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Kategorie: Bücher
philippDie Philippinen vom 15. bis 19. Oktober :Autor*innen, Kulturprogramm, Pavillon-Design, Teil 1

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Philippinen stellten Mitte der Woche im Rahmen einer Pressekonferenz in Frankfurt ihr umfassendes Ehrengastprogramm für die Frankfurter Buchmesse (15.-19. Oktober 2025) vor und unterstrichen dabei die wachsende Bedeutung des Archipels im internationalen Verlagswesen. Das Land organisiert über 77 Literaturveranstaltungen mit 100 Autor*innen und Kreativen, zudem werden 50 Künstler*innen bei Ausstellungen, Performances und Filmvorführungen zu erleben sein. Inspiriert von einer Zeile aus Jose Rizals Noli Me Tangere, spiegelt das Ehrengastmotto „Fantasie beseelt die Luft“ die engen Verbindungen zwischen philippinischer Literatur, Kultur und Geschichte wider und lädt ein internationales Publikum ein, sich mit den vielfältigen Überlieferungen des Landes auseinanderzusetzen.


Bei der Pressekonferenz sprachen Juergen Boos (Direktor der Frankfurter Buchmesse), Patrick Flores (Kurator des Ehrengast-Pavillons), Karina Bolasco (Kuratorin des Literaturprogramms), Stanley Ruiz (Designer des Ehrengast-Pavillons) sowie per Videobotschaft Senatorin Loren Legarda, die Initiatorin des Ehrengast-Projekts. Weitere Gäste aus den Philippinen waren die Autorin Candy Gourlay und der Autor Blaise Campo Gacoscos, die sich mit der Autorin und Übersetzerin Annette Hug über ihre frisch auf Deutsch veröffentlichten Romane austauschten, sowie die preisgekrönten Philippine Madrigal Singers mit Kostproben aus ihrem musikalischen Repertoire.


Karina Bolasco, Leiterin des Literaturprogramms, betonte: „Während wir die Bühne des globalen Literaturmarktes betreten – in einer Zeit, in der die Welt auf gefährliche Weise gespalten ist – begreifen wir unsere Räume: den Ehrengast- Pavillon, die Asia Stage und unseren Länderstand als Orte des Dialogs, des Zuhörens und der Reflexion – getragen von einer klaren Haltung und gegenseitigem Respekt. Unsere Foren laden zum Austausch von Ideen ein, geleitet von Erinnerung und Erfahrung und angetrieben vom Widerstand gegen jede Form von Ungerechtigkeit – ob noch im Entstehen begriffen oder bereits tief verwurzelt.“


Patrick Flores, Kurator des philippinischen Ehrengast-Pavillons, merkte an: „Die Philippinen wollen den Büchern ihres Landes, einschließlich ihrer Übersetzungen, eine angemessene, stilvolle, und intellektuell ansprechende Bühne bereiten und der Welt die reiche Geschichte ihrer Autor*innen und Leser*innen, die nationale Lesekultur und Literatur sowie das hohe Maß an Reife und Differenzierung, das diese erreicht haben, nahebringen.“


Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, sagte: „Die diesjährige Ehrengast-Präsentation öffnet ein Tor zur reichen kulturellen Vielfalt der Philippinen – einem Land, das vielen Menschen in Europa noch wenig bekannt ist. Ich freue mich sehr, dass die Geschichten von 7.641 Inseln mit über 100 verschiedenen Sprachen nach Frankfurt kommen, um uns die lebendige, lebhafte und auch widersprüchliche Geschichte unseres Gastlandes näherzubringen. Wir werden die philippinische Literatur live erleben – bei zahlreichen Veranstaltungen, von Lesungen, Diskussionen und Gesprächen bis hin zu FlipTop-Rap, die von Alltag und Neuanfängen, von politischen Umbrüchen, inneren Kämpfen und Selbstermächtigung erzählen. Durch die philippinische Literatur erhalten wir Einblicke in Kolonialismus und gesellschaftlichen Wandel und lernen mehr über Climate Fiction. Unter dem Motto Fantasie beseelt die Luft entsteht ein Programm, das Verbindungen schafft: zwischen Kontinenten und Generationen; zwischen kolonialem Erbe, Klimawandel und Zukunftsvisionen.“


Senatorin Loren Legarda, die Initiatorin des Gastland-Auftritts, sagte: „Wir sind ein Land, das durch das Lesen zu sich selbst findet – ein Volk, das sich Wort für Wort durch Katastrophen, Kolonialismus, Diktatur und Diaspora getragen hat und daraus lauter, beharrlicher, menschlicher hervorgegangen ist. Wir bringen eine Vielzahl von Stimmen nach Frankfurt, die sich gegen eindimensionale Erzählungen stellen – jede erzählt einen Teil des Ganzen und bietet ein Porträt der Menschheit in ihrer komplexesten und wahrhaftigsten Form.“ Sie betonte: „Mit unserer Fantasie entfliehen wir nicht der Realität. Sie ist wach. Sie hinterfragt, sie träumt und sie wagt mit weit geöffneten Augen die Welt zu sehen, wie sie ist, aber auch, was unsere Welt noch werden könnte."
Der Ehrengast-Pavillon der Philippinen


In seinem Vortrag erläuterte Patrick Flores, dass die architektonische Gestaltung und Szenografie des philippinischen Ehrengast-Pavillons einen lebendigen und vorurteilsfreien Raum für Selbstreflexion und Staunen schaffen wollen. Er erklärte: „Als Ehrengast schätzen die Philippinen die Einladung und Gastfreundschaft – und zugleich bringen sie an diesem Ort ihre eigene historische Erfahrung und ihre Perspektiven ein, in einer Gegenwart, die von intensiven Konflikten und Unmenschlichkeit gezeichnet ist.“ Der Pavillon erinnert an eine von Inseln besiedelte Lichtung und wird durch Bücher und Projektionen zeitgenössischer Künstler*innen belebt, welche die Literatur ihres Landes im Laufe der Jahreszeiten zeigen. Vier Bereiche sind jeweils dem Werk des Nationalhelden Jose Rizal, den Werken nationaler Künstler*innen und nationalen Kulturschätzen, der philippinischen Literaturgeschichte sowie den Büchern gewidmet, die in den letzten fünf Jahren über die Philippinen im Ausland erschienen sind.


Der von Stanley Ruiz entworfene Pavillon integriert landestypische Materialien in modulare Architekturen, die gleichzeitig als Mobiliar dienen. Die Konstruktion besteht vorwiegend aus Kapis (Muscheln), Bambus und Ananasgewebe sowie aus Stahl und Textilien. Im Zentrum seines Entwurfs stehen die Verwendung philippinischer Materialien und Techniken sowie Aspekte der Umnutzung und Nachhaltigkeit. Weitere Elemente sind die kreisförmigen Grundrisse, die an das Zusammenkommen und Teilen in philippinischen Gemeinschaften erinnern.

Wie Inseln gestaltet, sind diese Strukturen im Raum verstreut und doch sind die Wege zueinander fließend, mäandernd wie Wasserwege oder Pfade zwischen Hügeln. Ihre Oberflächen bestehen aus lichtdurchlässigen Membranen, die an Drachen oder Lampen erinnern und sich auf Anekdoten über Jose Rizal beziehen. Sie dienen zugleich als Projektionsflächen für Bewegtbilder von Gary-Ross Pastrana und Zeichnungen von David Medalla, die von Mervin Malonzo animiert werden.


„Der Pavillon vermittelt ein Gefühl von Leichtigkeit, Helligkeit und Großzügigkeit. Die offene Atmosphäre würdigt die Gaben des Schreibens und Lesens in einer beunruhigenden, aber hoffentlich auch unverwüstlichen Welt – erdacht von einem Gast, dessen Fantasie beseelt“, so Patrick Flores.

Fortsetzung folgt

Foto:
©Veranstalter

Info:
Weitere Informationen zum Thema und alle Veranstaltungsdetails finden Sie auf der offiziellen Website philippinesfrankfurt2025.com.