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Kategorie: Heimspiel

Der Frankfurter Kulturdezernent Felix Semmelroth zieht Bilanz

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Jahresende hat auf der einen Seite etwas besinnliches, auf der anderen Seite ist es guter Brauch, sich über die Tätigkeiten im abgelaufenen Jahr zu vergewissern und Rechenschaft abzulegen, erst recht, wenn man ein politisches Amt besetzt.

 

Das Jahr 2015 festigte Strukturen für die kulturelle Entwicklung in Frankfurt am Main. Durch umfangreiche Investitionen für Bauvorhaben bei den Ausstellungshäusern sind diese zukunftsfähig. Auch die getroffenen Personalentscheidungen haben grundsätzlich programmatische Auswirkungen auf die Folgezeit. Damit hat die Kulturstadt Frankfurt auch in diesem Jahr eine schrittweise Erneuerung erfahren, die für Stabilität und Wachstum sorgt“, fasst Kulturdezernent Felix Semmelroth die Entwicklung in seiner Jahresrückschau zusammen.

 

Das gilt insbesondere für konkrete Maßnahmen beim Herzstück der Kulturlandschaft, dem Museumsufer Frankfurt. Gerade erfolgte beim Jüdischen Museum der Spatenstich als baulicher Auftakt für den Erweiterungsbau, schon steht im Frühling 2016 die Wiedereröffnung des Museums Judengasse mit seiner neuen Ausstellungskonzeption bevor. 27 Jahre nach der Eröffnung des Ausstellungshauses im Rothschild-Palais und 23 Jahre nach der Eröffnung des Museum Judengasse wird der Museumsbetrieb die räumlichen Voraussetzungen erhalten, um sich zeigemäßen Aufgaben zu widmen und als ein neuartiges Zentrum jüdischer Geschichte und Kultur zu definieren.

 

Bereits im Januar 2016 wird die Staffelübergabe an die neue Leiterin Dr. Mirjam Wenzel erfolgen. Dem Jüdischen Museum obliegt es auch, Führungen in der Erinnerungsstätte an der ehemaligen Frankfurter Großmarkthalle anzubieten. Diese thematisieren die historischen Hintergründe der Deportationen aus Frankfurt am authentischen Ort und beziehen die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ein. Bislang haben bereits zwölf Führungen mit jeweils bis zu 40 Personen stattgefunden, 14 weitere sind bereits ausgebucht. Die Erinnerungsstätte ist Teil der neuen QR-Code-Route entlang der Gedenkorte Frankfurt 1933 bis 1945. Das Mahnmal soll das Gedenken an die Deportation von mehr als 10 000 jüdischen Bürgerinnen und Bürgern Frankfurts unterstützen, die in den Jahren 1941 bis 1945 auf dem Gelände versammelt und von dort in Konzentrationslager deportiert wurden. Das Gesamtprojekt wurde von der Stadtverordnetenversammlung mit einem Kostenrahmen von 8,4 Millionen Euro beschlossen, davon trägt die EZB eine Million Euro.

 

Die offizielle Zeremonie des Spatenstichs steht im ersten Quartal 2016 ebenfalls beim Romantikmuseum bevor. Während die Fertigstellung des neuen Historischen Museums noch bis 2017 auf sich warten lässt, wird das Kindermuseum bereits Ende nächsten Jahres sein Domizil im Mutterhaus beziehen.

 

Dann kann auch das MOMEM, Museum of Modern Electronic Music, Gestalt annehmen. In diesem Monat wurde mit den Initiatoren ein „Letter of Intent“ unterzeichnet, so dass das MOMEM künftig an der Frankfurter Hauptwache die ehemaligen Räumlichkeiten des Kindermuseums mietfrei nutzen kann. Das Museum soll die Entwicklungsgeschichte der elektronischen Musik in Frankfurt als Entstehungsort dieses besonderen Musikgenres nachvollziehbar machen.

Gerade vom Magistrat beschlossen wurde das Raumprogramm für das stadteigene Zentraldepot der städtischen Museen. Das Projekt mit 15 000 Quadratmetern Nutzfläche wird durch die MuseumsBausteine GmbH koordiniert und sieht neben den Depotflächen gemeinschaftliche Restaurierungswerkstätten oder auch Ateliers zur Ausstellungsvorbereitung, Studienräume und Büros vor. Ein Zentraldepot wird notwendig, weil bei den Neubauten des Jüdischen Museums sowie des Historischen Museums auf Grund der Innenstadtlage keine Depotflächen integriert werden konnten. Weiterhin fallen hohe Mieten für die Depots des Museums der Weltkulturen und des Deutschen Architekturmuseums an. Eine zusätzliche Problematik ist, dass die aktuellen Magazinflächen quantitativ und qualitativ ungenügend sind – diejenigen des Archäologischen Museums und des Museums Angewandte Kunst sind bereits ausgeschöpft. Durch eine energetisch moderne Bauweise und das Wegfallen von Mieten können langfristig große Einsparungen erzielt werden.

 

Um die Definition kulturpolitischer Ziele im Voraus und die Ableitung konkreter Maßnahmen für deren Umsetzung ex post, ging es bei dem Expertengespräch „Weltkulturen in Frankfurt – Ethnologie und Museum im 21. Jahrhundert“. Nachdem das Weltkulturen Museum in der ursprünglich beschlossenen Fassung nicht realisierbar scheint, wurde bei der Diskussion über die nationale und internationale Bedeutung ethnologischer Museen heute sowie die Positionierung des Museums in der Frankfurter Stadtgesellschaft diskutiert. Die Veranstaltung soll als Themenreihe fortgesetzt werden. Die Ergebnisse können dann in die Suche nach Alternativen für zusätzliche Präsentationsflächen der ethnologischen Sammlung eingehen.

 

Die hohe Qualität der Frankfurter Museen zeigt sich neben Publikumsrekorden auch an der Entscheidung, dass das Deutsche Architekturmuseum 2016 den deutschen Beitrag auf der Architekturbiennale in Venedig kuratiert.

 

Besucherströme verzeichnen erneut die Städtischen Bühnen. Das Schauspiel Frankfurt konnte mit einer Platzauslastung von 87,5 Prozent aufwarten – die zusätzlichen 10 000 Besucher im Vergleich zur vorherigen Spielzeit setzten sich besonders aus einem jungen Publikum zusammen. Die Einnahmen stiegen um 15 Prozent auf 2,98 Millionen Euro. Ab Spielzeitbeginn 2017/2018 soll Anselm Weber Intendant von Schauspiel Frankfurt und Mitgeschäftsführer der Städtischen Bühnen Frankfurt GmbH werden. Damit wird das Schauspiel Frankfurt auch zukünftig ein renommierter Ort mit hervorragender künstlerischer Perspektive sein. Mit der Mischung aus Innovation und Tradition lag die Oper Frankfurt bei Publikum und Kritik erneut ganz vorne und wurde gemeinsam mit dem Nationaltheater Mannheim zum Opernhaus des Jahres gewählt. Zur positiven Bilanz gehört auch die Verlängerung des Geschäftsführers und Intendanten der Alten Oper Dr. Stephan Pauly bis 2022.