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Kategorie: Heimspiel

Weltexpresso druckt ohne Kommentar die Presseerklärung der Partei ab, die bei der OB-Wahl für Boris Rhein (CDU) votierte!!!

 

Wolfgang Hübner, Fraktion Freie Wähler

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „In der nun rasch zu Ende gehenden Ära Petra Roth wurden die Programmpremieren des Varietés Tigerpalast zum begehrten Tummelplatz derer, die sich einen Platz auf der Sonnenseite der Frankfurter Stadtgesellschaft gesichert haben. Die Entscheidung, wer dazu gehört und wer nicht, hat dabei kein Politiker, kein Banker und auch kein Künstler zu treffen, sondern ein ehemaliger 68er-Steinewerfer mit Namen Johnny Klinke.

Klinke kann eine bemerkenswerte Karriere als Direktor des Tigerpalasts und Gastronom vorweisen, vor allem aber als Zampano derer, die sich als Elite der Finanzmetropole verstehen, weil sie zu den Premieren in der Heiligkreuzgasse eingeladen werden. Petra Roth gehört selbstverständlich dazu, was sich für Klinke keineswegs nur ideell bezahlt gemacht hat. Auch Boris Rhein wäre, wenn er es denn in das Oberbürgermeisteramt geschafft hätte, ein äußerst gerne gesehener Vorzugsgast im Varieté gewesen. Darauf ließ jedenfalls die teure, von wem auch immer finanzierte Großanzeige in den Frankfurter Tageszeitungen schließen, die kurz vor der Stichwahl Klinkes Bild und seine Aufforderung an die wankelmütigen Grün-Wähler beinhaltete, keine Scheu vor der Entscheidung für den CDU-Kandidaten Boris Rhein zu haben, denn: „Boris Rhein ist nicht Roland Koch!“

 

Was immer Klinke damit sagen wollte, hat er doch auf überraschende Weise recht gehabt: Koch hat seine Wahlen fast immer gewonnen, Rhein hingegen hat gleich seine erste echte Bewährungsprobe eindeutig verloren. Nun steht nicht nur Rhein ohne das erstrebte Amt da, sondern ist auch Klinke vom realen Wahlverhalten der Grün-Wähler ziemlich blamiert worden. Der schon immer zu einem gewissen Größenwahn neigende Sponti-Veteran aus der Joschka Fischers berüchtigter Gang hat offenbar nicht bedacht, dass seine von persönlichen und finanziellen Interessen stark geprägte Vorliebe für die schwarz-grüne Koalition im Römer nicht unbedingt von denen geteilt wird, die keine Freikarten für die Premierenfeiern bekommen.

 

Nun sitzt der alternde Tigerpalast-Revolutionär mit düsterer Miene im Büro seines Etablissements und muss darüber sinnieren, wie er demnächst die ungeliebte graue SPD-Feldmaus namens Peter Feldmann hofieren soll. Denn dass Klinke flexibel genug ist, sich demnächst auch mit dem linken Maßanzug-Streiter gegen Kinderarmut zu arrangieren, kann als gesichert gelten. Immer-hin dürfte Klinke die Lektion begriffen haben, nie wieder sich politisch so weit aus dem Fenster zu hängen, wie er es mit Schaden für den Kandidaten Rhein glaubte tun zu müssen.

 

Ob CDU und Grüne, die nach wie vor die Mehrheit in der Stadtverordneten-versammlung wie auch im Magistrat bilden, aus ihrer spektakulären Pleite bei der OB-Wahl schon etwas gelernt haben, ist sehr zu bezweifeln. Denn in einer Mischung aus Schock und Trotz bekunden sie, nun erst recht zueinander und miteinander zu stehen. Die Hauptakteure beider Parteien können noch immer nicht fassen, ausgerechnet von einem Politiker besiegt worden zu sein, den sie noch in der Stadtverordnetensitzung Anfang März mit Hohn, Spott und demütigenden Zwischenrufen während Feldmanns Rede zur Einbringung des Haushalts bedacht haben. Ausgerechnet dieser Feldmann, der selbst in der SPD-Fraktion genug Verächter hat, soll also in Zukunft das Gesicht der Stadt Frankfurt sein? Das können, das wollen die nach der Kommunalwahl 2011 vor Arroganz und Ignoranz geradezu platzenden schwarz-grünen Granden noch ganz und gar nicht akzeptieren.

 

Doch werden sie das selbstverständlich akzeptieren müssen. Und sie werden spätestens nach der Bundestagswahl und der hessischen Landtagswahl im kommenden Jahr 2013, wahrscheinlich aber sogar noch davor die SPD mit ins Koalitionsboot nehmen und mit einem oder auch zwei hauptamtlichen Magistratsposten versorgen. Gegenläufige Behauptungen sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt stehen. Denn der im persönlichen Umgang freundliche, angenehm höfliche neue Oberbürgermeister Feldmann wird sich bis zu den wichtigen Wahlen in Bund und Land sicherlich keine großen Blößen geben, sondern im Amt mit gebotener Vorsicht einrichten.

 

Der linke Sozialpolitiker Feldmann kann in der Zeit bedauernd lächelnd darauf verweisen, dass er seine vielen kostspieligen Wahlversprechen ja gerne einlösen würde, aber leider, leider halt keine Mehrheit dafür habe. Für die schwarz-grüne Mehrheit aber bleibt dann nur die ebenso undankbare wie unpopuläre Rolle, dem einsamen Streiter für soziale Gerechtigkeit das Geld für die Bekämpfung von Kinderarmut, Wohnungsnot und Fluglärm hartherzig zu verweigern. Wie lange dabei die selbstsüchtigen Grünen mitmachen, ist eine Frage, die schneller beantwortet werden könnte, als sich die schon länger auf der abschüssigen Bahn befindliche CDU derzeit noch vorstellen möchte. Und soviel steht schon jetzt fest: Wenn die CDU erst einmal nicht mehr viel zu sagen hat in Frankfurt, werden bei Tigerpalast-Premieren etliche Freikarten an ganz neue Adressen gehen.

 

 Die von Boris Rhein wird dann wohl nicht mehr darunter sein, aber wenigstens Petra Roth wird in Anerkennung zahlreich gewährter Verdienstmöglichkeiten Klinkes noch ein Gnadenplätzchen reserviert bekommen. Und darüber sollten die zahlenden Tigerpalast-Besucher wie auch alle Tigerpalast-Verächter sich ganz einfach neidlos mit unserer Noch-Oberbürgermeisterin freuen. Übrigens wird Klinke rücksichtsvoll genug sein, Frau Roth nicht direkt neben dem künftigen Stammgast Peter Feldmann zu platzieren.“