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Kategorie: Film & Fernsehen
f todliches verlangenNeu auf DVD und Blu-ray seit heute, 24. Januar 2018

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) – Eines könnte man diesem Film wirklich nicht vorwerfen, nämlich daß er den Zuschauer nicht unentwegt an seinen Wahrnehmungen zweifeln ließe, so gründlich wirbelt der Film die Geschichte durcheinander, so daß man ständig in Trab gehalten wird und gespannt auf die Auflösung wartet, ja ihr direkt entgegenfiebert.

Ein wahrer Thriller – und das Problem ist einfach, daß man den Film nur sehr formal vorstellen kann, denn von den wahren Begebenheiten, das, was am Schluß völlig sinnvoll alles zusammenhält, darf man einfach nichts verraten. Aber daß hier etwas nicht stimmt, das spürt man von Anfang an. Da sieht man eine hysterisierte junge Frau mit dunklem Kopf und grünen Augen die Treppe hinunterhasten, empört, zutiefst wütend etwas nach oben rufend, ihr Kind packend und einwickelnd und aus dem Haus stürmen. Ist sie gerade geschlagen worden, was war da los, daß sie ging, denn es sah so aus, als ob sie nie wiederkehre und für immer ginge. Aber wohin? In ein Frauenhaus?

Schnitt. Wie aus einem Werbefilm für das Glück von reichen Leuten erleben wir das Ehepaar Angela (Gina Gershon) und Brian Morgan (Nicolas Cage). Sie leben in sehr begüterten Verhältnissen, in einem großen Haus mit weitläufigem Garten, einem imposanten Schwimmingpool und in inniger Beziehung zu ihrer kleinen Tochter. Luxus und Glück pur. Sowohl in der Liebe der Erwachsenen zueinander wie zu ihrem Kind. Die Mutter war gerne berufstätig, ihre interessante Tätigkeit fehlt ihr, weshalb sie nach Jahren, in denen sie sich nur der Tochter und der Familie gewidmet hatte, gerne wieder arbeiten möchte.

Und dann denkt man, aha, denn Angela trifft auf eine junge Frau, die uns bekannt vorkommt, nur hat sie eine andere Haarfarbe, ist blond geworden. Daß auch die Augenfarbe gefakt ist, dem sehen wir zu, wenn sie mit schnellem Handgriff etwas ins Auge führt, was ihre Pupillen verändert. Hat sie denn immer noch Angst vor der Gewalt, deretwegen sie wohl am Filmbeginn aus dem Haus flüchtete? Aber das war in einer völlig anderen Gegend der USA. Macht nichts, denn längst geht hier die Handlung weiter und wir erleben, wie sich die junge Frau doch etwas sehr auffällig Angela nähert, sich geradezu an sie heranmacht und längst haben wir auch ihren Namen in der Vorstellung erfahren. Es ist Katie (Nicky Whelan), die mit ihrer kleinen Tochter – die beiden Mädchen sind altersmäßig nicht weit auseinander – hierher gezogen ist, um die gewalttätige Vergangenheit hinter sich zu lassen. Hier will sie noch einmal neu anfangen.

Die sehr mildtätige Angela will sofort helfen und nachdem sie erlebt hat, daß Katie nicht nur mit ihrer eigenen Tochter, sondern auch ihrer liebevoll umgeht, glaubt sie, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Sie schlägt vor, daß Katie mit ihrer Tochter kostenlos ins Gartenhaus der Familie Morgan zieht und daß Katie in den Stunden ihrer Abwesenheit, um ihren Beruf wieder auszuüben, als Kindermädchen fungiert. Dem Ehemann ist das erst einmal nicht recht, aber an ihm erleben wir auch, wie sich mittelalterliche Männer von jungen hübschen Frauen grundsätzlich irritiert fühlen, geht nun ein Verführungsspiel von ihnen aus oder nicht.

Jetzt macht der Film eine Volte, der die erneute Berufstätigkeit in der Luft hängen läßt und in der der Zuschauer auch hinter die Kulisse von Reichtum und Glück blickt: Jahrelang hatte Angela trotz vieler Versuche keine Kinder bekommen können, schließlich bekamen sie über eine Leihmutter ihr Kind, das biologisch also das Kind von Vater und Mutter ist, aber von einer Fremden ausgetragen wurde. Und als alles so gut läuft, kommt mit Macht der Wunsch nach einem zweiten Kind. Aber warum die ganze Geschichte noch einmal umständlich in Gang setzen, wenn es doch auch möglich wäre, daß Katie das Kind des Paares austrägt?

Gesagt, getan, Katie wird auf diese Weise schwanger. Aber inzwischen merkt auch Angela, daß mit Katie etwas nicht stimmt, was sich der Zuschauer schon früher dacht, wenn er den Besitzanspruch von Katie erlebte, mit dem sie über die Gegenstände des Paares verfügt, in ihr Gartenhaus bringt. Aber das sind nur Sachen. Schlimmer ist es, wenn Angela erlebt, wie Katie emotional die Tochter Angela entfremdet, sich als die bessere Ersatzmutter präsentiert und nun Schlag auf Schlag Situationen passieren, die allesamt deutlich machen, daß Katie nicht nur das Kind austrägt, sondern die ganze Familie als ihre und auch den Ehemann als ihren betrachtet. Nein, Angela ist nicht nur eifersüchtig, sondern da ist noch mehr.

Schluß. Mehr darf man nicht verraten. Aber was man sagen darf, das ist, daß, wenn man glaubt, nun die Lösung zu wissen, mit der nächsten Szene die Verwirrung und auch die nächste Auflösung weitergeht, diese endgültige Klärung ist dann wirklich unerwartet und stark!

Also spannend bleibt der Film, so daß aus dem Thriller ein scharfer Psychothriller wird.

Aber – mit Verlaub – eine inhaltliche Kritik haben wir schon. Am Drehbuch also. Die Figur der Angela ist einfach zu positiv gestaltet, besser: die des Ehepaar. Es wird zu stark auf das eigene Recht gepocht, wenn man ein Kind von einer anderen Frau austragen läßt, daß diese nämlich keine mütterlichen Gefühle dem Kind gegenüber haben darf. Diese Einseitigkeit, mit der wir Zuschauer dauernd zu Verteidigern und Komplizen des auch nicht ganz koscheren Ehepaares gemacht werden, ging mir gegen den Strich.

Foto: 
©

Info:
Regie
Jonathan Baker

Darsteller
Nicolas Cage, Gina Gershon, Faye Dunaway, Nicky Whelan, Natalie Eva Marie, Natalie Eva Marie, Tyler Jon Olson, Jonathan Baker

Drehbuch
Chloe King

Musik
Kevin Kiner

OV-Titel
Inconceivable

Starttermin
Januar 2018 auf DVD (1 Std, 50 Min)

Genre
Thriller

Produktionsland
USA/Kananda

Verpackung:
HD Keep Case

Altersfreigabe:
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren

Sprachen:

Deutsch DTS-HD MA 5.1
Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel:
Deutsch

Region:
B

Disc Kapazität:
BD-25 GB

Bildformat(e):
1920x1080p (2.40:1) @23,976 Hz

Video-Codec:
MPEG-4/AVC

Extras
Deleted Scenes, Behind the Scenes, Trailer, Bildergalerie