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Kategorie: Alltag
Das Problem mit den Personalpronomen

Klaus Jürgen Schmidt

Norddeutschland (Weltexpresso) – Haben wir doch alle in der Schule gelernt: Personalfürwörter! 
Also Wörter für's Personal!
Einzahl! Mehrzahl!


Und dann kommt der mit der Kelle und sagt: „Sie sind zu schnell gefahren!“

„Stimmt nicht,“ sag' ich, „ich bin alleine gefahren!“

„Ja, das seh' ich! Haben Sie was getrunken?“

„Wer denn noch außer mir? Siehst Du hier noch jemanden?“

„Duzen Sie mich nicht! Steigen Sie aus!“

„Wer jetzt? ... Du sagst dauernd SIE ... SIE sind, SIE haben ... das ist doch 3. Person Plural!“

„Nein, das ist 3. Person formal! ... Und duzen Sie mich nicht dauernd!“

„Also ich – 1. Person Singular – sage Dir – Dativ von DU – bei 3. Person formal hapert es schon wieder beim SIE!“

„SIE wird groß geschrieben!“

„Aber hier schreibt doch keiner – du redest, ich rede!“

„Duzen Sie mich nicht dauernd! Ich bin eine Amtsperson!“

„Ach so: Ein HERR? – Und Ihre Kollegin da, ohne Kelle? Die ist doch keine HERRIN!“

„Bitte?“

„Na ja, wenn ich später Euren Fragebogen ausfüllen muss, da ist doch anzukreuzen, wie man angeredet werden will. Da gibt’s meistens nur drei Möglichkeiten:
Ein Kästchen für „HERR“, vielleicht ein Kästchen für „TITEL“ und immer ein drittes für „FRAU“ ... „HERRIN hab' ich in noch keinem deutschen Formular gesehen, übrigens auch noch nicht das eventuelle Gegenstück zu HERR, nämlich DAME!“

„Das bleibt feierlichen Anlässen vorbehalten!“

„...Sagt der Herr als Amtsperson."

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©KJS-Archiv

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