Drucken
Kategorie: Alltag
corlandnrwCorona-Newsletter des hr

Sven-Oliver Schibat

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Rein statistisch dürften viele von Ihnen Menschen kennen, die sich bislang nicht haben impfen lassen. Schließlich liegt der Anteil der Menschen in Hessen, die mindestens einmal geimpft sind, momentan bei 75,8 Prozent.

Novavax-Impfstoff kommt nach Deutschland

Einige der restlichen 24,2 Prozent misstrauen Impfungen generell, da wird sich der Impfstatus womöglich auch nicht mehr ändern. Andere hingegen würden sich impfen lassen, haben aber Vorbehalte gegenüber der mRNA- und der Vektor-Technologie. Diese Menschen warten darauf, dass zum Beispiel der Impfstoff von Novavax endlich in Deutschland erhältlich ist. Die gute Nachricht für sie: Im Februar ist es soweit!

Allerdings kommen mit 130.000 bis 140.000 Dosen vorerst vergleichsweise wenig Impfdosen nach Hessen, weswegen diese hauptsächlich dem von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht umfassten Personal angeboten werden sollen. Als ich diese Woche jemandem, von dem ich wusste, dass er auf diesen Impfstoff wartet, von der bevorstehenden Lieferung erzählte, bekam ich die Antwort: "Super, aber hat für uns noch etwas Zeit - wir sind jetzt erstmal 2G." Anders gesagt: Omikron war schneller.


Rekorde - schon wieder

Und schaut man sich die aktuellen Zahlen an, dann ist Omikron wirklich sehr schnell: Die Sieben-Tage-Inzidenz in Hessen sprintet von einem Rekord zum nächsten und lautet aktuell 1285,5. Die höchsten Inzidenzen gibt es - zumindest laut RKI - in der Stadt Offenbach (2.279,7), Wiesbaden (2.038,7) und Frankfurt (1.767,2). Warum ich das mit dem RKI so betone? Weil die vom RKI gemeldeten Inzidenzwerte zur Zeit nur bedingt aussagekräftig sind: Noch zu Beginn der Woche sah es so aus, als würden in Fulda die Inzidenzen sinken - dabei war es nur ein technischer Fehler bei der Erfassung der Zahlen. Ähnliches gilt für Frankfurt, wo sich bis Mittwoch 6.500 unbearbeitete Corona-Meldungen angestaut hatten. Und auch Wiesbaden meldete gestern, dass dort ein Rückstand von 1.000 Fällen besteht. Das RKI will die Corona-Lage deswegen künftig anders bewerten. Mehr dazu hier:
https://www.hessenschau.de/panorama/coronavirus-in-hessen-die-wichtigsten-nachrichten-im-ticker--krankenhaus-statistik-teilweise-verzerrt,corona-hessen-ticker-358.html#b98044a6-f839-4cc0-92cb-0fedf3460f14


 Ein diffuses Infektionsgeschehen

In Wiesbaden wird die hohe Zahl der Erkrankten inzwischen für alle spürbar: Einige Buslinien fahren seit dieser Woche anders und in einem Fall auch gar nicht mehr. Auch die "Lokale Nahverkehrsgesellschaft Kreis Groß-Gerau" teilte am Mittwoch mit, dass es zunehmend zu krankheits- oder quarantänebedingten Ausfällen komme.

Nach dem Newsletter vom vergangenen Freitag fragte mich unser Leser Dieter, warum die Inzidenz in Wiesbaden so hoch sei. Ob es dafür einen konkreten Grund gebe, wie es in anderen Phasen der Pandemie der Fall war. Sie erinnern sich: Ausbrüche in Pflegeheimen (wo die Zahlen momentan tatsächlich wieder stark steigen) oder nach großen Familienfesten oder Gottesdiensten ließen da teilweise die Zahlen in die Höhe schnellen. Meine Kollegin Andrea Bonhagen hat der Stadt Wiesbaden diese Frage gestellt und die Antwort lautete, dass es sich um ein "diffuses Infektionsgeschehen" handele. Übersetzt: Es gibt keine Schwerpunkte. Das Virus ist einfach überall.

Inzwischen ist übrigens ganz Hessen Corona-Hotspot - und nur noch sieben Kreise und Städte haben eine Inzidenz unter 1.000. Vermutlich wird sich aber auch das bald ändern: Marburger Forscher haben errechnet, dass der Corona-Höhepunkt zwischen Mitte Februar und Ende März liegen könnte.


Omikron sorgt für angespannte Lage in Kliniken

Auch die Hospitalisierungsinzidenz ist gestiegen: Aktuell liegt sie bei 4,74. Dabei sollte man wissen: Omikron-Verläufe sind oft milder. Den Grund dafür haben möglicherweise zwei Frankfurter Forscher herausgefunden. Die daran Erkrankten landen also seltener auf der Intensivstation - was aber nicht bedeutet, dass sie nicht trotzdem im Krankenhaus behandelt werden müssen. Zudem liegen immer häufiger Erkrankte in Krankenhäusern, die aufgrund einer positiven Testung zwar offiziell als Covid-Patienten gemeldet sind, aber eigentlich wegen einer anderen Krankheit medizinisch behandelt werden. Deshalb ist auch die Hospitalisierungsinzidenz nur bedingt aussagekräftig. Die Lage in den hessischen Kliniken ist dennoch auch weiter angespannt.

In dem Zusammenhang möchte ich Ihnen auch noch dieses Video von Quarks über Long Covid empfehlen. Darin geht es unter anderem darum, wie häufig Corona-Infizierte unter Long Covid leiden, wie es bei Omikron mit Long Covid aussieht und ob die Impfungen davor schützen. Die Antworten zu den letzten beiden Punkten sind allerdings eher ernüchternd.

Wussten Sie übrigens, dass gestern vor zwei Jahren (am 27. Januar 2020) die erste in Deutschland bekannte Corona-Infektion gemeldet wurde? Und ich wette, dass so gut wie niemand von Ihnen bis dahin mit dem Wort "Inzidenz" etwas anfangen konnte. Was uns die Pandemie ansonsten gelehrt hat, können Sie in dieser Analyse auf tagesschau.de nachlesen.
 

Keine neuen Regeln für Hessen

Falls Sie sich bis hierhin gewundert haben, warum ich die Bund-Länder-Konferenz am vergangenen Montag noch nicht erwähnt habe: Da gibt es diesmal nicht viel zu erwähnen. Zwar sollen PCR-Tests für bestimmte Sparten wie Krankenhäuser und Altenheime priorisiert werden, aber an den Corona-Regeln wird sich erst einmal nichts ändern.

Und dann hätte ich noch diese drei Themen für Sie:Der Musiker Neil Young wird fortan nicht mehr beim Streaming-Anbieter Spotify zu hören sein. Er wirft Spotify vor, Corona-Desinformation zu unterstützen, da auf der Plattform der Podcast des US-Komikers Joe Rogan zu hören ist, der zuletzt durch die Verbreitung Corona-Verharmlosungen und Verschwörungstheorien aufgefallen war. Youngs "Entweder er oder ich!"-Ultimatum hatte Spotify verstreichen lassen, woraufhin er nun seine Musik dort löschen ließ.Die Angst vor Impfschäden und Langzeitfolgen führt bei einigen Menschen dazu, sich nicht gegen Corona impfen lassen zu wollen. Nun gibt es erste konkrete Daten zur Häufigkeit von Impfschäden: Die Zahl der bisher bestätigten Fälle entspricht 0,00001 Prozent aller Impfungen.Die Omikron-Welle trifft die hessischen Kitas hart. Das hat eine hr-Umfrage ergeben. Davon sind nicht nur Kinder, sondern auch mehr und mehr das Personal betroffen, wie die Stadt Marburg am Mittwoch meldete. Eltern und Kinder sollten sich deswegen regelmäßig testen lassen.


Foto:
©