Drucken
Kategorie: Heimspiel

Politische Begleitung der Frankfurter Stadtregierung (CDU/Grüne mit OB von der SPD) zum 71. Jahrestag der Auschwitzbefreiung

 

Manfred Schröder und pia

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Selten sind die Verlautbarungen so einmütig wie die für den heutigen Jahrestag der Befreiung von Auschwitz – wir müssen einfach dazusagen durch die Rote Armee, weil inzwischen ja manche die auf dieselbe Stufe stellen wollen, wie die SS -Verbrecher. Wir nicht.

 

Aber heute ist ein Tag der demokratischen Einheit, denn endlich ist der gemeinsame Feind ausgemacht, in dessen Barbarei niemand mehr fallen will. Klar, solche Jahrestage enthalten auch viele Worthülsen oder auch redundante Vergleiche, zumal sich bei jedem Artikel über das Gedenken des Tages Dinge wiederholen. Aber das macht nichts. Wir bringen hier auch gerne die längeren Redepassagen.

 

Nachdem Peter Feldmann (SPD), der Frankfurter OB am Vortag in der Universität Frankfurt zusammen mit Benjamin Ortmeyer die Neuauflage von BERICHTE GEGEN VERGESSEN UDN VERDRÄNGEN von 100 überlebenden jüdischen Schülerinnen und Schülern über die NS-Zeit in Frankfurt am Main vorgestellt hat, war damit verbunden die Bedeutung der Erinnerung an die NS-Zeit bezogen darauf, wie sie heute ganz aktuell ist. Vor kurzem erst wurde die Stelle zum Gedächtnis- und Erinnerungsort ausgebaut, wo im Dritten Reich in Frankfurt jüdische Mitbürger 'gesammelt' wurden, nachdem man sie aus ihren Wohnungen unter Gewalt geholt hatte, im Keller der Großmarkhalle zusammenpferchte und von dort aus über den Ostbahnhof in die KZs im Osten mit Wagen der Deutschen Reichsbahn transportierte. Wir werden über diese Veranstaltung gesondert berichten.

 

 

Uwe Becker betont die Bedeutung des 27. Januar für die heutige Zeit

 

Frankfurts Kirchendezernent Uwe Becker betont aus diesem Anlass die „Verantwortung zur Menschlichkeit“.

 

Der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz wurde 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust wurde dieser Tag von den Vereinten Nationen im Jahr 2005 erklärt.

 

Wir wollen diesen Tag zum Anlass nehmen, um zuvorderst der Opfer des Holocaust zu gedenken. Auschwitz steht für eine entmenschlichte Maschinerie perversen Staatsterrors und industriellen Massenmordes, dem Millionen von Menschen auf grauenhafteste Weise zum Opfer gefallen sind, und der nur deshalb in solch schrecklicher Kaltblütigkeit möglich war, weil zu viele mitgemacht und zu viele weggesehen haben. Der Holocaust ist auch in Frankfurt nicht über die Menschen hereingebrochen, sondern er wurde von Frankfurtern an Frankfurtern verbrochen“, betont Becker.

 

Die Befreiung von Auschwitz ist auch heute noch Auftrag an die Gesellschaft, nachzudenken, was die verbrecherische Zeit des Nationalsozialismus für unser heutiges Zusammenleben bedeutet. Die Auseinandersetzung mit diesem schrecklichen Thema schafft Orientierung für die Zukunft“, erläutert Becker. „So etwas darf nie wieder geschehen. Wir müssen gemeinsam für die Freiheit und Vielfalt in unserer Stadt eintreten. Wenn Frankfurter bedroht werden, wenn jüdisches Leben in unserer Stadt bedroht wird, dann muss die Stadtgesellschaft geschlossen dagegen aufstehen.“

 

Leider müssen wir 71 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz feststellen, dass Europa nicht frei von Antisemitismus ist, sondern eher wieder ein Erstarken antisemitischer Tendenzen zu beobachten ist. Und auch wenn sich der Antisemitismus oftmals einen Umweg über Antizionismus sucht, richtet sich der Hass doch immer wieder gegen Menschen jüdischen Glaubens. Gerade eine Stadt mit einer auch großen jüdischen Tradition wie Frankfurt hat hier eine ganz besondere Aufgabe. Aus der begangenen Schuld, die immer Teil der Geschichte und damit auch der Identität unseres Landes und auch unserer Stadt bleiben wird, resultiert die Verantwortung in Gegenwart und Zukunft, gegen jegliche Form von Antisemitismus und Antizionismus anzugehen. Wir alle tragen Verantwortung zur Menschlichkeit“, sagt Becker.

 

 

Nargess Eskandari-Grünberg zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

 

 

Am 27. Januar 2016 jährt sich zum 71. Mal der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. „Auch und besonders in diesem Jahr gemahnt uns dieser Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus daran, dass es in diesem Land keinen Platz für Populismus, Antisemitismus, Rechtsradikalismus, Homophobie und Diskriminierung geben darf. Wir tragen in diesem Land eine besondere Verantwortung“, sagt Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg anlässlich des Gedenktages.

Die Integrationsdezernentin weiter: „Brennende Asylbewerberunterkünfte und Hetze gegen Menschen, die als Flüchtlinge bei uns Schutz suchen, sind auf das Schärfste zu verurteilen und mit allen Mitteln unseres Rechtsstaats zu verfolgen. Wir sind als demokratische Gesellschaft gefordert, uns klar zu positionieren. Fackelzüge rechter Gruppen, wie sie in einigen Städten geplant sind, sind ein Affront gegenüber all den Opfern des Nationalsozialismus, sie sind ein Affront gegenüber den Geflüchteten und sie sind ein Affront gegen unsere Demokratie.

Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit, wie wir sie heute in Deutschland kennen sind keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Errungenschaft all jener, die dafür gekämpft haben. Diese Werte sind es auch, die die Grundlage unseres Zusammenlebens ausmachen. Wir in Frankfurt leben in einer Stadt, in der Vielfalt zuhause ist. In Frankfurt leben Menschen aus 180 Nationen, knapp 50 Prozent der Menschen haben einen Migrationshintergrund und Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Religion, Geschlecht oder sexueller Identität haben in dieser Stadt keinen Platz.

Stattdessen geht es darum, sich für ein friedliches Zusammenleben aller einzusetzen. Integrationspolitik, die für Teilhabe und Chancengerechtigkeit steht, spielt hierbei eine wichtige Rolle. Denn nur, wenn Menschen an unserer Gesellschaft teilhaben können und dürfen, können wir von einem gleichberechtigten Miteinander sprechen. Aus diesem Grunde ist es wichtig, dass auch die Menschen, die vor Krieg und Verfolgung zu uns fliehen, eine Chance bekommen, an dieser Gesellschaft teilhaben zu können.
Teilhabe das heißt Zugang zu Sprache, Zugang zu Bildung, Zugang zum Arbeitsmarkt. Das heißt aber auch Befähigung zur Teilhabe an unserer Demokratie, an unserem Gesundheitssystem, an unserem Bildungssystem und an unserem gemeinsamen Miteinander. Zu diesem gemeinsamen Miteinander gehört auch das Bewusstsein für die Geschichte dieses Landes und ein verantwortungsvoller Umgang mit dieser.“

 

Kommentar:

Schade eigentlich, daß diese beiden Dezernenten nichts zu Fritz Bauer gesagt haben, den man am Tage des Gedenkens der Opfer immer mitdenken muß, weil er durch die Auschwitzprozesse den Rahmen unverrückbar festgestellt hatte, wo die Grenzen für die Erfüllung bei Anweisungen von oben verlaufen. Denn daß sie kleine Rädchen gewesen seien, war unisono der Tenor dieser Feiglinge, die von nichts gewußt hatten und selbst vor den Gerichtsschranken noch arrogant auftraten. Bauer hat mit dem Gedenktag noch mehr zu tun.Darum kommt er hier wenigstens ins Bild. Denn die überlebenden Auschwitz- und sonstigen KZ-Häftlinge mußten sich ihre finanzielle Entschädigung für das, was weder mit Geld noch sonst wie zu entschädigen ist, aber wenigstens mit Geld ein Weiterleben sichert, erst durch Prozesse erstreiten. Der erste war Norbert Wollheim, der das IG Farben eigene KZ Buna/Monowitz überlebte und gegen die IG Farben auf Entschädigung prozessierte und gewann. Fritz Bauer hatte in dem von ihm in Braunschweig 1952 geführten Prozeß erreicht, daß die Richter den NS-Staat als Unrechtsstaat brandmarkten, wo der klassische Tyrannenmord rechtens ist, was zur Folge hatte, daß die bisher keine Rente erhalten habenden Witwen der Widerständler nun diese bekamen, die SS- und Witwen anderer Nazistrukturen hatten diese seit 1945 bis an ihr Lebensende erhalten.

 

Foto: Fritz Bauer, der Hessische Generalstaatsanwalt, der die Auschwitzprozesse in Frankfurt ermöglicht hatte