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Kategorie: Film & Fernsehen
f Fikkefuchs PlakatSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 16. November 2017, Teil 5

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Tolle Nachrichten aus Frankfurt am Main. Man könnte geradezu vermuten, daß die Frankfurter Verkehrsgesellschaft (VGF) Geld bekommen hätte für ihr beabsichtigtes und ausgesprochenes Verbot, die Werbeplakate für den Kinofilm FIKKEFUCHS an Frankfurter Bus-, Straßenbahn- und U-Bahnstationen aufzuhängen.

Ursache ist das Filmplakat selbst, das eine weibliche Silhouette in Weiß vom Magen bis zu den Oberschenkel zeigt, die als Scham einen schwarzen Fuchskopf ziert, der sogleich Assoziationen über innere weibliche Geschlechtsteile nach sich zieht. Das Plakat ist übrigens auch in München aus dem Verkehr gezogen worden, wobei einen das Wort Verkehr in Bezug auf Sexismusvorwurf der Verkehrsgesellschaft natürlich antörnt.

In Frankfurt nun machte das Verbot der VGF derart Schlagzeilen, daß der Film in der Presse und sonstigen Öffentlichkeit gleich einen Bekanntheitsgrad erhielt, der nur noch gesteigert wurde, als nach ein paar Tagen dies Werbeverbot aufgehoben wurde. Man habe sich im Anliegen des Films geirrt, war eine Begründung, eine andere, daß man sich mit Sexismus auf Plakaten noch einmal auseinandergesetzt habe. Sexismus war nämlich die Begründung für das Verbot.

Die Frankfurter Frauendezernentin Rosemarie Heilig hatte sich ebenfalls eingemischt: das Plakat sei nicht sexistisch, weil sich der Film „mit grimmigem Humor mit den gescheiterten Potenzfantasien von Männern auseinandersetzt“ . Sie sieht Sexismus eher und eindeutig in den Plakaten der Autoindustrie, wenn sich halbnackte Frauen auf Kühlerhauben räkelten, damit diese Automarke besser verkauft werde. Richtig. Und wir, die wir in Frankfurt wie in jeder deutschen Stadt ständig damit konfrontiert sind, daß Riesenplakate halbnackte Frauen in Spitzenunterwäsche und anderem als Werbung für Unterwäsche zeigen, finden, daß sich die VGF genau darum kümmern sollte.

Den Film selber finden wir entsetzlich. Er ist vulgär, was unappetitlich bleibt, auch wenn wir mit filmischer Absicht notgeile Männer und ihre Potenzprobleme einerseits und fehlendes Menschenmaterial andererseits sehen sollen und dann die lächerliche Art, wie sie wenigstens in homöopathischen Dosen im Doppelpakt davon genesen.

Gerne konstatieren wir der Produzentin des Films Saralisa Volm die besten Absichten. Die hatte gegenüber der FR gestern erklärt: „In Bezug auf den Film selbst hätte ich jegliche Form des Vorwurfs erwartet. Er ist eine Satire, er spaltet...Aber ich hätte nie erwartet, daß wir mit dem Plakatmotiv auf Probleme stoßen würden, das sind ja total entspannte, grafische Plakate. Das finde ich schon ein bißchen absurd.“ Frau Volms definiert sich als Feministin und sieht entsprechend auch ihren Einsatz für diesen Film als feministisch.

Das wollen wir ihr überhaupt nicht absprechen, sondern auf ihre eigene Aussage, daß der Film die Zuschauer spalte, verweisen. Wir sind abgespalten. Der Film bringt ein altbekanntes Problem auf die Leinwand. Da gibt es den geborenen Frauenhelden, der zu guten Zeiten mit der Klampfe in der Hand jede Frau rumkriegte, der nun mit dem Altern nur noch seine Phantasien bemühen kann, aber nicht mehr bei den von ihm Angebotenen – natürlich so junge Dinger wie damals - landen kann. Hier heißt er Rocky (Jan Henrik Stahlberg – der übrigens auch der Regisseur des Film ist) und galt einst als „der Stecher von Wuppertal“. Das ist schon schlimm genug. Allerdings kommt es schlimmer, viel schlimmer. Denn der Vater hat einen Sohn, der von Anfang an die Frauen im Visier, dennoch keine abbekommt. Thorben (Franz Rogowski) geilt sich an Internetpornos auf, verbindet sexuelle Frustration mit Gewalt, versucht, eine Frau zu vergewaltigen, was ihm eine Einweisung in die Psychiatrie und dort eine Therapie einbringt, die wir erst einmal miterleben, bis er abhaut – und es zu seinem Vater schafft.

Die Szenen, wie sein Vater, der vom Sohn nichts weiß, erst einmal von seiner Vatereigenschaft überzeugt werden muß, sind die besten im Film. Denn der sonst tumbe Kerl von Sohn, belagert den Vater phantasievoll, bis dieser nach und nach das Produkt der Nacht mit „Gudrun aus Wuppertal“ akzeptiert.

Die beiden halten nun zusammen gegen den Rest der Welt und vor allem gegen die Frauen, die sich ihnen entziehen. Sicher ist da viel Wahres dran, aber ich muß das nicht auf der Leinwand sehen, um von der Schrecklichkeit solcher Männerabklatsche überzeugt zu werden, die einem Männlichkeitsbild nachleben, das es nie gab. Solche Männer waren immer schon vulgär und männliche Abziehbilder, was sie ja eigentlich von Frauen erwarteten, ihre sexuellen Phantasien gelten der Frau als Ware, als Konsum, den man vernascht. Und dann wird über alles auch noch eine kitschige Soße gegossen.

Gut allerdings, wenn nur ein einziger Mann, der zuschaut und in diese Kategorie paßte, anderen Sinnes wird. Allerdings wäre das zu wenig, einen ganzen Film durchzustehen.


Im Presseheft wird die oben zitierte Produzentin Saralisa Volm gefragt:

Sie sind bislang vor allem als Schauspielerin in Erscheinung getreten. Warum haben Sie nun die Seiten gewechselt?

Angefangen hat das 2013. Da habe ich einem Freund, Igor Plischke, mit dem ich davor schon öfter zusammengearbeitet hatte, bei seinem neuen Film DIE VERWANDLUNG geholfen. Und dann fragte ich ihn, wer den Film eigentlich produziert. Denn für mich war schon immer klar, dass mein Interesse an Film viel zu groß ist, als dass ich da prinzipiell immer alles aus der Hand gebe und "nur" spiele. Igor hatte noch keinen Produzenten und so habe ich das dann einfach gemacht. Also haben wir zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk und dem Medienboard diesen Film gedreht.


Wie kamen Sie zu dem Stoff und was genau hat Sie daran gereizt?

Für DIE VERWANDLUNG hatten wir Jan Henrik Stahlberg gecastet. So haben wir uns also damals kennen gelernt. Jan hat uns dann irgendwann kontaktiert, denn er war auf der Suche nach einem Produktionsteam für FIKKEFUCHS. Ich habe das Drehbuch bekommen, das schon sehr weit entwickelt war. Mich interessieren Komödien meistens nicht, aber als ich sein Drehbuch las, fand ich es fantastisch und musste ständig lachen. Ich war überrascht, dass es so schräg und so drüber und bösartig ist - das musste ich auf jeden Fall produzieren! Was ich zudem sehr spannend fand, war, dass der Film den Mut hat, wirklich in diese tiefen Männerwelten einzudringen und sich dem, was dabei hervorkommt auch zu stellen.

Foto: ©

Info:

BESETZUNG

Rocky JAN HENRIK STAHLBERG
Thorben/Thorsten FRANZ ROGOWSKI
Sigmar THOMAS BADING
Wilson SUSANNE BREDEHÖFT
Bukake JAN POHL
Manni HANS ULLRICH LAUX
Harald ROALD SCHRAMM
Psychologin SARALISA VOLM