.de.

Übrigens: In Hessen hat man mit Auffrischungsimpfungen begonnen. Für wen sich eine Drittimpfung lohnt, können Sie auf tagesschau.de nachlesen. Eine Empfehlung der Stiko zu Drittimpfungen gibt es bislang noch nicht, jedoch wird zeitnah damit gerechnet.


Inzidenz in Hessen über 100

Doch auch trotz der Impfungen sind in dieser Woche die Inzidenzen stark gestiegen: Von landesweit 68,1 vor einer Woche auf heute 103,7. Trauriger Spitzenreiter ist Offenbach mit 172,7. Den niedrigsten Wert hat der Werra-Meißner-Kreis mit 26,0.

Die höchste Inzidenz in den Altersgruppen gibt es bei den fünf bis 14-Jährigen mit 256,51 - also bei den Schülerinnen und Schülern, für die es zum Großteil noch keinen Impfstoff gibt. Allerdings: Kindermediziner rechnen mit Corona-Impfstoffen sogar für Säuglinge bis 2022. Bereits zum Ende dieses Jahres seien Impfstoffe für Kinder unter zwölf Jahren zu erwarten.

Mehr zu diesen Themen und weitere Meldungen finden Sie jederzeit aktuell in unserem Coronavirus-Ticker.
https://www.hessenschau.de/panorama/coronavirus-in-hessen-die-wichtigsten-nachrichten-im-ticker,corona-hessen-ticker-358.html



Wie ist das mit den Impfdurchbrüchen?

Eine häufig gestellte Frage zu Impfstoffen ist jedoch: Wie gut schützen die Impfstoffe denn nun wirklich? Man hört schließlich immer wieder von sogenannten Impfdurchbrüchen, also wenn Geimpfte sich trotzdem mit dem Virus infizieren. Die Antwort darauf findet man in dem wöchentlichen Lagebericht des Robert-Koch-Instituts. Zum Beispiel in dieser Woche auf den Seiten 18 bis 21, wo man nachlesen kann, dass bislang rund 24.000 Menschen in Deutschland trotz vollständigem Impfschutz an Covid-19 erkrankt sind.

24.000 Menschen klingt natürlich viel, doch die Zahl relativiert sich, bedenkt man, dass alleine in Hessen rund 3,75 Millionen Menschen und bundesweit mehr als 50 Millionen Menschen vollständig gegen Covid-19 geimpft sind.

Ab kommender Woche soll die Inzidenz in Hessen nach Impfstatus aufgeschlüsselt werden. Das geht aus einer Mitteilung vom Freitag hervor, in der Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) auch erste Zahlen nennt: "Bezogen auf die Altersgruppe ab zwölf Jahren liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in der Gruppe der Ungeimpften heute bei 262,3 pro 100.000 Einwohner, während die Inzidenz der vollständig Geimpften 12,7 pro 100.000 Einwohner beträgt". Zu der Gruppe der Ungeimpften werden in der Statistik demzufolge auch Menschen gerechnet, die noch nicht vollständig geimpft sind oder bei denen der Impfstatus nicht bekannt ist.

Und schaut man sich dann in dem weiter oben verlinkten Lagebericht an, dass von 5.901 Hospitalisierungen in der KW 31-34 nur 585 wahrscheinliche Impfdurchbrüche waren und davon wiederum nur 57 auf die Intensivstation mussten, lautet die Botschaft also ganz klar und immer noch: Impfen schützt. Sie lautet aber auch: Geimpfte sollten sich auch zu ihrem eigenen Schutz weiterhin an die AHA+L-Regeln halten.

Auf meiner Themenliste für diesen Newsletter stehen noch 17 Links - drei davon möchte ich Ihnen jetzt noch kurz vorschlagen:
Seit Monaten ist die Delta-Variante bei uns die Version des Corona-Virus, die das Infektionsgeschehen bestimmt. Die WHO hat nun eine neue Variante als "Variante von Interesse" eingestuft: Die My-Variante. Sie könnte auf eine mögliche Resistenz gegen Impfstoffe hindeuten und ist auch schon in Europa aufgetreten. Aber keine Panik: Ihre globale Verbreitung liegt bislang unter 0,1 Prozent. Die Deutsche Welle geht in diesem Artikel auf My und weitere Varianten ein.Die Hessen bleiben offenbar besonders gerne zuhause. Zumindest ist laut einer Umfrage die Forderung nach Homeoffice in Hessen am größten: 40 Prozent der befragten Erwerbstätigen in Hessen wünschen sich dies.Das Videokonferenzsystem für hessische Schulen kommt später. Und nicht einfach nur "später": Aktuell ist völlig unklar, wann den Schulen ein solches System zur Verfügung stehen wird. Mehr dazu in diesem Artikel.

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