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Kategorie: Film & Fernsehen

Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. Januar 2013, Teil 2

 

Helga Faber und Miriam Leister

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Stimmt, Frankfurt kommt wieder vor in dieser Filmkomödie, die witzig und kurios daherkommt und doch bleibt einem manchmal das Lachen im Hals stecken, nicht weil sich das Grauen dahinterverbirgt, sondern, weil man zu sehr ahnt, wie es weitergeht.

 

SCHLUSSMACHER 

Paul ist ein gut aussehender und sehr arbeitswilliger junger Mann. Er will hoch hinaus. Für die sogenannte Schlussmachagentur ist er deutschlandweit im Dienst. Was das ist? Eine Agentur, die den Leuten die oft peinliche und emotionsgeladene Arbeit abnimmt, mit etwas Schluß zu machen: sei es mit der Liebe, sei es mit der Arbeitsbeschäftigung, sei es mit dem Leben. Ein Trennungsservice also, wo die Kunden ohne Tränen, ohne Panik, ohne Schuldgefühle Schluß machen lassen können.

 

Paul selbst hat es schon oft mit den Frauen vergeigt und hat immer lieber gleich selbst Schluß gemacht, als Probleme in einer Beziehung zu „bearbeiten“. Denn eigentlich hat er Angst vor zu großer Nähe. An die wahre Liebe hat er noch nie geglaubt. Irgendwo in seinem Hinterstübchen sehnt er sich danach. Aber dazu müßte er sein oberflächliches Gehabe aufgeben. Davor hat er Angst.

 

Das macht es ihm natürlich leichter, seine schräge Tätigkeit professionell auszuführen. Paul fährt zu den Menschen nach Hause, klingelt bei ihnen an der Tür und bittet sich meist schon selbst hinein, um dann die schlechte Nachricht zu überbringen. Seine potentiellen Kunden sind die Menschen, die feige sind, genug Geld haben, um andere die emotionale Dreckarbeit machen zu lassen und unangenehmen Dingen, wie zum Beispiel mit seinem Partner Schluß zu machen, ganz bewußt aus dem Weg gehen. Denn genau diesen Teil übernimmt der junge Geschäftsmann Paul, der hier, weil es nicht um ihn selbst geht, das Ganze cool und geschäftsmäßig, wozu auch das angemessene Mitleid gehört, angeht.

 

Dann aber wird sein glattes und gefühlsloses Leben nach und nach auf auf den Kopf gestellt. Denn einer seiner zahlreichen Aufträge geht mächtig in Hose. Im Auftrag eines zahlungsfähigen Vaters übernimmt er erst, dessen Tochter von ihrem unmöglichen Freund zu lösen, denn sie aber eigentlich liebt und dann überbringt er diesem die Botschaft, er müsse aus der Wohnung ausziehen, was dieser aus Schreck unter Mitnahme einer Topfblume erst einmal tut. Aber der anhängliche Toto verkraftet weder die Trennung, noch weiß er,wo er überhaupt hin soll. Damit hat Paul nicht gerechnet, bringt diesem im Hotel unter, wo dieser sich mitsamt der Topfpflanze vom Balkon stürzen will, weswegen Paul klein beigibt und den ängstlichen und sich allein fühlenden Toto zu sich nach Hause mitnimmt. Gerade er, der menschliche Nähe scheut, die dieser durch Milan Peschel überzeugend wehleidig und gleichzeitig liebevoll gezeichnete Kerl im Übermaß hat.

  

Alles Ausbruchsversuche nützen nichts. Es wird immer chaotischer, wie der frisch verlassene Toto sich an die Fersen des abgebrühten und arroganten Paul heftet und in selbst bei seinen Dienstgeschäften unterwegs begleitet. Eine Woche sind die beiden in ganz Deutschland unterwegs. Eigentlich geht es um die letzten Aufträge, die sicherstellen sollen, daß nach der Rückkehr Paul als Teilhaber in der Agentur aufsteigt. Aber einerseits passieren mit diesem Toto an seiner Seite die dollsten Dinge, andererseits wird dem Protagonisten Paul allein schon dadurch wie Toto von seiner Liebe in Berlin redet und von ihr schwärmt und sie liebhat, wieder klar, was im Leben wirklich wichtig ist.

 

Das geht alles etwas Holterdipolter, zumal seine Freundin Natalie, die mit ihm wegen seiner Unverbindlichkeit Schluß gemacht hatte, nun einen anderen Paul erlebt und mit ihm weitermachen möchte. Mit der Agentur ist es Essig, aber Toto hat wieder die Seine.

 

 

Matthias Schweighöfer führt wieder einmal selbst die Regie und spielt die Hauptrolle und einerseits wird dies ein erfolgreicher Film werden, weil er seinen Charakter durchaus ambivalent anlegt und keinen Macho zeigt, sondern einen, der aus Unsicherheit und Angst vor Nähe so tut als ob. Aber andererseits sind die Späße eben oft vorhersehbar und einigermaßen platt, was einem leid tut, denn die Idee hat was, auch wenn George Clooney schon mal ähnlich unterwegs war. Aber nicht hier, sondern in den USA.