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Kategorie: Heimspiel
E muWie im Rausch spielt Eintracht Frankfurt mit 5:1 Bayern München nieder

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Manchmal wird man schon abergläubisch. Aber irgendwie war von Anfang an im Stadion eine Stimmung, die einen nicht nur positiv stimmte, sondern wo etwas in der Luft lag, etwas ganz Besonderes, was dann ab der ersten Sekunde des Spiels eintrat. Es gab eine siegeswillige Eintracht, die einfach loslegte.

E gegenmunchenIn den ersten drei Minuten hätten es schon gut Tore für die Bayern geben können, aber danach kamen die Eintrachtspieler wie ein Wirbelwind und hatten einen Tordrang, der leichtfüssig daherkam – und dann kam die 8. Minute. Gerade war Lewandowski vor dem Eintrachttor beleidigt wieder aufgestanden, als die Eintracht den Konter setzte. Das war im Nachhinein eine Szene wie auf einer Theateraufführung. Von der Pressetribüne aus ist man weit weg, sieht also eher eine Gesamtsicht. Der nach foulte Jerome Boateng an der Münchner Strafraumgrenze den fliegenden Goncalo Paciencia. Klar ein Elfer, auf den Schiedsrichter Markus Schmidt auch zeigte und gleichzeitig Boateng eine Gelbe Karte verpaßte. Richtig so.

Doch es ging nicht los. Was war los. Aha, Videobeweis. Und dann Korrektur: Doppelt! Aus dem Elfmeter wurde ein Freistoß, aber – und jetzt kommt‘s – aus Gelb wurde in der 9. Minute Rot für Boateng. Später werden die Münchner, auch Trainer Niko Kovac dies als Ursache für die Niederlage ansehen, was Quatsch ist. Es gab immer wieder Siege in Unterzahl. Richtig ist, daß nun das Spiel noch stärker zu einem der Eintracht wurde, weil die zuvor gezeigten Konter und der Drang zum Bayerntor einfach da waren. Beflügelt war die Eintracht, anders kann man das nicht ausdrücken.

Und für alle kommenden Tore wird sich zeigen, daß sie mit Glück ins Netz gingen, denn es sind Tore, die oft an den Rahmen des Tores abspringen, zurück ins Feld, aber Bildschirmfoto 2019 11 03 um 12.08.52diesmal war es genau umgekehrt, sie sprangen ins Tor hinein. Schon irre, wenn man weiß, wie oft die Eintracht in dieser Saison spielüberlegen war, aber trotzdem kein Tor erzielte, oft sogar verlor. Und heute lief alles wie am Schnürchen. Eine entfesselte Mannschaft, die sich in der zweiten Halbzeit noch steigerte und dann tatsächlich den Deutschen Meister Bayern München mit 5: 1 nach Hause schickte. Niko Kovac wird danach von der deftigen Niederlage sprechen und auch davon, daß er sich nicht erinnern könne, jemals so hoch verloren zu haben. Wir, d.h. die Frankfurter Journalisten haben aus seinen Worten nicht nur den Respekt, sondern auch die Sympathie für die Eintrachtspieler herausgehört. Genauso hat umgekehrt der Frankfurter Trainer Adi Hütter den Sieg fast runtergespielt und in Demut angenommen, was da passiert ist, ist gleichzeitig seinem Kollegen Kovac beiseite gesprungen, indem beide die Ursache für dieses Spiel im Platzverweis für Boateng sahen. Was, wie gesagt, nicht stimmt.

E muncWir benennen jetzt nur die Torschützen und das Drumherum und lassen stattdessen Bilder sprechen, die die Kraft, die an diesem Tage in der Mannschaft lag, die positive Gestimmtheit sinnlicher ausdrücken als alle Worte. Aber vor den Toren noch eine Überlegung zum Eintrachttrainer, der die Mannschaftsaufstellung wohl rund um die Hauptgefahr aus München: Robert Lewandowski baute. Das führte erstmals zum Opfer. Denn der Spielmacher der letzten Zeit, Makoto Hasebe, mußte auf die Bank. Er ist die verläßliche Größe der Eintracht. Für ihn hatte Martin Hinteregger die Spezialaufgabe, den Stürmerstar zu bewachen. Was bis auf eine Attacke hervorragend gelang. Martin Hinteregger fesselte geradezu den Bayern mit den meisten Bundesligatoren.

Aber, man kann auch anders anfangen. An diesem Tag spielte jeder der Eintrachtspieler auf seinem Topniveau und manche noch E nochdarüberhinaus, beispielsweise Filip Kostic, der unermüdlich war und dem in der 25. Minute das längst fällige Tor zum 1: 0 gelang. Als dann bald – auch das wird die Einmaligkeit dieses perfekten Mannschaftsspiels zeigen, daß nämlich die Tore von immer anderen Spielern erzielt wurden, während der eigentliche Stürmerstar der Eintracht, Bas Dost, in der 64. Minute durch Kamada ersetzt wurde – in der 33. Minute das 2:0 durch Djibril Sow fiel, war klar, daß diese Eintracht an diesem Tage nur von einer Bayernmannschaft in Hochform noch zu besiegen war.

Und als in der 37. Minute Robert Lewandowski nach einer Vorlage von Davies auf 2:1 verkürzte, waren dies die einzigen Minuten der Unsicherheit im Spielverlauf, ob nicht dieses Tor, wie gewohnt, zum Auftakt eines siegreichen Bayernspiels würden. Aber nachdem das Ergebnis bis zur Halbzeit blieb, war klar, daß die Münchner keinen Gegenschlag schaffen werden. Erst recht nicht, als das Spiel wieder losging und eine flinke, fleißige, spiel- und torsüchtige Eintracht loslegte. So wichtig, kurz nach Beginn das dritte Tor von David Abraham auf die Vorlage von da Costa hin und 12 Minuten später in der 61. Minute das 4: 1 durch Verteidiger Hinteregger, den Filip Kostic so gut bedient hatte.


Bildschirmfoto 2019 11 03 um 12.07.31Jetzt war eine Phase, wo der Druck und Drang zwar da war, aber 22 Minuten kein Tor fiel, bis in der 85. Minute Goncalo Paciencia nach einer Vorlage von André Silva zum Endstand 5:1 vollendete. Die Ecke der Bayern Fans hielt nur noch ein paar Fahnen hoch. Deren Stimmung wr weg. 

Ein Spiel, das man sich wird merken müssen für Zeiten, die auch anders kommen können und kommen werden. Aber die Unwägbarkeiten von Fußball haben an diesem Tag zugeschlagen und sind einmal mit Schmackes für die Eintracht ausgegangen.

Bildschirmfoto 2019 11 03 um 10.55.54Unglaublich, dieses 5:1, vom Ergebnis her genauso wie vom mitreißenden Spielverlauf, der alle Zuschauer wie besoffen machte, auch die, die kein Bier stemmen, wie so viele. Und bei den Spielern hätte man eher Champagner vermutet, so leichtfüssig und abgehoben spielten sie. Übrigens der erste Sieg gegen die Bayern im heimischen Stadion nach fast zehn Jahren!!

Natürlich hatte auch jeder im Sinn, daß es Niko Kovac war, der im vorletzten Jahr die Eintracht gegen die Bayern zum Pokalmeister gemacht hatte, der nun durch seine ehemalige Eintracht eine solche Fuhre gegen seine Bayern bekam. Fußball eben.
E ergebnism

Fotos:
Nr., 1,2,4,5 7,© eintracht.de
3,6,8 © Redaktion

Info:
Das nächste Spiel wird sehr entscheidend für die vorderen Tabellenplätze.
Am Sonntag spielt Eintracht Frankfurt gegen Freiburg, in Freiburg im Abendspiel um 18 Uhr. Derzeit besetzt Freiburg mit einem Punkt Abstand zur Eintracht den fünften Rang, die Eintracht den sechsten, was sich für beide noch ändern kann nach dem heutigen Abendspiel von Augsburg gegen Schalke.
Die Bayern, aktuell auf Platz 4,  empfangen zu Hause am Samstag um 18. 30 Uhr die Dortmunder, aktuell auf Platz 2 mit einem Punkt Vorsprung!